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Bericht zur Spielwarenmesse 2004 in Nürnberg

Einfach Genial von Reich der Spiele

Zurück zu alten Erfolgen

Der Spielebranche geht es schlecht. Heißt es immer. Doch die Internationale Spielwarenmesse in Nürnberg vermittelt einen differenzierten Eindruck. Zwar sind die Zeiten hart, doch so schlecht geht es den Verlagen offenbar auch nicht. Ein Jammern auf noch gesundem Niveau. Dank des Sammelkartenbooms und der zurzeit grassierenden Puzzle-Welle haben viele Verlage einen guten Stand. Die Fachgruppe Spiel ermittelte für 2003 immerhin ein Plus von über zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einzelne Ausreißer nach oben und nach unten zeigen jedoch, dass dies kein einheitliches Bild ist.

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Um dem Handel neuen Schwung zu geben, weiten die Verlage ihr Sortiment aus. Die Angebote von Kinderspielen werden nach wie vor stark ausgebaut, nicht nur bei Fishtank hat man verstärkt die Zielgruppe der Jugendlichen im Auge und im Niedrigpreissegment versucht zum Beispiel Kosmos, mit vier Produkten (unter anderem Saga, Manga Manga) in der „kleinen Schachtel“ gute Spiele für unter zehn Euro anzubieten. Aber auch die anspruchsvollen Spieler kommen wieder mehr auf ihre Kosten.

Mit weinenden Augen mag es da mancher Spieler sehen, dass sich Jumbo und Goldsieber offenbar langsam aber sicher aus dem Bereich der Erwachsenenspiele verabschieden. Andere Verlage wie Abacusspiele (unter anderem mit Hansa und Neuauflagen) und Winning Moves bauen dagegen ihr Sortiment Schritt für Schritt aus. Auch Schmidt bietet nach zwei eher mauen Jahren wieder interessante Familienspiele (Tongiaki, Oase). Die anspruchsvollen Spiele überlässt man aber dem Partner Hans im Glück, der mit Goa einen heißen Tipp für „Vielspieler“ veröffentlicht.

Ein heißes Thema bleiben Erweiterungen. Etwa ein Drittel der Verkaufszahlen des „Mutterspiels“ erreichen diese Zusatzschachteln. Zwar gibt es keine neue Carcassonne-Erweiterung, doch für Anno 1503 steht mit Aristokraten und Piraten ein solches Produkt in den Startlöchern. Bei Queen stellt man selbstbewusst die erste (!) Eweiterung zu Der Palast von Alhambra vor. Weitere Ergänzungen sind bereits ausgetestet. Mit Blue Moon von Kosmos startet ein Spiel, das bereits auf Ergänzungsmaterial ausgerichtet ist.

Blue Moon ist auch einer der Preisträger des erstmals vergebenen Innovation Awards. In Gesellschaft unter anderem mit dem Puzzleball von Ravensburger, ein System, mit dem eine Kugel erpuzzelt wird. Der Preis soll den Fachhandel mit einem Gütesiegel in Marketing und Verkauf unterstützen. In der Jury sitzen erfahrene Vertriebsleute und ein Trendforscher. Prämiert werden in verschiedenen Kategorien Neuerscheinungen, die besonders innovativ erscheinen.

Weniger innovativ ist es, bekannte Produkte mit Lizenzen oder neuen Ideen zu neuen Spielen zu vermengen. Bei Hasbro wartet Kinoheld Shreck in Form von mehreren Spielen darauf, von den Fans gekauft zu werden. Disney und andere Lizenzgeber sind bei verschiedenen Verlagen in Programm. Lediglich um „Der Herr der Ringe“ wird es nach dem Kinoschluss etwas ruhiger. Nur Games Workshop erweitert die Systeme zum Fantasy-Klassiker zukünftig regelmäßig. Fanpro bietet kleinere Booster zum Comic-Helden-Miniaturen-Spiel HeroClixx, womit durch den günstigeren Preis das Spiel noch einsteigerfreundlicher sein wird – mit der Perspektive, dass diese Kunden auf das ausgeklügelte System Mage Knight umsteigen.

Die großen Verlage pflegen ihre Klassiker, mit denen immerhin ein Viertel des Gesamtumsatzes erreicht wird. Hasbro bietet neben einem Retro-Look für Cluedo, Risiko und Monopoly unter anderem neue Spielideen zu Trivial Pursuit und wagt mit Cluedo Live eine Art interaktives Spiel mit Elektronik. Aber auch aktuelle Erfolge erhalten neue Ableger: Beispiel Puerto Rico, das nun als San Juan in Kartenform spielbar wird.

Aber nicht nur Klassiker und Erfolge werden gepflegt, auch Altes und fast Vergessenes werden neu aufgelegt. Zum Beispiel gibt es die riechende Puppe Emily Erdbeer und ihre Freundinnen wieder. Im Spielebereich zeigen zum Beispiel Abacusspiele mit Das Spiel und Die Holzinsel unter anderem mit Reversi, dass Altes nicht schlecht sein muss. Und ProLudo veröffentlicht als Erstlingswerk das in Essen 2003 in Windeseile ausverkaufte Keythedral von Richard Breese neu.

So versucht jeder Verlag, das Beste aus der aktuellen Wirtschaftslage zu machen, eine ganz eigene Nische zu finden. Auch ohne Puzzle und Sammelkartenspiele wollen die Großen und Kleinen damit an alte Erfolge anknüpfen und ihre Position zumindest halten.

Während der Messe fand etwas Abseits in einem Foyer die Ausstellung „LebensSpielRäume“ statt. Dort wurde gezeigt, dass Spielen ein lebenslanger Prozess und nicht auf Kindheit beschränkt ist. Dazu wurden verschiedene Wohnungsräume wie das Jugendzimmer und die Hobbywerkstatt aufgebaut und darin passende Spielwaren platziert. Zwar sind Kinder für die gesamte Spielwarenbranche die Hauptzielgruppe, doch auch Jugendliche und Erwachsene spielen. Angesprochen wurden mit der Ausstellung unter anderem Händler, denen Möglichkeiten zur Sortimentserweiterung und für Werbeaktionen aufgezeigt wurden. Letztlich ist aufgrund der engen Verknüpfung zwischen Spiel und Spielzeug eine starke Spielwarenbranche Mitgarant dafür, dass auch zukünftig viele gute Spiele produziert werden können.

Zusatzinfos zur Spielwarenmesse 2004

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