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Fieser Fiesling

Fieser Fiesling - Ausschnitt - Foto von HUCH

Beim Öffnen einer Packung mit der Aufschrift Harzer Käse rechnet man mit (bestialischem) Gestank. In einer Dose mit der Aufschrift Gulaschsuppe erwartet man zurecht etwas, das die Bezeichnung verdient. Gleichsam vermutet man in der Spieleschachtel mit dem auffallend gedoppelten „fies“ im Titel etwas spielerisch Fieses (mutmaßlich von Friedemann Friese).blank

Doch weit gefehlt. Weder der gedoppelte Wortinhalt noch die F-Alliteration führen auf die richtige Spur. Bei dem Kartenspiel Fieser Fiesling von Robert Brouwer (Huch!) geht es um die Versteigerung von Immobilien und das Abgreifen des dafür gebotenen Geldes.

So spielt man Fieser Fiesling

Fieser Fiesling - Spielkarten - Foto von Axel Bungart

Zwei bis sechs Spieler erhalten eine übersichtliche Anzahl an Geldscheine im Wert von (nicht näher bezeichneten) 10-500K (also x 1.000). Damit bieten sie in Versteigerungen nach und nach auf insgesamt 17 Gebäude. Deren Wert liegt zwischen 50 und 850K.

Die Versteigerung einer zufällig aufgedeckten Häuserkarte beginnt konventionell mit einem beliebigen Gebot. Der nächste Spieler kann überbieten oder passen. Oder er kann seinen Fiesen Fiesling ausspielen, was so viel bedeutet, dass er es ab diesem Moment nicht mehr auf das Gebäude, sondern auf das dafür gebotene Höchstgebot abgesehen hat. Alle anderen (so sie nicht auch einen Fiesling spielen) streiten sich weiter um das Gebäude. Wurde das Gebäude ersteigert, geht das Geld an den Fiesling. Sind mehrere Fieslinge im Spiel, gewinnt von diesen, wer das höchste Gebot abgegeben hat. So kommt man wieder zu Geld.

Wurden alle Gebäude versteigert, gewinnt, wer die Gebäude mit dem höchsten Wert ersteigern konnte.

Wo liegt der Reiz von Fieser Fiesling?

Fieser Fiesling - die Fiesling-Karte - Foto von Axel Bungart

Fieser Fiesling soll laut Schachtelangabe ab zwei Spielern spielbar sein. Das ist gelinde gesagt Murks. Zu zweit entwickelt sich nichts von dem, was das Spiel interessant machen könnte. Auch zu dritt und selbst zu viert (Tendenz: besser) vermag es nicht zu überzeugen. Unsere Erwartung war, dass es zu sechst besser wird. In der Tat wurde es da abwechslungsreicher und die Spieler hatten mehr Raum für Entscheidungen. Es kam dann auch öfter vor, dass zwei oder mehr Spieler gleichzeitig einen Fiesling ausspielten, was Parallelauktionen bewirkte, die einerseits die Konkurrenz befeuern, andererseits den Ärgerfaktor erhöhen, was aber für Spielspaß sorgt.

Der eigentliche Reiz des Spiels liegt aber tatsächlich im Geldmanagement. Da man nur eine begrenzte Anzahl und zudem recht wenig kleine Geldscheine zur Verfügung hat, muss man gut abwägen, mit welchem Gebot man einsteigt. Große Scheine treiben den Preis, mit kleinen überbietet es sich besser.

Fieser Fiesling - Detail der Karten - Foto von Axel Bungart

Früher oder später muss man einen Fiesling einsetzen, um wieder neues Geld zu erhalten. Hier ist Timing gefragt. Wertvolle Häuser sind zwar eine willkommene Gelegenheit, da für sie tendenziell mehr geboten wird. (Obwohl deren Wert nichts mit dem Kaufpreis zu tun hat.) Doch diese Häuser will man eigentlich für sich haben. Man kann aber nur auf das Haus oder das Geld bieten. Daher sollte man stets wissen, welcher Häuser noch kommen, und man muss beobachten, wer bereits Häuser in welchem Wert ersteigert hat. So hat man später noch die Chance, seine Immobiliensammlung auszubauen.

Floppt ein Fiesling, weil das versteigerte Haus zu einem Schnäppchenpreis weggegangen ist, strapaziert das das eigene Budget umso mehr, denn man hat nur zwei Fieslinge zur Verfügung. Alternativ könnte man sogar mit seinen bereits ersteigerten Häusern bieten, doch wirft man diese damit in den Rachen anderer Fieslinge.

Thema verfehlt

Was das mit Fies-Sein zu tun hat, hat sich uns nicht erschlossen. Thematisch hätte es ein Titel mit Bezug auf das Geld eher getroffen. Ebenso steht das freundlich anmutende Schachteldesign im Kontrast zum eher rustikalen Spieletitel und bietet keine Rückschlüsse, was es damit auf sich haben könnte. Dass man hinter dem Titel ein Spiel des grünen Bremers vermuten könnte, spricht mehr für das Marketing von 2F als gegen das von Huch!. Ist aber eher ungeschickt.

Hübsch aber langweilig

Fieser Fiesling - Schachtel und Material - Foto von HUCH

Das Kartenspiel Fieser Fiesling lässt sich recht schnell erklären, was auch anhand der gut bebilderten und fehlerfreien Spielregel ermöglicht wird. Das Design hat mir beim Öffnen der Packung sofort gut gefallen. Die Häuser sind witzig designt, die Karten eindeutig gestaltet. Altersangabe und angegebene Spieldauer kommen hin. Dennoch: Keiner meiner Mitspieler fand Fieser Fiesling überzeugend und fies schon gar nicht. In keiner Besetzung. Eine weitere Partie mochte niemand freiwillig spielen. Und da muss ich mich leider anschließen.

Infos zu Fieser Fiesling

  • Titel: Fieser Fiesling
  • Verlag: HUCH!
  • Autor: Robert Brouwer
  • Spieleranzahl (von bis): 2-6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 25
  • Jahrgang: 2022

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