Anfangs hatte es dieses Spiel, Krazy Wördz (auch Krazy Wordz), in unseren Spielerunden schwer. Vielleicht lag das daran, dass wir oft mit mehr Männern als Frauen gespielt haben, vielleicht auch schlicht daran, dass einige meiner Mitspieler generell keine Party- und Kommunikationsspiele mögen (und sich auch nicht um den Unterschied kümmern). In die Hand genommen hat es fast immer jemand, neugierig geschaut auch. Aber dann …
„Wie, das ist mit Worten?“, stellte einer meiner (männlichen) Mitspieler entsetzt fest. Ein anderes Mal erklang ein entrüstetes: „Ich soll Begriffe raten?“
„Nein, aber erfinden.“
„Aha.“
Meist landete die schöne gelbe Schachtel dann wieder auf dem Spielestapel – ganz unten. Oder sie wurde ins sprichwörtliche Eck gepfeffert. Als Krazy Wördz von fishtank/Ravensburger es letztlich doch noch auf den Spieletisch geschafft hatte, waren die Erwartungen bei den meisten nicht hoch; das Spiel überraschte umso mehr.
Krazy Wördz: Wortneuschöpfungen als Spielprinzip
Bei Krazy Wördz ist der Name Programm: Es geht um verrückte Worte, genauer gesagt darum, diese zu erfinden. Ähnlich wie bei Was’n das? oder auch Tabu zieht jeder einen Begriff, den er seinen Mitspielern vermitteln muss. Im Gegensatz zu Wortspielklassikern wie Tabu geht es dabei jedoch nicht um konkrete, sondern um übergeordnete Begriffe. Ich muss also nicht Julia Roberts beschreiben, sondern verdeutlichen, dass es mir allgemein um eine Schauspielerin geht; nicht spezifisch das Wort „Knirps“ vermitteln, sondern allgemein etwas sehr kleines. Die Art der Erklärung erinnert zunächst stark an das Kreuzwortspiel Scrabble: Mit meinen Buchstabenplättchen (6 Konsonanten und 3 Vokale) lege ich ein möglichst passendes Wort. Das darf allerdings nicht einfach irgendein Wort sein; im Gegenteil wird das Scrabble-Prinzip hier umgekehrt: Gültig ist nicht, was im Duden steht, sondern was gerade nicht im Duden steht – eine Wortneuschöpfung. Wenn alle ihr Wort erfunden haben, werden die Aufgabenkarten offen in die Tischmitte gelegt und nummeriert – ganz so, wie bei Dixit die Bildkarten. Und wie bei Dixit geht es nun darum, zu erraten, welche Karte (dort ein Bild, hier ein Begriff) zu meiner Wortneuschöpfung (bei Dixit natürlich zur Umschreibung) gehört. Ist „Zyvoxib“ ein Süßungsmittel oder eher eine stachelige Wüstenpflanze? Oder vielleicht doch der Name eines Drachen?
Für wen ist das Kommunikationsspiel Krazy Wördz geeignet?
Wie bei den meisten Kommunikationsspielen sind die Regeln einfach und ermöglichen einen sehr schnellen Einstieg. Zugleich ist jedoch ein hohes Maß an Kreativität und Wortgewandtheit gefordert. Es ist schwer, Strategie- und Taktifüchse für dieses Spiel zu begeistern – zumindest, wenn sie auch Kommunikationsspielmuffel sind. Freunde von Dixit, Was’n das?, Tabu, Activity, Cranium und Co. werden auch dieses innovative Wortspiel mögen. Bei Sprach- und Scrabble-Liebhabern kommt es wohl darauf an, wie kreativ sie spielen möchten – wer das Scrabblebrett akribisch mit dem Duden überwacht, wird nicht automatisch auch Krazy Wördz mögen. Anders als die meisten Kommunikationsspiele spielt sich Krazy Wördz dabei nicht nur in großen Gruppen sehr gut, sondern auch in Kleingruppen von drei oder vier Spielern. Dadurch eignet sich Krazy Wördz in der Familienedition mit kindgerechten Begriffen und dank des einfachen Punktesystems tatsächlich hervorragend für Familien. Doch auch Jugendliche und Erwachsene werden Krazy Wördz nicht nur in der Erwachsenen-Edition (nicht 100 % jugendfrei!, ab 16 Jahren) mögen.
Krazy Wördz: Scrabble meets Was’n das? meets Dixit
So unwahrscheinlich das auf den ersten Blick scheinen mag, hat Krazy Wördz doch auch sehr viel mit Menschenkenntnis zu tun. Wenn ich einschätzen kann, wie jemand denkt, kann ich auch seine Begriffe besser zuordnen – einfach, weil ich seine Assoziationen kenne. Die Art der Wortneuschöpfungen variiert im Laufe des Spiels sehr stark – mal lang, mal kurz, mal Kauderwelsch und mal fast zu eindeutig (z.B. „Fyrio“ für das Neandertaler-Wort für Feuer). Das Punktesystem straft solche Eindeutigkeiten – anders als bei Dixit – jedoch nicht ab; hier geht es schlicht um das Erkennen. Manchmal ist es dennoch sehr schwer, die Begriffe voneinander zu trennen – etwa wenn „ist groß und gefährlich“ und ein „gefürchteter Pirat“ oder ein „gefährliches Monster“ in derselben Runde landen. In unseren Spielpartien hat sich so manche Runde deshalb als reines Ratespiel gestaltet. Jede der Wortneuschöpfungen bezog sich im Beispiel oben auf den Aspekt des Gefährlichen und klang dementsprechend ähnlich – was für uns den Reiz des Wortneuschöpfungen-Erratens deutlich geschmälert hat. Hier könnte sich Krazy Wördz noch ein wenig mehr am System von Was’n das? orientieren, wo die zu vermittelnden Begriffe auch für den ‚Erklärer‘ von Beginn an offen zu sehen sind. Dadurch lassen sich taktischere Überlegungen anstellen und der eigene Erkläransatz besser von den anderen vorhandenen Begriffen abgrenzen.
Davon abgesehen ist Krazy Wördz eine sehr gelungene Mischung aus dem Wortlegeprinzip von Scrabble, den kreativen Erklärungen von Was’n das? und dem Assoziations- und Menschenkenntnis-Charakter von Dixit. Trotz all dieser bekannten Elemente bringt Krazy Wördz mit dem neuartigen Konzept der Wortneuschöpfung frischen Wind ins Regal der Kommunikations- und Wortspiele. Ein im doppelten Sinne innovatives Spiel, das einfach Spaß macht!
Infos zu Krazy Wördz
- Titel: Krazy Wordz
- Verlag: Ravensburger, Fishtank
- Autor: Matthias Schmitt, Thomas Odenhoven, Dirk Baumann
- Spieleranzahl (von bis): 3-7
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 45
- Jahrgang: 2016
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