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Mit gutem Beispiel voran

Axel Bungart

Braucht eine Spielregel Beispiele?

Neulich beim Philosophieren: Braucht eine gute Spielregel eigentlich Beispiele, die das Geschriebene verdeutlichen?

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Für mich ist eine gute Spielregel eigentlich nur die, die Sachverhalte präzise und vollständig wiedergibt und dies auch mit entsprechenden Beispielen verdeutlicht. Umso überraschter war ich von mir selbst über meine Schlussfolgerung in einer kürzlich geführten Diskussion: Wenn man es genau nimmt, braucht eine – nach obiger Definition – gute Spielregel gar keine Beispiele. Weder verbale noch illustrierte.

Beispiele blähen Spielregeln auf …

Wieso kam ich trotz meiner gegenteiligen Überzeugung zu dem Schluss? In (geschätzten) 98 % der Regelpassagen, die durch ein Beispiel ergänzt werden, ist die textliche Regelbeschreibung sowieso schon ausreichend. Die beispielhafte Darstellung einer Spielsituation, ob grafisch oder nur verbal unterlegt, wird dann schon nur noch beiläufig betrachtet, weil sie redundant erscheint. Beispiele wären in diesen Fällen also entbehrlich, weil sie eine Spielregel nur aufblähen.

… und enthalten manchmal die eigentlich wichtige Regelpassage

In manchen Spielregeln werden aber wichtige Details nur in Beispielen erwähnt – oder genauer gesagt: versteckt. Da werden nicht erlaubte Spielzüge beschrieben, Spielplandetails erklärt oder Abrechnungsmodalitäten ergänzt, die in der restlichen Regel mit keiner Silbe erwähnt werden oder schlimmstenfalls dieser sogar widersprechen. Würde man (wie ich) dann die Spielregel lesen, ohne die Beispiele zu beachten, entgingen einem diese wichtigen Hinweise. Das darf aber nicht sein! Ein Beispiel darf durchaus einen Sachverhalt verdeutlichen, der vorher bereits verbal zu definieren versucht wurde, wenn ein Beispiel das Verständnis eines komplexen Sachverhalts erleichtert oder unterstützt. Je komplizierter das Thema, desto hilfreicher ein Beispiel. Optimal wäre es, wenn man Beispiele lediglich dazu einsetzte, allgemein gehaltene Regeln aufs Konkrete zu reduzieren. Und genau dann ist ein Beispiel erlaubt, ja notwendig. Ein konkreter Bezug im Text auf ein nachfolgendes Beispiel ist dabei durchaus hilfreich, denn damit entsteht auch die Verbindung zwischen Text und Beispiel.

Spielregeln: von der Theorie zur Praxis

So viel zur Theorie. Aber warum würde ich jetzt eine Spielregel mit bebilderten Beispielen dennoch einer rein textlichen vorziehen – und damit den Zwist zwischen meiner Ursprungshaltung und meiner zweiten Theorie erklären? Wahrscheinlich, weil sie schöner zu lesen ist. Weil Bildchen drin sind, die außer einem Regelverständnis eine erste Antizipation bewirken, einen ins Spiel ziehen können. Ich baue trotzdem weiterhin auf Autoren und Verlage, ihre redaktionellen Kompetenzen auch dafür einzusetzen, dass ein Beispiel eben nicht nur das ist, was es laut Duden sein soll: ein „beliebig herausgegriffener, typischer Einzelfall als Erklärung für eine bestimmte Erscheinung oder einen bestimmten Vorgang […]“. Dann würde ich meine Theorie insoweit modifizieren, dass eine Spielregel gar keine unnötigen Beispiele benötigt.

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2 Kommentare

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Hendrik Breuer 7. März 2014 at 18:40

Du solltest wahrscheinlich nicht vergessen, dass es reihenweise Spieler gibt, die nur sehr selten Regeln lesen. Da helfen Beispiele, insbesondere Bilder (ein Bild sagt mehr und so weiter…), ungemein. Bebilderte (also bebeispielte) Regelhefte kommen den Lesegewohnheiten vieler Spieler vermutlich näher als kurze und prägnate Texte, die für uns Vielspielern ausreichen würden.

Ich kenne eine ganze Reihe an Spielern, die Regeln oft nicht verstehen, wenn diese nur textlich (oder verbal, wenn ich erkläre) dargestellt werden. Zeigt man denen dann das Spielmaterial, wird meistens alles sofort verstanden.

Gruß,

Hendrik

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Frank Riemenschneider 11. März 2014 at 12:57

Es ist leider so. Ohne bebilderte Beispiele würden viele „normale“ (die sich nicht immer mit Spielen beschäftigen) Menschen die Regeln gar nicht verstehen. Regeln scheitertern tatsächlich am lesen und verstehen. Versteh ich nicht, als Rückmeldung von Erwachsenen auf einfache Kinderspiele, bekomme ich regelmäßig. Trauig: Unabhängig vom Bildungsstandard. Es wird sich einfach nicht mehr die Zeit genommen um ein Spiel zu lernen. „Dafür (diese Drecksregel zu lesen) hatten wir keine Zeit (Ich kann es nicht mehr hören!).“ Schuld sind dann die Regel und das Spiel. Zu langweilig und kompliziert, heißt es dann. Der eigentliche Grund ist aber, die Regel wird, wenn überhaupt, nur schnell überflogen und wichtige Details so einfach übersehen. Wenn es ganz doof läuft, werden die Spiele gespielt, ohne zuvor einen einzigen Blick in die Regel zu werfen. Zum Glück gibt es noch genug Aktivisten wie uns, denen Regel lesen/lernen noch Spaß macht.  

 

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