Europas großer Hafen, Rotterdam, ist Schauplatz eines Spieles, bei dem Schiffe Rohstoffe in bestimmte Hafenbereiche bringen müssen, die dort in Produkte getauscht werden, mit denen bestimmte Auftragskarten erfüllt werden können. Ein paar Schiffskarten (Aktionskarten) bringen zudem Unwägbarkeiten ins Spiel. Und die Fahrt durch die Hafenrinnen ist selbst für geübte Seeleute alles andere als einfach.
Rohstoffe in die Hafenbezirke zu bringen, das klingt gar nicht so schwer. Diese in Produkte umzutauschen auch nicht. Doch schon hier offenbart Rotterdam eine Schwäche. Ist ein Rohstoff im richtigen Hafenbereich angekommen, spielt der Zufall eine entscheidende Rolle. Leider gibt es dafür zufällig eins von zwei Produkten. Die Auftragskarten verlangen aber Kombinationen aus bestimmten Produkten. Man muss also Glück beim Ziehen der Produktkarten haben oder einen Mitspieler, der gerne die eine oder andere Karte tauschen möchte.
Gelangt der Rohstoff gar in den falsche Hafen, war die gesamte Fahrt umsonst. Das passiert schneller, als man möchte, denn der Weg in die Hafenbezirke ist schwierig. Nicht nur, dass Schiffskarten der Mitspieler den Weg unnötig erschweren oder gar die Ware tauschen oder stehlen können, nein, die Fahrt erfordert taktisches Geschick und ist das ansehnliche Herzstück des Spiels.
Die Fahrrinnen kreuzen sich ab und an und sind in Felder aufgeteilt, die unterschiedliche Farben aufweisen. Jeder Spieler darf jede Runde eine Farbe nennen. Schiffe, die vor einem Feld dieser Farbe stehen, müssen nun dorthin gezogen werden – mal zur Freude, mal zum Leidwesen des Kapitäns, denn neben der korrekten Zielansteuerung können die Schiffe auf diese Weise von den Mitspielern böse aus der richtigen Fahrrinne gedrängt werden, womit die Rohstoffe nicht mehr in die richtigen Häfen geliefert werden können. In diesem Bewegungsmechanismus steckt Taktik, Spaß und viel Ärgerpotenzial.
Sobald ein Spieler zwölf Siegpunkte durch Auftragskarten erreicht hat, endet das Spiel. Wer danach insgesamt die meisten Siegpunkte hat, gewinnt die Partie.
Die Schiffskarten sind zum Teil sehr stark, können aber meiner Meinung für ein Spiel mit geringerem Zufallsfaktor weggelassen werden. Es ändert aber nichts daran, dass der Zufall oder das Kartenglück eine entscheidende Rolle spielt. Sowohl die Auftragskarten mit ihren unterschiedlichen Siegpunkten, als auch die Produktkarten und die Schiffskarten machen aus dem äußerst ansprechenden taktischen Bewegungsmechanismus ein zu beliebiges Spiel. Hier entscheidet zum großen Teil auch das Glück, wer am Ende vorne liegt. Dabei verlangt der Bewegungsmechanismus nach einer Stärkung der taktischen Komponente, nicht nach ihrer Abschwächung.
So ist Rotterdam ein Spiel mit guter Idee, aber schwacher Umsetzung. Das gilt auch für das Material. Die Schiffe passen zwar exakt auf die Felder, sind aber recht klein und fummelig, die Farben der Fahrrinnen, Rohstoffe/Produkte und Spieler (Schiffe) zum Teil identisch und damit eine Quelle für Irritationen. Rotterdam ist kein mieses Spiel, aber eins, das trotz guter Ansätze keinesfalls eine bessere als ein gerade soeben geschaffte Durchschnittswertung verdient. Und das ist wirklich extrem schade.
Infos zu Rotterdam
- Verlag: The Game Master
- Autor: Hans van Tol
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 60
- Jahrgang: 2007
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