Wir gehen auf „Great Voyage“ und begleiten im gleichnamigen Spiel (HUCH!) von Remo Conzadari und Nestore Mangone den jungen Baron Alexander von Humboldt bei seiner wissenschaftlichen Reise um die Welt. Wie das funktioniert und ob es Spaß macht, werde ich im Folgenden zeigen. Die beiliegende Anleitung kommt in vier verschiedenen Sprachen und schon nach den ersten Sätzen wird klar, dass der Fokus auf einer kleinen Ehrung des Barons Alexander von Humboldt liegt, so endet die Anleitung mit einer einseitigen Beschreibung von wichtigen Etappen des Lebenswegs des Barons. Neben der Anleitung befindet sich ein Spielplan, verschiedene Chips, Steine und Plättchen, 40 Karten, für jeden Spieler ein Expeditionstableau und ein Stoffbeutel im Karton. Nicht mehr und nicht weniger wird benötigt um Great Voyage spielen zu können.
Wie wird gespielt?
Great Voyage ist, wie so viele andere auch, eines der Brettspiele, die man am besten einfach anfängt zu spielen und dabei dann schnell versteht. Nach dem Durchlesen der Anleitung waren wir uns jedenfalls nicht sicher, ob wir es gleich richtig spielen können, nach drei Spielzügen hingegen war alles drin und lief wie automatisiert. Auf dem Bild ist der Spielplan zu erkennen.
Dieser stellt die Reiseroute von Humboldt dar und dient auch uns Spielern als Route. Auf den jeweiligen Orten liegen so genannte Wissenssteine; selbige Steine befinden sich auch im Stoffbeutel- Je nach Spielerzahl variiert hier der Aufbau. Nun bekommt jeder Spieler vier Schiffskarten (diese sind in vier Farben unterteilt und werden entsprechend sortiert gestapelt), je eine pro Farbe. Zu guter Letzt werden die farblichen Frachtplättchen an ihre entsprechende Stelle auf dem Spielplan gelegt, zwei offen, der Rest als verdeckter Nachziehstapel. Wir entscheiden uns nun, ob wir die Expeditionskarte offen oder verdeckt spielen, dazu später ein erklärender Satz. Der Aufbau wäre hiermit abgeschlossen.
Der Ablauf
Der Spieler, der zuletzt auf Reise war, beginnt. Er zieht aus dem Stoffbeutel einen Wissensstein. Die Farbe bestimmt nun, wo er seine Reise starten muss, gefällt ihm die erste Farbe nicht, darf er nochmal ziehen, diese Farbe muss dann jedoch gespielt werden. Am entsprechenden Ort nimmt der Spieler nun alle dort liegenden Wissenssteine auf die Hand und beginnt seine Forschungsreise. Die Pfeile geben an, wohin gezogen werden darf, die aufgenommenen Wissenssteine geben die verfügbaren Züge vor. An jedem Ort muss ein Wissensstein abgegeben werden. Entspricht die Farbe der des bereisten Orts, darf ein Plättchen der Farbe gezogen werden. Diese wiederum benötigen wir Spieler für unsere Schiffskarten, ist eine Schiffskarte vollständig mit Fracht beladen, werden die Karte weggelegt und die entsprechenden Punkte gutgeschrieben. Bis zu zwei Frachtteile können wir auch auf unserer Expeditionskarte zwischenlagern, denn der Clou ist, dass jede Schiffskarte auch noch einen unteren Teil besitzt; hier werden Wissenssteine verlangt.
Aber: An diese kostbaren Wissenssteine kommt nicht der aktive Spieler, sondern nur die Mitspieler. Hat der aktive Spieler seine Route beendet, beginnt der links neben ihm sitzende Mitspieler, einen Wissensstein aus einem der besuchten Orte zu ziehen. Diesen kann er nun auf den unteren Teil der Schiffskarten platzieren. Wichtig ist: Sobald die Fracht vollständig ist, fährt das Schiff los. Fehlt dann ein Wissensstein, gibt es keinen Bonus. Nur wenn die Steine vollständig sind, bekommt der Spieler nämlich die entsprechende Kontaktperson. Diese legt er auf seine Expeditionsplatte, je nachdem wie vorher vereinbart, verdeckt oder offen. Die verdeckte Variante macht das Ganze etwas spannender, denn für ein Set aus vier verschiedenen Farben gibt es am Ende des Spiels satte zehn Extrapunkte. Da ist es manchmal hilfreich, dem Mitspieler das durch eine blöde Route zu zerstören. Gespielt wird, solange der Beutel Wissenssteine hergibt, immer reihum. Für abgeschickte Schiffe gibt es direkt Punkte, diese werden am Spielplanrand durch setzen seiner Figur dargestellt. Für das Sammeln von Kontaktpersonen, Fracht und Wissenssteine am Ende gibt es Extrapunkte. Selbsterklärend, dass der Spieler mit den meisten Punkten am Ende der Gewinner ist.
Fazit: Lohnt sich Great Voyage?
Wie bereits erwähnt, verwirrte uns das erste Durchlesen der Anleitung, auch wenn ich zugeben muss, dass sie eigentlich verständlich geschrieben ist und das Spiel auch nicht schwierig zu verstehen und zu spielen ist. Es ist nur „viel“. Plättchen, Steine, Karten, Kontaktpersonen, ohne überhaupt gespielt zu haben, hat man schon zig Materialien gesichtet. Während unseres Durchlaufs legt sich das Gefühl aber sehr schnell.
Das Spiel ist super durchdacht, alles hat seinen festen Platz, nichts liegt kreuz und quer. Das Material an sich fühl sich wertig und dadurch langlebig an. Das Spielprinzip finde ich super gelungen. Es macht Spaß, vom Aktiven zum passiven Mitspieler zu wandern und in beiden Rollen gut aufpassen zu müssen: Wem klaue ich den entscheidenden Stein, wie laufe ich die für mich beste und für die anderen schlechteste Route?
Der Taktikanteil des Spiels ist größer als man vermuten möchte. So war unsere erste Partie auch noch sehr lasch, spätere Spieldurchgänge waren mehr davon geprägt zwei Züge vorauszudenken. Great Voyage ist kein Spiel, was man sofort so spielt, wie es gedacht ist. Vielmehr lernt man mit jeder Runde dazu. Und dennoch hat schon die erste Runde Spaß gemacht. Die angegebene Zeit von 30-45 Minuten schafft man auch nicht beim ersten Durchgang, später ist sie aber recht zutreffend. Die Punkte am Rand darzustellen ist keine Erfindung dieses Spiels, aber ich mag es sehr gern, es fördert den Wettkampf-Charakter und sorgt für Anreize. Dass die eigenen Schiffe manchmal ohne Wissenssteine losfahren müssen, weil die Mitspieler einem einfach gar nichts gönnen, ist zum Haare raufen schön. Noch schöner ist, wenn man erst gar keinen Stein aufnehmen kann, weil man die Farbe schon hat und man somit leer ausgeht. Trotzdem hält sich Great Voyage mit dem gegenseitigen Ärgern in Grenzen.
Neben all der Taktik kommt natürlich eine Portion Glück durch das Ziehen der Wissenssteine hinzu und jede Runde ändert sich die Reihenfolge der passiven Spieler, sodass jeder Spieler in den Genuss des taktischen Planens und der undankbaren Resteverwertung kommt. Mir hat das Brettspiel schon ein paar schöne Stunden beschert. Gerade für Gelegenheitsspieler ist es gut geeignet. Wenn einer es verstanden hat, lässt es sich sehr leicht den anderen erklären. Die Dauer ist überschaubar und der Spielablauf nicht allzu komplex, schafft es aber dennoch Taktik, Planung und Spannung einzubauen. Nur allzu groß darf die Runde nicht werden, denn ab vier Mitspielern ist Schluss mit der Forschungsreise, mehr dürfen leider nicht mitspielen.
Infos zu Great Voyage
- Titel: Great Voyage
- Verlag: HUCH!
- Autor: Remo Conzadori, Nestore Mangone
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 30-45
- Jahrgang: 2019
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