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Zwei Wege

Spiele für 2: Zwei Wege - Ausschnitt - Foto von Steffen Spiele

Ein tierisches Bluffspiel

Niedliche Tierfiguren, bluffen und für zwei – ich war gleich neugierig auf das neue Spiel von Steffen Mühlhäuser. Auch Zwei Wege ist wieder bei Steffen Spiele erschienen, Bernhard Kümmelmann übernahm die grafischen Arbeiten. Und ja, die Holzfiguren sind gewohnt hochwertig. Aber macht das Spiel auch Spaß?blank

Zwei Wege: Kurzer Spielüberblick

Wie bei Dame gilt es, die eigenen Figuren (Hase, Fuchs und Igel) an den gegenüberliegenden Spielfeldrand zu bringen.

Das längliche Spielbrett zeigt ein symmetrisches Wegenetz (ähnlich einem Halma-Brett). Von jedem Punkt aus führen die namensgebenden zwei Wege weiter. Zuerst sage ich, mit welchem Tier ich vorwärtsgehen will: Ich nehme den Igel. Und dann, hm … rechts oder links? Egal ob Bauchentscheidung oder rationaler Entschluss: Die Richtung bloß nicht verraten! Stattdessen nehme ich unter dem Tisch eine rote Holzscheibe in die Hand und lege beide Fäuste links und rechts neben das Spielbrett. Mein Gegenüber darf nun den Blockadestein setzen, der mich ein wenig an die aus Malefiz denken lässt. Einer der beiden möglichen Wege ist also versperrt. Ist dort, wo meine rote Scheibe ist, noch frei? Dann kann ich ziehen. Wenn nicht, darf mein Gegenüber sein entsprechendes eigenes Tier (im Beispiel den Igel) bewegen – und zwar in Richtung meiner roten Scheibe.

Zwei Wege: Bluffspiel rund um Hase, Fuchs und Igel

Im Idealfall schaffe ich es, mein Gegenüber über meine Laufpläne zu täuschen. Leichter gesagt als geblufft. Oft – und besonders am Anfang – sind beide Wege gleichwertig, sodass es mehr dem Zufall geschuldet ist, wohin ich ziehe. Keine gute Basis für einen Bluff. Das fühlt sich dann mehr nach einem Glücksspiel an.

Spielsituation und Material von Zwei Wege - Foto von Steffen Spiele

Interessanter wird es, wenn ein anderes Tier im Weg steht. Denn dann darf ich darüber springen. Sind es mehrere hintereinander, sogar etwas weiter. Lasse ich meinen Hasen also springen oder nehme ich lieber den langsamen Weg, weil mein Gegenüber den eher nicht blockieren wird? In der Theorie entstehen so spannende Konstellationen: Natürlich weiß mein Mitspieler, dass ich das weiß, und blockiert vielleicht gerade deshalb doch den langsamen Weg. Und ich weiß, dass er das weiß, und so weiter … Allerdings: Ein Sprung (besonders ein langer) gewährt mir so viel Vorsprung, dass es schwer ist, das aufzuholen; in der Praxis war es daher zumindest in meinen Spielrunden meist irgendwann so, dass wir fast immer die Sprünge blockiert haben.

Bluffen mit den Händen

In meinen Spielrunden haben wir außerdem immer wieder die Hände zum Bluffen genutzt. Anfangs hält man die rote Scheibe automatisch so, dass die Finger (besonders der Daumen) eine leicht andere Position haben als bei der zweiten Hand. Im Detail ist das bei jedem etwas anders. Meist lässt sich darüber lesen, was das Gegenüber vorhat; allerdings nur so lange, bis das Bluffen mittels Körpersprache beginnt: Ich positioniere meine Finger also so, als hätte ich die Scheibe in der rechten Hand, dabei ist sie in der linken (bei der ich mir alle Mühe gebe, die Scheibe besser zu verbergen). Spätestens wenn man sich gegenseitig durchschaut hat, funktioniert aber auch dieser Bluff nur noch begrenzt.

Sprünge mit Hase, Fuchs und Igel

Dass ich möglichst weite Sprünge machen will, versteht sich von selbst. Kettenhüpfer mit Zwischenlandung wie bei Halma gibt es zwar nicht, trotzdem kann ich versuchen, meine eigenen Tiere entsprechend zu positionieren. Das ist aber leicht durchschaubar und wird daher fast immer vom Gegenüber blockiert. Taktisch nutzen lässt sich das also nur begrenzt.

Endlos-Züge und niedliche Waldtiere

Da beide Spielenden dieselben Figuren (noch dazu in denselben Farben) haben, muss ich immer darauf achten, meine Tiere in Laufrichtung auszurichten. Damit kann ich mich arrangieren, ideal ist es aber nicht. Störender ist, dass Endlos-Züge möglich sind. In meinen Spielrunden kam es nicht vor, theoretisch ist es aber sogar möglich (wenn auch recht unwahrscheinlich), dass einer der beiden Spielenden gar nicht zum Zug kommt. An der Reihe bin ich immer drei Mal nacheinander, dann erfolgt ein Wechsel – allerdings nur, wenn meine Laufrichtung blockiert ist. Ansonsten darf ich immer weiter machen. Das kann sehr frustrierend werden, wenn mein Gegenüber einen Zug nach dem anderen macht und ich nur an die Reihe komme, wenn ich den Blockadestein richtig setze (was eben öfter glückslastig erscheint). Daher erscheint die Altersangabe mit ab acht Jahren angemessen, bei jüngeren Kindern fehlt oft noch die nötige Frustrationstoleranz, auch wenn sie die Figuren sicher mögen werden.

Schachtel von Zwei Wege - Foto von Steffen Spiele

Die Spielanleitung ist mit vielen Grafiken übersichtlich und verständlich, und darüber, dass ausgerechnet auf dem Backcover gleich im ersten Satz ein Wort fehlt, lässt sich hinwegsehen. Das Thema braucht es spielerisch nicht, trotzdem spielt es sich mit den Waldtieren gleich schöner als mit abstrakten Steinen – nicht nur für Kinder.

Ist Zwei Wege ein gelungenes Bluffspiel?

Taktikfüchse können sich bei Zwei Wege nur begrenzt austoben; es erscheint mehr vom Glück gesteuert als von Taktik. So schön das Cover auch ist, so niedlich die Tierfiguren, so hochwertig das Material: Spielerisch überzeugt Zwei Wege leider nicht gänzlich. Manche Details (wie mögliche Endloszüge) wären besser lösbar, und mit der Zeit werden die Bluffmöglichkeiten durchschaubar und eintönig, sodass der anfängliche Wiederspielreiz verfliegt. Insgesamt ist noch Luft nach oben, auch wenn Zwei Wege ein schön aufgemachtes Spiel mit einer guten Grundidee ist.

Zusatzmaterial zu Zwei Wege

Infos zu Zwei Wege

  • Titel: Zwei Wege: Ein tierisches Bluffspiel
  • Verlag: Steffen Spiele
  • Autor: Steffen Mühlhäuser
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 20
  • Jahrgang: 2022

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