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Stefan Risthaus über sein Spiel Visby

Cover von Visby - Foto: Ostia Spiele

Besiegelt und modular – Hansespiel mal anders

Stefan, zur Spielemesse in Essen 2015 bringst du das Kartenspiel Visby mit. Das klingt nach der schwedischen Stadt. Welche Bedeutung hat der Titel? Was ist Thema des Spiels?
„Ja, das Spiel ist in der heute schwedischen Stadt Visby zur Hansezeit angesiedelt, als die Stadt noch durch Kaufmannsfamilien aus vielen Teilen Europas beherrscht war. Der schwedische König stand zu der Zeit auch schon mal auf der Seite der Landbevölkerung gegen Visby.
Die einflussreichen Familien ringen im Spiel durch Beiträge zur Verteidigung der Stadt und durch Handel um Prestige in Form von Siegeln. Ritter bringen sofort Siegel ein, Schiffe bringen Waren, die später erst noch in Siegel getauscht werden müssen.“

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Mit welchen Hauptmechanismen setzt du das Thema spielerisch um. Was sind die Garanten für den Spielspaß bei Visby?
„Jeder hat den gleichen Satz Aktionskarten und alle wählen gleichzeitig eine davon aus (bei zwei und drei Spielern zwei Karten). So entstehen auch in der Maximalbesetzung von sechs Spielern kaum Wartezeiten. Das Besondere in Visby ist, dass jede Karte unterschiedlich effektiv sein kann, je nach dem, welche Karten die anderen gespielt haben. So versucht man zu erraten, was die anderen wohl machen werden, um dann möglichst davon zu profitieren. Dabei hilft es natürlich, wenn man sich merkt, welche Karten die anderen schon gespielt haben.
Beispiele: Eine Flotte nimmt drei Waren vom Spielplan, niemals mehr. Ein Schiff kann theoretisch bis zu 15 Waren nehmen, ist aber erst nach den Flotten an der Reihe. Wenn also mehrere Spieler eine Flotte gespielt haben, kann ein Schiff auch mal komplett leer ausgehen. Ein Schmied verdient viele Waren für jeden Ritter und jede Karte ‚Truppen‘. Sind weder Ritter noch Truppen vorhanden, bleiben alle Schmiede erfolglos.“

An wen richtest du dich mit Visby? Ist es ein klassisches Vielspieler-Spiel?
„Ich würde es als ‚gehobenes Familien-Spiel‘ oder ‚einfaches Vielspieler-Spiel‘ einstufen. Die Regeln sind relativ einfach und eingängig, die Spieldauer ist mit 20-30 Minuten recht kurz. Aber es hat schon seinen Tiefgang, sodass ich es nicht als trivial bezeichnen würde. Optimal ist das Spiel aus meiner Sicht als Auftakt, Zwischendurchspiel oder Absacker in Vielspieler-Runden.“

Material von Visby - Foto: Ostia SpieleKannst du bitte Spielern einen Tipp geben, wie sie ihre erste und oft kaufentscheidende Runde angehen sollen? Gibt es wichtige Tipps und Tricks oder gar Dinge, die sie besser lassen sollten?
„Hm, wenn es einen ‚richtigen‘ ersten Zug gäbe, würden alle genau das Gegenteil machen, um von denen zu profitieren, die den ‚richtigen‘ Zug machen.
Im Ernst: Es ist schon wichtig, sich zu merken, welche Karten schon raus sind. Dann ist es ganz entscheidend, im richtigen Zeitpunkt seine Waren in Siegel umzutauschen. Der Kurs schwankt von 3:1 bis 2:3. Da kann man mal zehn oder mehr Siegel auf einen Streich erhalten. Das ist sehr viel, weil das Spiel endet, wenn ein Spieler 30 Siegel hat.“

Mit Visby verfolgst du ein sehr eigenwilliges Preiskonzept. Das Basisset ist sehr günstig, aber für nur zwei Spieler. Für jeden Spieler mehr kostet es extra. Wie kommt es zu diesem modularen System?
„Nur zur Klarstellung: Auch die Ergänzungen bieten Material für jeweils zwei Spieler. Die Zusatzkosten entstehen also nicht für jeden einzelnen weiteren Spieler.
Das Spiel funktioniert für alle Besetzungen sehr gut und die Käufer haben so die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie viel Geld sie ausgeben wollen. Wer als Paar zu zweit spielt, muss nicht mehr ausgeben als für das Basis-Set notwendig. Wer regelmäßig zu viert spielt, kauft ein Ergänzungsset dazu und nur wer wirklich etwas für eine größere Spielerunde sucht, bezahlt für insgesamt sechs Spieler. Außerdem kann man einzelne Spiele so auch kombinieren. Wenn sich Gruppen treffen, die jeweils nur ein Basis-Set haben, können sie zu viert spielen.
Sonst ist es ja häufig so, dass man Material mitbezahlen muss, das man nicht braucht, weil bspw. sechs komplette Holzspielstein-Sätze enthalten sind, obwohl man immer nur zu viert spielt. Bei dem ‚modularen‘ System muss niemand für mehr Material bezahlen als er wirklich benötigt.“

Was heißt das im Umkehrschluss für die Spielerzahl? Ist es zu zweit besonders gut? Wie verändert es sich mit zunehmender Spielerzahl? Liegt das Maximum wirklich bei sechs Spielern?
„Wie gesagt, funktioniert das Spiel erstaunlicherweise in allen Besetzungen sehr gut. Die Zweipersonen-Partie ist genauso spannend wie die Mehrpersonen-Partie und keine Hilfskonstruktion wie bei machen Spielen, die an sich für mehrere Personen konzipiert sind.
Das Spiel verändert den Charakter natürlich mit steigender Spielerzahl. Zu zweit ist es sehr viel taktischer, weil man ziemlich genau weiß, welche Karten der andere noch hat und welche Optionen für ihn jetzt lohnend sind. Bei sechs Spielern ist das Ganze deutlich chaotischer und weit weniger planbar. Da geht es dann darum, eher ein Gefühl dafür zu entwickeln, was die anderen so machen werden.
Theoretisch könnte ich mir vorstellen, Varianten für mehr als sechs Spieler zu entwickeln. Allerdings entsteht dann doch eine längere Auswertungsphase. In der Tat gibt es Überlegungen dazu, aber es ist noch nichts spruchreif oder auch nur ernsthaft im Test.“

OSTIA ist ein sehr kleiner Verlag. In welcher Auflage wird Visby erscheinen?
„Es gibt insgesamt ca. 500 Basis-Spiele und zusätzlich ca. 500 Ergänzungs-Sets.“

Lohnt es sich also für Messebesucher, Visby vorzubestellen? Wie gehen sie am besten vor? Was hat es mit dem Freebie „Abt“ auf sich?
„Vorbestellen ist immer gut. Wir gehen aber davon aus, dass es genügend Visby-Exemplare für alle gibt. Das Spiel kann bei unserem Vertriebspartner spielmaterial.de oder bei uns direkt bestellt werden.
Der ‚Abt‘ modifiziert die Einnahmen des Bettelmönchs, so dass man mit diesem jetzt auch Siegel und nicht nur Waren erhalten kann.“

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