Frankreich im Jahre 1831. In einem kleinen Dorf des Départments Ardèche, das durch seine verkehrsgünstige Lage ein recht hohes Aufkommen von Reisenden zu verzeichnen hat. Dort, in diesem idyllischen Dörfchen, beschließt eine geldgierige Familie, diesen Umstand für ihre Zwecke auszunutzen. Sie eröffnet eine Herberge des Grauens. Ganz legal werden hier Gäste ausgeraubt, und manchmal sieht man diese nie wieder aus der Herberge herauskommen …
Um was geht es beim Spiel Die blutige Herberge?
Wir, als Mitglied der Familie, versuchen natürlich, unsere Schäfchen in das sprichwörtlich „Trockene“ zu bringen. Oder, wie hier, in das Grab und unter die Erde! Dafür stehen uns die verschiedensten Aktionen in diesem kartengesteuerten Spiel von Nicolas Robert (Pearl Games) zur Verfügung. Wer am Ende des Spiels Die Blutige Herberge am meisten Geld gescheffelt hat, ist das tüchtigste Mitglied der Familie und somit der Sieger.
Wie wird Die blutige Herberge gespielt?
Nun, wir sind nicht allein und unsere lieben Verwandten haben genauso wie ich nur ein Ziel: „Geld scheffeln“, egal auf welche Art und Weise. Hierzu stehen jedem Spieler zu Anfang zunächst einmal so genannte Gastkarten („Bauern“) zur Verfügung! Denn um Gäste dreht sich in diesem Spiel alles. Während die Bauern täglich unsere Lokalität besuchen, um sich ein wenig von ihrer harten täglichen Feldarbeit zu erholen, strömen in der ersten und zweiten Jahreshälfte die verschiedensten Gäste in unsere Herberge, um ein Zimmer zu mieten. Diese unterscheiden sich in ihrer Art, Stufe und wie viel Geld Sie mit sich schleppen. Diese Informationen sind enorm wichtig. Denn ein Gast kann auch als Anbau benutzt werden. Aber hierzu später mehr. Jeder Gast wird einem ganz bestimmten Typus zugeordnet. Es gibt Kaufleute (blau), Handwerker (rot), Ordnungshüter (grau), Klerus (lila) und Adlige (grün). Zusätzlich zur farblichen Unterscheidung hat jeder Typus noch eine ganz spezielle Eigenschaft, die einem bei weiterem Spielverlauf sehr nützlich sein kann. Aber wie verläuft denn jetzt eine Spielzug?
Ein Spielzug im Detail
Die Gäste werden vom Startspieler gezogen und dann auf ein noch freies Zimmer in der Herberge verteilt. Nach Ankunft der Gäste stehen jedem Spieler zwei Aktionen zur Verfügung. Haben alle ihre erste Aktion getätigt, fahren der Startspieler mit seiner zweiten und dann im Uhrzeigersinn die andere Spieler mit ihrer Aktion fort. Wir können einen Gast bestechen, einen Anbau errichten, einen Gast umbringen, eine Leiche beerdigen oder aber passen.
„Einen Gast bestechen“ ist ganz einfach. Wir wählen einen Reisenden – egal in welchem Zimmer er untergekommen ist -, bezahlen diesen mit Gastkarten aus unserer Hand in Höhe der Stufe des gewählten Reisenden. Es gibt Reisende der Stufe 0 bis 3. Je nach Stufe müssen wir nun keine oder ein bis drei Karten ausspielen. Da wir aber am Anfang nur zwei Bauern auf der Hand haben, die nur als reines Zahlungsmittel fungieren, ist unsere Auswahl sehr eingeschränkt. Haben wir es aber geschafft, wird der Reisende zu unserem Komplizen. Ab sofort können wir uns nun die spezielle Eigenschaft zunutze machen.
„Einen Anbau tätigen“ läuft in gleicher Weise ab wie „Einen Gast bestechen“. Aber was ist ein Anbau? Nun, jeder Reisende hat in er linken unteren Ecke auf der Karte ein Häuschen-Symbol mit einem Nutzen unterschiedlichster Art. Hat man die benötigten Kosten bezahlt, wandert der Reisende nicht auf die Hand, sondern wird vor uns auf dem Tisch abgelegt. Dieser gilt nun als Anbau und kann dazu benutzt werden, seine Leichen zu beerdigen.
Um „Eine Leiche beerdigen“ zu können, müssen wir zunächst einmal „Einen Gast umbringen“. Auch hier kann man sich einen Reisenden aus einem Zimmer aussuchen und muss Karten in höhe der Stufe ausspielen. Jetzt liegt dieser tot vor uns, doch jetzt gilt es, die Leiche beiseitezuschaffen. Tunlichst sollten wir diese mit unserer zweiten Aktion versuchen zu beerdigen, sollten sich noch Ordnungshüter in der Herberge aufhalten. Können wir dies nicht, so muss der örtliche Totengräber für uns einspringen und das wird teuer. Mit 10 Franc pro Leiche sind wir dabei, wollen wir nicht verhaftet werden.
Nehmen wir aber einmal an, wir können nun unsere „Leiche beerdigen“. Sie wissen bestimmt schon, was jetzt passiert!? Genau! Wieder müssen Karten in höhe der Stufe des getöteten Reisenden ausgespielt werden. Nun haben wir zwei Optionen zur Verfügung. Entweder wir verbuddeln die Leiche unter einem unserer Anbauten und kassieren das Geld ein, das dieser mit sich führte. Oder aber wir beerdigen ihn unter einem Anbau eines anderen Spielers. Nachteil hier, wir bekommen nur die Hälfte des Barvermögens des Gastes. Die andere sackt unser lieber Mitspieler ein, dem der Anbau gehörte.
Die letzte Aktionsmöglichkeit wäre das „Passen“. Hier verzichten wir auf eine der vier Aktionen und können, wenn wir möchten, den Notar des Dorfes aufsuchen (der natürlich mit uns unter einer Decke steckt), um unser Geld reinzuwaschen. Hier tauscht man einfach sein Bargeld in 10-F-Schecks um oder genau anders herum.
Am Rundenende werden noch drei Schritte durchgeführt: Polizeiliche Ermittlungen (nur wenn sich noch mindestens ein Ordnungshüter in der Herberge aufhält). Die Abreise eventueller Gäste, die sich noch in einem Zimmer (farblich passender Schlüssel) aufhalten und die Löhne müssen noch ausbezahlt werden. Für jeden Komplizen auf der Hand muss 1 Franc bezahlt werden. Nach Abhandlung dieser drei Schritte beginnt wieder eine neue Runde mit der Begrüßung der Reisenden.
Die blutige Herberge: Was bleibt oberhalb der Grasnarbe übrig?!
Mir wollte doch so gern Die Blutige Herberge gefallen! Schon allein das Thema des Spiels, mordende Herbergsbesitzer, sprach mich sofort an. Auch das Artwork passt wie die Faust aufs Auge. Sicherlich für viele gewöhnungsbedürftig, aber meiner Meinung nach sehr gut getroffen. Das Material und die Qualität ist okay und für das Spiel vollkommen ausreichend!
Aber leider offenbart das Spiel eine große Schwäche. Was mich am meisten stört, sind die zwei Aktionen pro Zug. Man kommt damit nicht so richtig in die Gänge. Das Spiel nimmt zu keinem Zeitpunkt an Fahrt auf und man hat immer das Gefühl, einfach zu wenig Einfluss auf das Geschehen üben zu können.
Der Kartenmechanismuss ist tricky und fordernd. Aber um diesen voll ausschöpfen zu können, fehlt uns einfach die ein oder andere Aktion mehr. Das ist Schade, und so plätschert das Spiel dahin und jeder versucht, für sich die beste Kombi zu finden. Viele Wege führen zum Ziel und nicht immer muss ich dabei jemanden unter die Erde bringen. Auch ein Sieg ohne eine einzige Leiche ist möglich! Aber will ich das denn?! Nein, verdammt noch mal. Wenn schon eine blutige Herberge dann auch mit ordentlich Leichen im Keller! So bleibt außer einem pfiffigen Kartenmechanismuss und einem toll passenden Artwork nicht mehr viel oberhalb der Grasnarbe übrig. Schade, denn so ist Die Blutige Herberge leider ein Fall für den örtlichen Totengräber!
Infos zu Die blutige Herberge
- Titel: Die Blutige Herbege
- Verlag: Pearl Games
- Autor: Nicolas Robert
- Spieleranzahl (von bis): 1-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
- Dauer in Minuten: 60
- Jahrgang: 2015
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Spiele-Offensive
1 Kommentar
Hey, mein vierter Kommi hier!
Von allen Spielen aus dem letzten Jahr war das der größte Flop. Vor der Messe waren alle ganz heiß und dann kam so ein lahmes Ding. Für mich haben die Spiele der Belgier immer mehr nachgelassen. Schade!