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Bericht zur Spielwarenmesse Nürnberg 2008

Nürnberg 2008 von Reich der Spiele

Spielend lernen – Neuheiten im Fokus auf der International Toy Fair

Die Nürnberger Spielwarenmesse ist das weltweit wichtigste Branchenbarometer. Die International Toy Fair zeigt neben Plüsch-, Modellbau-, Puppen- und anderem Spielzeug auch Spiele. Über 80.000 Fachbesucher aus 120 Ländern informieren sich auf 160.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche bei fast 2.700 Ausstellern aus über 60 Nationen über 1.000.000 Produkte, von denen etwa 70.000 echte Neuheiten sind. Allein diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung der Messe.

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Spiele nehmen aber einen überraschend kleinen Teil dieser Zahlen ein, obwohl innerhalb der Spielwaren Spiele und Puzzles einen steigenden und bedeutenden Marktanteil haben. 2007 gelang es nach Zahlen der Fachgruppe Spiel, in der die größeren Verlage zusammengeschlossen sind, erstmals, die Umsatzgrenze von 400 Millionen Euro zu durchbrechen. Diese Zahlen zeigen, dass sich etwas tut in der Spielebranche, sie können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies nicht mit innovativen Produkten, sondern in erster Linie durch die Erweiterung von Verkaufskanälen und durch Lizenzen erreicht wird.

So gehören Spiele zu TV-Serien wie „Germanys Next Top-Model“ (Noris Spiele), die Kindersendungen „1, 2 oder 3“ (Clementoni) oder auch Pumuckl (Spielspass) und natürlich Spongebob (Ravensburger und Hasbro) zum Standard. Gleiches gilt für Kinolizenzen, bei denen vor allem aktuelle Filme der Pixar-Streifen wie „Cars“ und „Wall-E – der letzte räumt die Erde auf“ (unter anderem Hasbro und Clementoni), „Die Wilden Fußballkerle“ (unter anderem Ravensburger und Amigo Spiele) und der kommende Indiana-Jones-Film (Clementoni). Ebenfalls als Lizenz finden mehr und mehr Spiele zu Buchtiteln Eingang in die Veröffentlichungslisten der Verlage wie die drei Kinderspiele zu Büchern von Cornelia Funke (Kosmos). Cross-Marketing, Verkaufsflächen in Kinos, Buchläden und im Supermarkt helfen dann, die Umsatzzahlen zu verbessern.

Das Thema Elektronik ist nach wie vor bei vielen klassischen Brettspielverlagen präsent. Neben dem Einsatz von typischen Chips, die optische oder akustische Signale oder Anweisungen geben wie bei Spieglein, zeig mir deinen Prinz (Jumbo Spiele), der prämierte Ball Cosmic Catch (Hasbro) oder Tuut, tuut, hier kommt Thomas (Schmidt Spiele), gibt es nach wie vor Spiele, denen mit einer DVD oder CD ein Bonus beigelegt wird, der allerdings nicht immer zum Spielen notwendig ist (unter anderem Hasbros Noodleboro-Spiele und Lernspiele von Noris Spiele). Aber Elektronik kann noch viel mehr. Ähnlich wie bei dem Touch-And-Play-Mechanismus übernimmt eine Konsole Spielleiterfunktionen für eine Reihe von Veröffentlichungen des Verlages Yvio.

Es geht noch mehr: Mattel stellte die mit einem Toy Innovation Award ausgezeichneten Funkeys vor. Bei diesem Spiel lässt man knuffige Figuren über einen Bildschirm laufen und kann die Umgebung gestalten. „Echte“ Figuren steckt man dazu als eine Art Schlüssel in das Gerät, um bestimmte Eigenschaften in das Spiel zu laden. Ravensburger findet ebenfalls den Weg auf eine Konsole. Klassiker wie unter anderem Das ver-rückte Labyrinth können nun auf dem Nintendo DS gespielt werden.

Beinahe jeder Verlag hat inzwischen eine „Spielemarke“ kreiert. Ob es Carcassonne bei Hans im Glück, Die Siedler von Catan bei Kosmos, Lauras Stern bei Amigo Spiele oder die Spiele zu Zooloretto bei Abacusspiele sind – erfolgreiche Spiele erhalten Erweiterungen, oder neue Spiele unter diesem Namen erscheinen, die inhaltlich eigenständig sind. Beispiel sind die Klassiker Monopoly und Trivial Pursuit mit ihren Themenausgaben, die neue Marke Cartagena, zu der nach Die Goldinsel bei Winning Moves im Herbst Die Meuterei erscheinen soll, oder Uno und Scrabble, die neue Schnellspiel- und Mitbring-Ableger erhalten. Selbst kleinere Verlage wie Pro Ludo mit der neuen Erweiterung zu Dungeon Twister oder Pegasus Spiele mit den Veröffentlichungen zu Munchkin (unter anderem ist ein Brettspiel angekündigt) gehen diesen Weg.

Zu beobachten ist der Versuch, neue Käuferschichten anzusprechen. Selecta Spielzeug setzt die Nobile-Reihe fort, die sich offiziell an alle Generationen richtet, aber speziell auf die der Älteren schielt. Auch Noris Spiele versucht, hier erstmals Fuß zu fassen. Mit stabilen Karten und einem Begleitheft gibt es unter anderem ein Metropolen-Memo. Speziell an Mädchen richten sich dagegen unter anderem Monopoly Boutique (Hasbro) und Zauberhafte Verwandlung (Kosmos), was nicht nur an der pinkfarbenen Aufmachung liegt.

Bei den vielen Neuheiten schien auf den ersten Blick für alle etwas dabei zu sein. Jedoch ist die Auswahl im Vergleich zur Veröffentlichungsflut in Essen eher überschaubar, was auch am Zeitpunkt der Messe liegen mag. Während für die Spielwarenbranche in Nürnberg bereits das Weihnachtsgeschäft geplant wird, liegt für die meisten Spieleverlage die Messe zu dicht an der in Essen. Dennoch gab es interessante Neuheiten.

„Vielspieler“ und „Freaks“ sollten auf folgende Spiele ein Auge werfen: Battavia (Queen Games), Metropolys (Ystari), Toledo (Kosmos), das sehr viel komplexere Zooloretto-Nachfolgerspiel Aquaretto (Abacusspiele), Stone Age (Hans im Glück), Wie verhext (alea/Ravensburger) und The Golden Age (Phalanx Games). „Familienspieler“ und Gelegenheitsspieler finden vermutlich eher Freude an Vineta (Winning Moves), Suleika (Zoch Verlag), Blox (Ravensburger), dem mit einem innovativen Würfelmechanismus ausgestattete Deukalion (Hasbro), Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (Kosmos) oder den Kartenspielen Hai-Alarm (Drei Magier Spiele) und Shang-Haien (Abacusspiele). Schmidt Spiele liefert zudem eine Reihe kompakter Spiele mit schnellem Zugang, zu denen unter anderem Big Points gehört.

Freunde von Party- und Quizspielen kommen richtig auf ihre Kosten. So gehört Friedemann Frieses Fauna (Huch and Friends) ebenso zu den Tipps aus diesem Bereich wie Cro-Magnon (Kosmos), Das große Spiel der Namen (Ravensburger), das wieder veröffentlichte Tick … Tack … Bumm! (Piatnik), das mit einem echten Porzellanteller ausgestattete Die Welt der guten Küche (Huch and Friends) sowie Pictureka und Paartie (beide Hasbro).

Bei den Kinderspielen stach unter anderem Fluss der Drachen (Kosmos) heraus, bei dem echtes Wasser eine zentrale Rolle spielt. Aus dem gleichen Verlag gibt es Mein erstes Quizspiel, das ganz ohne Lesekenntnisse spielbar ist. Queen Games versucht mit einer eigenen Marke (Queen Kids), zukünftig im Kinderspielbereich mit guten Veröffentlichungen zu überzeugen. Optisch war das vorgestellte Haselnussbande äußerst viel versprechend. Die beiden Kinderspielexperten Selecta Spielzeug unter anderem mit Coco Razzi und Haba unter anderem mit Auf die Schätze, fertig, los schicken wieder attraktiv aufgemachte Spiele ins Rennen. Marktführer Hasbro labelt einige Spiele von MB zu Playschool um. Damit soll der Lerncharakter verdeutlicht werden. Beispiele sind die Spiele der Noodleboro-Reihe.

Der Lerncharakter des Spielens stand auch im Mittelpunkt der gesamten Messe. Unter dem Motto „spielend lernen“ gab es eine Sonderschau. Spielen und Lernen sind keine Gegensätze, sondern es laufen bei beiden Prozessen  im Gehirn identische Prozesse ab. Dieses Wissen soll nach Meinung von Experten und einigen Autoren sowie Verlagen zukünftig stärker in die Entwicklung von Neuheiten der Spielwarenbranche einfließen. Ob dies gelingt, werden die nächsten Messen zeigen.

Zusatzinfos zur Spielwarenmesse 2008

Soundfiles zur Spielwarenmesse 2008

Rundgang durch die Messehallen (5:09 min; 3,6 MB)]

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer zu den Abläufen im Gehirn, Teil 1

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer zu den Abläufen im Gehirn, Teil 2

Ernst Kick, Vorstandvorsitzender der Messe, bei der Pressekonferenz

Werner Lenzner, Director Central Europe, npdgroup deutschland GmbH, bei der Presekonferenz

Bekanntgabe der Nominierten Produkte (10 min, 4,8 MB)

 

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