Der Markt der Escape-Spiele ist mittlerweile kaum noch zu überblicken und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Um sich aus der Fülle der Angebote abzuheben, muss man sich also schon etwas Innovatives einfallen lassen. Der Verlag Game Factory richtet sich daher mit seiner neuen Reihe 50 Clues und dem Genre der Escape-Thriller an ein eher erwachsenes Publikum. Nicht umsonst steht auf dem Schachtelcover der Hinweis 16+ und auf der Rückseite wird auf explizite Gewaltdarstellungen hingewiesen, weswegen diese Spielereihe nicht in die Hände von jüngeren Kindern gehört.
Worum geht es bei der Leopold-Trilogie?
Aber worum geht es eigentlich? 50 Clues besteht aus drei Spielen der sogenannten „Leopold-Trilogie“, von denen mir Teil 1: Das Pendel der Toten vorliegt. Geschrieben hat die Reihe der dänische Autor Jeppe Norsker, der hier mal einen etwas anderen Ansatz für ein Escape Spiel gewählt hat. Man spielt das Spiel nämlich aus der Sicht der Täterin, wobei hier natürlich nicht verraten wird, was sie getan hat und um wen es sich beim namensgebenden Leopold handelt.
Die drei Spiele hängen thematisch zusammen, sind aber bezüglich der Handlung in sich abgeschlossen.
Wer möchte, kann sich auf der Homepage des Verlags das kostenlose Minispiel „Der Schrein“ herunterladen, um schon mal ein Gefühl für die Atmosphäre der Spiele zu erhalten.
Das Gefühl beim Spielen
Wer nordische Krimis kennt, wird nicht erstaunt sein, dass sich im Spiel ein beklemmendes Gefühl einstellt, alleine schon deswegen, weil die erfreulich großen Karten durchweg in düsteren Grautönen gehalten sind. Einziger Farbtupfer ist ein dunkles Blutrot. Soviel sei verraten, dass unsere „Titelheldin“ Maria heißt und wir uns in einer forensischen Psychatrie befinden, aus der wir versuchen zu entkommen, um unseren Sohn zu finden. Da das Spiel nur aus Karten besteht, sind auf diesen verschiedenfarbig umrandete Zahlen zu finden, die uns weitere Karten erschließen oder auf Kombinationen bzw. Codes hindeuten, die man auf der Hompage von 50clues.com abrufen kann. Ein internetfähiges Gerät ist also Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Spielen. Ebenfalls auf der Homepage findet man ein kurzes Tutorial-Video, das in die grundsätzlichen Regeln des Spiels einweist und zeitlich fünf Jahre vor der Spielhandlung angesiedelt ist.
Das Fazit: interessante, lineare Abläufe
Wir haben das Spiel in einer Dreiergruppe erfahrener Escapespieler in Angriff genommen und waren zunächst überrascht, wie zügig wir die Rätsel lösen konnten. Allerdings war dann doch das ein oder andere schwierigere Rätsel zu überwinden und so mussten wir Hinweise in Anspruch nehmen, die uns am Ende eine Erfolgsquote von 72 Prozent bescherte. Das Spiel wird auf der Homepage automatisch gespeichert, sodass man es jederzeit unterbrechen kann, ohne den Spielfortschritt zu verlieren. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, dass man sich zwar Hinweise geben lassen kann, diese aber nicht bewusst auf konkrete Rätsel abfragen kann. Da die Spielhandlung aber sehr linear ist, passten die meisten Hinweise schon zu den gerade auftauchenden Hindernissen, zumal wir bei Das Pendel der Toten ja auch durch die Eingabe von Codes und Kombinationen mitbekommen, wo man gerade ungefähr steht. Wenn man einen Hinweis bekommt, kann man diesen noch um zwei weitere Stufen ergänzen, die immer präzisere Hilfestellungen geben.
Die Altersangabe ab 16 Jahren ist gerechtfertigt, da wir uns bei manchen Aktionen ungläubig anschauten und sagten: „Das machen wir doch jetzt nicht wirklich?“. Aber im Gegensatz zu den üblichen eher familientauglichen Escape-Spielen, agieren wir hier eben in der Rolle einer verzweifelten Frau, die bei ihren Problemlösungen nicht gerade zimperlich vorgeht. Aber durch die Gewalt und düstere Handlung hebt sich das Spiel eben auch von den üblichen Spielen dieser Gattung ab. Ob man das mag, ist natürlich Geschmackssache. Uns hat es auf jeden Fall überrascht und gefesselt.
Naturgemäß spielt man ein solches Spiel nur einmal, da die Handlung ja dann bekannt ist. Da wir hier nichts zerstören, falten oder sonst wie unbrauchbar machen, kann man das Spiel weiterverkaufen oder –verschenken. Damit das aber nicht zu oft passiert, hat der Verlag einen Code auf die Innenseite des Deckels geklebt. Nur wenn man diesen eingibt, kann man das Spiel auf der Homepage aktivieren. Der Code ist dreißigmal aktivierbar, dann verfällt er. Für den Verlag mag das nachvollziehbar sein, damit ein Spiel nicht zu lange zirkuliert, ohne dass man weitere Exemplare verkaufen kann, aber bei anderen derartigen Spielen, z. B. der Unlock-Reihe, wird auf eine solche Einschränkung verzichtet. Beim Erwerb eines gebrauchten Spiels ist also immer Vorsicht geboten, weil man zunächst nicht erkennen kann, wie oft der Code noch aktivierbar ist.
Jetzt stellt sich nur die Frage, wie es nach Das Pendel der Toten mit der Leopold-Trilogie weitergeht. Das Interesse ist bei uns auf jeden Fall geweckt.
Infos zu Das Pendel der Toten – Die Leopold-Trilogie 1
- Titel: Das Pendel der Toten - Die Leopold-Trilogie 1
- Verlag: Game Factory
- Autor: Jeppe Norsker
- Spieleranzahl (von bis): 1-5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
- Dauer in Minuten: 90
- Jahrgang: 2020
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