Infos zu Deus
- Titel: Deus
- Verlag: Heidelberger Spieleverlag, Pearl Games
- Autor: Sébastien Dujardin
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12-
- Dauer in Minuten: 40-80
Zivilisationsspiele sind im allgemeinen eine eher komplexe und zeitraubende Angelegenheit. Das Regelwerk hat gefühlt den Umfang eines Telefonbuches und die Spiele sind häufig auf Konfrontation ausgerichtet. Deus von Sébastien Dujardin (Pearl Games) ist ein Zivilisationsspiel und doch das komplette Gegenteil. Die eigentlichen Spielregeln passen auf drei großzügig bedruckte DIN-A4-Seiten und Krieg oder ausschweifende Auseinandersetzungen sucht man vergeblich. Trotzdem hat es (fast) alles, was ein großes Zivi-Spiel auch besitzt: Man breitet sich aus, gründet Städte, sammelt Rohstoffe, befriedet Barbarendörfer und lässt den Fortschritt voranschreiten. Die Welt von Deus ist aus verschiedenen Kontinenten aufgebaut, die jeweils aus den gleichen, aber variabel angeordneten Gebieten bestehen: Zwei Meere, ein Barbarendorf (inklusive ein paar Siegpunktplättchen) und vier Landgebiete, denen jeweils ein Rohstoff zugeordnet ist.
Wie wird Deus gespielt?
Jeder Spieler startet mit fünf Handkarten. Deus ist denkbar einfach, da es nur zwei Aktionsmöglichkeiten gibt: Ein Gebäude bauen oder den Göttern ein Opfer bringen. Ein Gebäude wird gebaut, indem man die Baukosten (Rohstoffe und Gold) bezahlt, die auf der Karte abgebildet sind, die Karte an das eigene Tableau anlegt, ein entsprechendes Gebäude auf den Plan stellt (normalerweise in ein bereits besetztes oder angrenzendes Gebiet) und dessen Aktion nutzt. Es gibt sechs verschiedene Gebäudearten (etwas verwirrend auch Schiffe oder Elefanten sind gemäß der Spiellogik Gebäude), die jeweils unterschiedliche Aktionen ermöglichen und so Rohstoffe produzieren, Geld oder Siegpunkte erwirtschaften und Militäreinheiten auf dem Spielplan umher marschieren und allerlei Schabernack veranstalten lassen. Besonderer Clou ist, dass alle anderen Karten dieser Sorte, die sich bereits am Spielertableau befinden, ebenfalls aktiviert werden. Da fünf Gebäude pro Art vorhanden sind, kann eine Kartenaktion so bis zu fünf mal ausgelöst werden.
Konzentration auf wenige Gebiete scheint sich also auszuzahlen, um so wahre Monsterzüge zu bewerkstelligen. Als Gegengewicht dazu gibt es die Tempel, die zwar keine Aktionen auslösen, dafür aber bis zu zwölf Siegpunkte pro Karte bringen können. Der erste Tempel darf ohne Einschränkung gebaut werden, ab dem zweiten Tempel muss aber bereits mindestens eine weitere Karte pro Gebäudeart ausliegen, ab dem dritten derer zwei und so weiter. Eine Mischstrategie ist also auch nicht zu verachten.
Um einem Gott zu opfern, wird eine beliebige Anzahl an Handkarten abgeworfen und die Kartenhand wieder auf fünf aufgefüllt. Die zuletzt abgelegte Karte, gibt den Gott an, der die Huldigung erfahren durfte und dessen Macht man nun nutzen darf. So können Gold, Rohstoffe, Siegpunkte, zusätzliche Handkarten und weitere Gebäudesteine gewonnen werden.
Das Spielende wird entweder durch den Bau des letzten Tempels oder durch den Angriff auf das letzte Barbarendorf ausgelöst. Sollte nämlich durch das Setzen oder die Bewegung eines Spielsteines (Militärgebäude sind mobil) ein Dorf komplett umschlossen sein und mindestens eine Militäreinheit angrenzend stehen, wird das Dorf automatisch angegriffen und die Punkte dem militärisch stärksten Spieler vermacht. Danach kommt es nach einer abschließenden Runde zur Abrechnung, wo neben den Tempeln auch noch Mehrheiten an Rohstoffen und Gold für Punkte sorgen.
Wie gut ist das Brettspiel Deus?
Deus ist ein Spiel der Kategorie „leicht zu spielen – schwer zu meistern“. Einige Regelpassagen hätten vielleicht etwas griffiger formuliert werden können, ein kleiner Logik-/Übersetzungsfehler ist auch vorhanden, aber da ist nichts, was den Einstieg in das Spiel wirklich erschwert. Etwas verwirrend ist bestenfalls noch die Farbgestaltung, so ist Holz auf den Karten mit einem grünen Symbol abgebildet, die Waldgebiete sind grün, nur die Rohstoffmarker sind braun.
So einfach Deus auch ist, es gibt einige strategische Optionen: Setze ich auf eine starke Produktion? Versuche ich möglichst viele Barbarendörfer zu plündern? Welche Karten spiele ich, welche benutze ich als Opfergabe? Ein wirklich gezieltes Vorgehen und das Aufbauen einer Punkte-, Ressourcen- oder Geldmaschine und dem effizienten Ausnutzen der verschiedenen Karteneffekte und eventueller Synergien ist anspruchsvoll. Abhängig ist dies natürlich von den Karten, die mir zur Verfügung stehen. Ein gewisser Glücksfaktor ist daher nicht zu verleugnen. Aber: Auch das gezielte Abwerfen, sprich opfern der Karten, ist wichtig, mit dem der Schrecken der Fortuna abgemildert werden kann. So kann durch das Opfern die Kartenhand auf bis zu zehn Karten aufgestockt werden, was die Optionen doch erheblich steigert. Geld oder Rohstoffe lassen sich gleichermaßen auf diesem Wege immer besorgen, selbst wenn die eigene Kartenauslage das nicht hergibt. Ein besonderes Dilemma besteht bei den Tempelkarten: Einerseits können sie als Joker bei der Opfergabe gespielt werden, andererseits können sie am Spielende entscheidend sein (mögliche zwölf Punkte pro Karte sind nicht zu verachten).
Selbst wenn jeder Spieler vornehmlich mit sich selbst beschäftigt ist, das Spiel ist trotzdem „gemäßigt“ interaktiv, auch wenn sich dies auf kleine Diebestätigkeiten beschränkt, dem Blockieren von Mitspielern (für drei Siegpunkte kann man allerdings jederzeit neu am Rand starten), darauf, jemanden ein anvisiertes Gebiet vor der Nase wegzuschnappen oder dem Kampf um die Siegpunkte aus den Barbarendörfern. Das alles läuft aber ohne direkte Konfrontation ab, es gibt zum Beispiel keine Möglichkeit gegnerische Gebiete zu übernehmen. Wer also auf ein hohen Interaktionsgrad Wert legt, wird bei Deus nicht glücklich werden. Der besondere Reiz in Deus liegt darin, die verschiedenen Kartenkombinationen auszuloten und einfach das beste aus seiner jeweiligen Kartenhand zu machen. Es spielt sich flott, einfach rund und ist dank variabler Spielfeldgröße in allen Besetzungen sehr gut spielbar. Das alles macht Deus zu einem tollen Spiel, eine gelungene Mischung aus Glück und Taktik und damit ein echtes Highlight des Jahrgangs 2014!
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