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Fifth Avenue

Fifth Avenue von Reich der Spiele

Infos zu Fifth Avenue

  • Verlag: Ravensburger
  • Autor: Wilko Manz
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 100
  • Jahrgang: 2004

Der Bauboom ruft die Spieler, jeder versucht möglichst viele Hochhäuser in den lukrativsten New Yorker Stadtteilen zu errichten. Im Grunde ist alles ganz einfach: Bauplatz ersteigern, Gebäude hochziehen, ab und zu ein Geschäft eröffnen und nebenbei die Konkurrenz ärgern. Allerdings ist das Spiel sehr vielschichtig und nutzt eine Kombination von Mechanismen, die ungewohnt wirkt und deren Tragweite sich erst auf dem zweiten oder gar dritten Blick erschließt.

Der Plan zeigt sieben Stadtteile und den Central Park. Zunächst wird in jedes Stadtviertel ein zufällig gezogenes Geschäft auf einen der Bauplätze gelegt. Danach verteilt jeder Spieler zwei Hochhäuser auf die Bauplätze und erhält drei weitere in seinen Vorrat. Dazu gibt es Handkarten in den Farben der Bauplätze und neutrale Karten. Im Laufe des Spiels werden Kommissionssteine über die Stadtteile gezogen, die Viertel entsprechend markiert. Erreicht einer der Kommissionssteine den Central Park und wird dann auf die Ausgangsposition zurückgesetzt, kommt es in allen zuvor von diesem Stein durchwanderten Stadtteilen zur Versteigerung.

Die Versteigerungen sind das Herzstück des Spiels, denn wer diese gewinnt, kann Häuser errichten und damit spätestens bei Spielende Punkte erzielen. Besonders trickreich ist der Bietmechanismus. Man muss neben neutralen Karten (ausschließlich) die Farbe eines freien beziehungsweise seines bereits im Viertel bestehenden Bauplatzes bieten. Den Zuschlag erhält der Meistbietende, der dann Häuser dort bauen darf. Je niedriger der höchste Wert der von ihm zum Bieten genutzten Karten ist, desto mehr. Am Ende wird zusätzlich ein Baurecht im Central Park versteigert.

Die eigentliche von vier möglichen Aktionen der Spieler besteht aber Runde für Runde aus drei Teilen, wobei der letzte immer das Versetzen eines der beiden Kommissionssteine ist. Entweder darf man seinen Vorrat um drei im Laufe des Spiels dringend notwendigen Häuser aufstocken oder ein Geschäft sinnvoll platzieren oder eine neutrale Karte nehmen und zusätzlich einen Kommissionsstein versetzen. Nach allen drei Möglichkeiten zieht man noch zwei verschiedenen farbige Karten nach. Als vierte Möglichkeit darf man auch ein Stadtviertel werten und anschließend zwei neutrale Karten ziehen.

Das Werten eines Stadtviertels ist heikel. Denn meistens steht man dort nicht alleine. Und werten darf man nur dort, wo sich einer der Kommissionssteine befindet. Man muss also auch wenigstens einen der Mitspieler ebenfalls Punkte zuschieben. Mitunter lohnt sich aber sogar eine Wertung, wenn man selbst nur wenig Punkte erhält. Denn Wertungen kommen trotz des Punktegewinns gar nicht häufig vor. Zu verlockend sind die anderen Aktionsmöglichkeiten. Dennoch versuchen alle Spieler die Kommissionssteine zumindest anfangs in die Viertel zu lenken, in denen sie bei einer Wertung viele Punkte erreichen können.

Das Spiel endet, wenn das letzte Geschäft platziert oder der zweite Baustopp gespielt wurde. Anschließend wird jedes Viertel und der Central Park gewertet, wobei es Punkte pro Hochhaus gibt. Und zwar umso mehr, je mehr verschiedene Geschäfte in direkter Nachbarschaft liegen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Der Baustopp ist eine der wichtigsten taktischen Möglichkeiten im Spiel. Wenn ein Spieler bei einer Versteigerung nicht mehr auf ein freien Bauplatz bieten kann (und damit auch keinen eigenen im Viertel hat), darf auf Geschäftsplätze bieten und im Falle des höchsten Gebots das Viertel per Baustopp komplett schließen. Alle Geschäfte und Häuser werden entfernt. Damit lassen sich ganz hervorragend Viertel aus der Wertung entfernen, in denen die Mitspieler viele Häuser besitzen. Und mit dem ersten Baustopp beginnt zusätzlich das Damoklesschwert des Spielendes über den Dächern zu pendeln. Denn der zweite Baustopp beendet das Spiel. So werden die einen Spieler ihre eigenen Viertel kaum noch mit dem Kommissionsstein ansteuern, aus Angst, dass bei einer anschließenden Versteigerung die Punkte verfallen könnten. Die anderen werden aber genau das versuchen, um den Mitspielern viele Punkte für die Endabrechnung zu stehlen.

Während dessen beginnt spätestens mit dem Baustopp auch die Schlacht um die letzten Geschäfte. Kann man ein neues wählen, legt man es sich gerne neben eine größere Häuseransammlung der eigenen Farbe oder blockiert Geschäftsplätze neben den Häusern des Gegners, indem man dort welche platziert, die dort bereits liegen. Denn die Anzahl verschiedener Geschäfte zählt bei den Wertungen, zwei gleiche bedeuten gleichzeitig eine potenzielle Punkteinbuße, denn jeder Bauplatz kann maximal an vier Geschäfte angrenzen.

Allerdings sollte man auch immer ausreichend Karten haben, um bei den letzten Versteigerungen Erfolg haben zu können. Das setzt aber ausreichend Häuser im Vorrat voraus. Folglich ist man hin und her gerissen zwischen den vier Aktionen und der Aussicht auf ein jähes Spielende.

All diese vielen vertrackten Mechanismen greifen gut ineinander und sind in der Kombination eine echte Herausforderung. Nach und nach erkennt man die vielen feinen taktischen Möglichkeiten und beginnt sich über seine Fehler zu ärgern, die einem trotz guter Abwägung der Möglichkeiten beinahe zwangsläufig passieren. Dabei ist Fifth Avenue noch nicht einmal schwierig. Auch die Anforderung ist nicht so groß, dass „Otto Normalspieler“ kapituliert. Das Spiel vereint einfach viele kleine Details zu einem Mechanismus, der ungewohnt, teilweise sperrig wirkt und gerade deshalb erfrischend anders ist. Es wäre schade, wenn die Spieler an Fifth Avenue vorbeigehen würden, ohne wenigstens eine Probepartie gespielt zu haben. Denn die lohnt sich.

 

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