Das ferne Indien ist Thema dieses Spiels. In Jaipur, der Hauptstadt Rajahstans, kämpfen zwei Kaufleute um die Gunst des Maharadschas. Aber nur einer wird an seinen Hof eingeladen, der Überbringer von zwei Exzellenzsiegeln.
Damit ist klar, dass Jaipur ein Spiel für zwei Spieler ist. Es geht über maximal drei Runden, in denen beide Kontrahenten versuchen, Waren geschickt zu erwerben und möglichst teuer zu verkaufen. Die typischen Warenarten wie Edelsteine, Gold, Silber, Seide, Gewürze und Leder spielen dabei ebenso eine Rolle wie Kamele.
Jeder Kaufmann hat zu Beginn fünf Karten auf der Hand, zudem liegen fünf Karten als Markt offen aus, drei davon Kamele. Wer an der Reihe ist, verkauft entweder eine Warenart oder nimmt Karten: Er nimmt dabei eine Karte aus dem Markt und ergänzt diesen vom Nachziehstapel oder er tauscht eine beliebige Anzahl von Handkarten oder/und Kamelen mit dem Markt oder er nimmt alle Kamele und füllt den Markt durch Karten vom Stapel auf. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Kamelen zu. Denn diese werden niemals auf die Hand genommen, sondern in eine Koppel vor dem Spieler platziert. Nimmt man Kamele vom Markt, eröffnet man dem Mitspieler dabei die Chance, eventuell an interessante Waren zu kommen. Je mehr Kamele dabei im Markt lagen, desto mehr Karten werden nachgelegt und stehen damit dem Gegner zur Verfügung. Ärgerlich, wenn man drei Kamele in seine Koppel holt, aber der Markt mit zwei Karten des potenziell gewinnträchtigen Goldes und einem Silber aufgefüllt wird.
Sieben Karten darf man auf der Hand halten. So sammelt man zunächst fleißig Waren, bis man glaubt, diese verkaufen zu können. Dabei kommt es auf gutes Timing an. Man darf eine oder mehrere (bei den "teuren" Waren muss man mindestens zwei) Warenkarten einer Art verkaufen. Dafür gibt es Rupien. Für die erste Ware mehr, für die weiteren in der Regel immer etwas weniger. Der Marktmechanismus ist dabei so simpel wie effektiv. Denn mit einer einzigen verkauften Ware kann man viele Rupien einstreichen und dem Gegner, der eventuell die gleiche Sorte sammelt, zu einen billigeren Verkauf zwingen. Für ganz späte Verkäufe kann es sogar mal gar nichts geben, denn es gibt mehr Warenkarten als Rupienchips. Der Preis fällt also bis auf null. Doch das Warten wird trotz dieser Gefahr dennoch belohnt. Denn wer mindestens drei, besser vier oder fünf Warenkarten auf einmal verkauft, bekommt einen Bonuschip. Je mehr Waren verkauft werden, desto größer kann dabei der Bonus ausfallen. Aber der Kaufmann, der seine Hand leert und keine Kamele in der Koppel hat, ist auch schnell im Nachteil, weil er anschließend nicht mehrere gute Waren gleichzeitig vom Markt nehmen kann. Die Frage, wann sinnvoll verkauft werden soll, bestimmt also die Spielzüge.
Eine Runde endet dann, wenn entweder der Nachziehstapel aufgebraucht ist oder drei der sechs Warenarten am Markt nicht mehr angenommen werden, sprich die Rupienchips ausgegangen sind. Danach addiert jeder seine Rupien, Boni und eventuell fünf Rupien, wenn man die meisten Kamele besitzt. Wer die meisten Rupien erzielt hat, gewinnt die Runde und erhält das erste Exzellenzsiegel. Danach wird eine neue Runde gestartet, bis ein Spieler zwei Siegel vorweisen kann und damit zum Sieger des Spiels wird.
Die sehr schönen Illustrationen unterstützen das fast schon märchenhafte Thema um die beiden Kaufleute. Der Marktmechanismus als Herzstück des Spiels ist so einfach wie möglich, ohne aber aufgesetzt, überflüssig oder zu wenig effektiv zu sein. Das Spiel ist schnell erklärt, leicht zu erlernen und dennoch ansprechend und durchaus taktisch. Hier paart sich Leichtigkeit mit Taktik zum Spielvergnügen. Denn die taktischen Finessen und das richtige Timing bestimmen am Ende den Sieger, nicht der Zufall beim Aufdecken der Karten vom Nachziehstapel. So kann der eine Kaufmann schnell die letzten Warenchips erwirtschaften und so dem Gegner einen dicken Strich durch sein Sammeln machen oder der andere eine Herde Kamele aus seiner Koppel an den Markt bringen und so lukrative Waren an sich nehmen. Timing ist dabei aber Gold, denn wer zu viel auf einmal vom Markt nimmt, läuft Gefahr, dass der Mitspieler eine (noch) bessere Auswahl hat. Ein stetiges Dilemma.
Vielleicht hätte die größte Kamelherde dann doch noch ein, zwei Rupien mehr bringen können, vielleicht hätte es doch ein kleines bisschen mehr Tiefgang sein können. Das ändert aber nichts daran, dass Jaipur sowohl vom Material und vom Spielablauf als auch in Sachen Spielspaß ein verflixt gutes Spiel ist, das sich mit jedermann ohne ausufernde Regelerklärung und zu starken Einfluss der Spielerfahrung mal eben zwischendurch spielen lässt. Einfach, schön und gut.
Infos zu Jaipur
- Titel: Jaipur
- Verlag: Game Works
- Autor: Sébastien Pauchon
- Spieleranzahl (von bis): 2
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2009
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