Reich der Spiele

Unfair

Gesellschaftsspiel Unfair - Ausschnitt - Foto von Corax Games

Funfair ist die englische Bezeichnung für Jahrmarkt. Und zu einem echten Jahrmarkt oder Freizeitpark gehört zwingend eine Achterbahn. Genau eine solche sehen wir auf dem Cover von Unfair, einem Spiel aus dem Verlag Corax Games. Aber Moment, wieso Unfair? Da fehlt doch das „F“? Das könnte daran liegen, dass es sich laut Untertitel um fiese Freizeitparks handelt und sich in der Ferne, hinter dem bunten Treiben des fröhlichen Jahrmarkts ein bedrohliches Gewitter zusammenbraut.blank

Worum geht es beim Gesellschaftsspiel Unfair?

Unfair von Joel Finch ist ein kartenbasiertes Aufbauspiel mit bekannten Mechanismen wie beispielsweise Set Collection, in dem jeder Spieler versucht, den besten Freizeitpark zu bauen. Hierzu stehen in der Grundversion des Spiels sechs Themensets zur Verfügung, die man je nach Spielerzahl entweder zufällig auswählt, oder die von der sehr gut aufgebauten Spielregel vorgeschlagen werden. Die Themen sind Piraten, Dschungel, Vampire, Ninjas, Ganoven und Roboter.

Was enthalten die Sets?

Je nach Set kommt auch noch etwas Zusatzmaterial ins Spiel, aber die meisten bestehen nur aus je 57 Karten. Diese Sets gehören aber nicht einzelnen Spielern, sondern aus den unterschiedlichen Kartentypen aller Sets werden Stapel zusammengemischt und auf dem Spieltableau verteilt. Hauptbestandteil sind die roten Parkkarten, auf denen allerlei Attraktionen, Fahrgeschäfte, Fressbuden und Ausbauten/Verbesserungen zu sehen sind. Auch Beschäftigte mit nützlichen Effekten kann man darüber erhalten und auch sogenannte Hilfsmittel.

Geheime Ziele und der Weg zum Erfüllen

Sechs dieser Karten liegen immer offen in dem Markt aus. Die blauen Karten sind Blaupausen, die uns geheime Ziele und Bonusziele vorgeben, die es zu erfüllen gilt. Aber Achtung! Erfüllt man sie nicht, hagelt es Minuspunkte.

Violette Karten gibt es in jedem Themenset zweimal. Es sind Prestigekarten mit besonders wertvollen, aber auch sehr teuren Attraktionen für den Park. Und schließlich die grünen Ereigniskarten, denen das Spiel seinen Namen verdankt. Diese haben immer zwei Effekte aufgedruckt. Der obere Effekt ist eigentlich fast immer positiv für den Spieler, der sie ausspielt. Mit dem unteren Effekt schadet man in der Regel seinen Mitspielern.

Dann gibt es noch Stadtkarten in den Ausführungen blau-weiß und rot-weiß. Dese legen immer zu Beginn der acht Runden ein Ereignis fest, dass für alle Spieler gilt. Die blau-weißen in den ersten vier Runden sind immer positiv, die rot-weißen in den letzten vier – man ahnt es bereits – negativ.

Das ist Unfair: Kein Geld, aber viel zu tun

Schließlich erhält jeder Spieler noch den lächerlichen Betrag von 20 Münzen, einen Eingang zum Park, eine Kreditkarte, fünf Parkkarten als Starthand, zwei Prestigekarten und eine Übersichtskarte für den Spielablauf und es kann losgehen.

Jede Runde folgt immer vier Phasen, die auf insgesamt acht Schritte aufgeteilt sind. Als Marker dient hier ein detailliert gestalteter Achterbahnwagen aus Kunststoff inklusive Passagieren. Man kann aber auch einen einfachen Rundenzähler aus Pappe nutzen, der ebenfalls beiliegt.

Die Phasen bei Unfair

Gesellschaftsspiel Unfair - Material - Foto von Corax Games

In der ersten Phase, der Ereignisphase ziehen wir alle entsprechende Karten und können diese so lange spielen, bis alle gepasst haben. Manche der Karteneffekte sind bis zum Ende der Runde gültig, die meisten sind aber Soforteffekte, mit denen wir unseren Gegnern direkt Schaden zufügen können. Dumm nur, wenn die Gegner Karten besitzen, die den Effekt neutralisieren. Das wird jeweils durch verschiedenfarbige Symbole dargestellt.

Die zweite Phase bildet den Kern des Spiels und dient dem Parkaufbau. Jeder hat Platz für maximal fünf Attraktionen im Park, die man aber durch Ausbauten upgraden kann. Und diese Ausbauten sind es, die am Ende des Spiels die Punkte bringen. Je mehr Upgrades, umso mehr abgebildete Symbole sammelt man pro Attraktion. Aber nicht alle Ausbauten können für jede Attraktion verwendet werden. Wie im richtigen Leben macht eine Klimaanlage auf der Achterbahn keinen Sinn, diverse Loopings aber schon. Und dem Kino kann ich neben bequemen Sitzen auch Qualitätsverbesserungen in verschiedenen Stufen hinzufügen.

Leider können wir uns pro Runde nur dreimal entscheiden, Karten aus dem Markt kostenlos zu erhalten. Nur eine der Ereigniskarten im Spiel erlaubt uns, eine vierte Runde spielen zu dürfen. Und das Bauen der Attraktionen ist leider mit teils hohen Kosten verbunden. Jeder kann aus zwei Prestigeattraktionen eine zum Bau auswählen, aber die ist richtig teuer, bringt dafür aber auch immer einen positiven Effekt mit.

Verbaut und verschuldet

Habe ich mich verbaut, kann ich auch statt zu bauen, bestehende Karten abreißen und wieder Platz für Neues schaffen. Fans des Phantasialands in Brühl kennen das Problem mit der Platzlimitierung. Kann ich nichts Sinnvolles tun, bleibt als letzte Möglichkeit, Kleingeld einzusammeln, nämlich exakt eine Münze pro gebauter Attraktion. Klingt wenig attraktiv, ist aber manchmal die letzte Rettung, bevor man einen Kredit aufnehmen muss. Habe ich nämlich kein Geld mehr, um sinnvoll zu bauen, muss ich notgedrungen einen Kredit aufnehmen, in dem ich die Kreditkarte offen vor mir ablege. Mit jedem weiteren Kredit, drehe ich die Karte gegen den Uhrzeigersinn. Das was oben drauf steht, zeigt meine Kreditsumme an, sowie die Minuspunkte, die ich  dafür am Spielende erhalte. Kredite kann man viermal im Spiel aufnehmen und bringen jeweils nur fünf Geld in die Kasse, dafür aber bis zu 40 Minuspunkte. Das tut weh! Statt der Parkkarten kann ich in dieser Phase aber auch Blaupausen oder weitere Ereigniskarten ziehen, von denen ich aber jeweils immer eine behalten muss.

Und Besucher sind bei Unfair auch noch wichtig

Unfair auf der Spielemesse in Essen
Unfair auf der Spielemesse in Essen

In der anschließenden Gästephase wird das Einkommen ermittelt. Auf vielen Karten sind Sterne mit Ziffern abgebildet. Diese zusammengezählt sind unsere Besucherzahl und soviel Geld erhalten wir von der Bank. Aber auch hier Vorsicht! Auf unserer Eingangskarte steht die maximale Besucherkapazität von 15, überschreiten wir diese bekommen wir trotzdem nur 15 Münzen, es sei denn, andere verbaute Karten erhöhen die Kapazität unseres Parks. In der Aufräumphase am Ende wird der Markt geleert, neu gefüllt und die nächste Runde vorbereitet.

Unfair ist unterhaltsam

Das spielt sich über acht Runden und endet mit der Wertung aller Attraktionen pro Park. Die vielen Feinheiten der Karten und ihre humorvollen Texte, die diversen Möglichkeiten der einzelnen Phasen und die Eigenschaften der Angestellten und Hilfsmittel kann ich hier nicht alle aufzählen, zumal sie sich in jedem Themenset unterscheiden.

Apropos Themensets, zwei von ihnen bringen noch Zusatzmaterial ins Spiel. Die Vampire haben Hypnoseplättchen im Gepäck, mit denen ich Angestellte der Gegner unter meine Kontrolle bringe und die Ganoven haben Würfel dabei, wie es sich für ein Mafiacasino gehört. Diese ganzen Effekte und auch die Ereigniskarten effizient einzusetzen, bedarf einiger Partien.

Und ganz wichtig: Man muss mit Menschen spielen, die Spaß daran haben, einander zu schaden.

Attraktionen des Gegners abreißen, Angestellte abwerben, gegnerische Fahrgeschäfte schließen und sie so am Rundenende wertlos machen, dazu gehört eine gewisse Skrupellosigkeit. Unfair eben. Wer hier beleidigt ist, wenn er oder sie attackiert wird, ist bei diesem Spiel nicht richtig. Eine hohe Frusttoleranz, gepaart mit dem Willen, doppelt so hart zurückzuschlagen, ist unbedingt von Vorteil, um das Spiel zu genießen.

Unfair ist thematisch hervorragend umgesetzt

Mit Unfair ist Corax Games ein thematisch hervorragend umgesetztes Spiel gelungen, das von einer locker geschriebenen, aber keine Fragen offenlassenden Regel unterstützt wird. Der Spielaufbau ist bei den ersten Partien noch ein Zeitfresser, weil die gewählten Themensets sortiert werden müssen und die Texte auf den Karten umfangreich sind, aber es geht – einmal verstanden – zügig voran, wodurch die 25 Minuten Spieldauer je Teilnehmer erst bei erfahrenen Spielern erreicht werden können. Die Anzahl und Kombination der Sets ergibt immer wieder andere Spielverläufe, wodurch das Ganze nicht langweilig wird. Zwei Erweiterungen mit je vier neuen Themensets sind schon in Vorbereitung. Wer sich bei der Endwertung digital unterstützen lassen möchte, kann sich eine App (leider nicht auf Deutsch) herunterladen, die das Zusammenrechnen der Punkte übernimmt.

Weltfrieden für Harmoniebedürftige

Gesellschaftsspiel Unfair - Schachtel - Foto von Corax Games

Und wer noch mehr Abwechslung haben möchte, kann eine oder mehrere der fünf Anpassungskarten wählen, die das komplette Spiel beeinflussen. Die Karte „Erstes Date“ wird z. B. für die Erstpartie empfohlen, weil man nur sechs Runden spielt und die Prestigekarten und die Blaupausen mit den schwierigsten Zielen aus dem Spiel entfernt werden. Und wem Unfair immer noch zu konfrontativ ist, dem hat der Verlag eine besondere Anpassungskarte spendiert, mit der man keine Fähigkeiten und Effekte nutzen darf, die Einfluss auf die Gegner haben: Den Weltfrieden.

Infos zu Unfair

  • Titel: Unfair
  • Verlag: Corax Games
  • Autor: Joel Finch
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 50-125
  • Jahrgang: 2022

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