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Dominique Metzler vom Merz Verlag über die Spiel in Essen

Es wird gespielt auf der Spiel von Reich der Spiele

Ein Konzept ohne Änderungsbedarf

Frau Metzler, die Spiel hat in den letzten Jahren – auch und vor allem international – immer mehr an Bedeutung gewonnen. Mal gab es Besucherrekorde, mal neue Top-Zahlen bei Ausstellern. Wohin wird die Reise dieses Jahr gehen? Ist schon abzusehen, dass wieder ein Rekord geknackt werden könnte?
„Ja, wir freuen uns sehr, dass auch in diesem Jahr wieder ein Rekord erreicht werden konnte, denn 2005 verzeichnet die Messe über 700 Aussteller aus 30 Nationen und fünf Kontinenten. Die Veranstaltung ist damit noch einmal größer und deutlich internationaler geworden und die SPIEL begrüßt zunehmend mehr Aussteller aus Staaten wie beispielsweise Japan und Korea, aber auch aus Ländern wie Litauen, Singapur, Polen, Ungarn, Russland und Nigeria.“

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Mit der Comic Action und im Prinzip auch mit der Rollenspielhalle gibt es zwei Ableger der Messe, die aber wunderbar in das Gesamtkonzept passen. Gibt es Überlegungen, Bereiche wie zum Beispiel Modellbau oder ähnliches ebenfalls in die Spiel zu integrieren?
„Ich sehe in der Halle 6 keineswegs einen ‚Ableger‘, wie Sie es nennen. Vielmehr werden in dieser Halle einfach eine ganz bestimmte Art von Spielen, nämlich Rollenspiele, präsentiert. Ich glaube, dass große Synergieeffekte zwischen dem Comic- und dem Spielbereich unübersehbar sind. Viele Grafiker arbeiten beispielsweise sowohl für Comic- als auch für Spielverlage. Viele beliebte Charaktere finden wir sowohl bei Spielen als auch im Comic-Sektor. Insofern bot sich die Integration der Comic Action in die Spiel vor sieben Jahren einfach an. Ich halte es aber für falsch, der Messe ihr über die Jahre gewonnenes klares Profil durch willkürliche Hinzunahme von Produktsegmenten zu nehmen. Die Spiel ist sich in den letzten 23 Jahren immer treu geblieben und das soll auch in Zukunft so bleiben.
In diesem Jahr gibt es wieder einmal eine Warteliste für zahlreiche Spieleverlage aus dem In- und Ausland, die leider keinen Platz mehr bekommen konnten. Dieser Umstand legt die Vermutung nahe, dass die Internationalen Spieltage in ihrer Funktion als weltgrößte Messe für Gesellschaftsspiele auch in den nächsten Jahren weiter wachsen werden – und dies, ohne dass das bis dato so erfolgreiche und klare Konzept einer Änderung bedarf.“

Gehört inzwischen fest dazu: Der Catan-Bus von Reich der SpieleSie schaffen es jedes Jahr mit einem Mini-Team aufs Neue, die wichtigste Spielemesse auf die Beine zu stellen. Wie viel Arbeit steckt dahinter, wann fängt die heiße Phase der Vorbereitung an?
„Nach der Messe ist vor der Messe. Hinter jeder Veranstaltung steckt eine Menge Arbeit und unser kleines Team beginnt unmittelbar nach der Messe mit den Vorbereitungen zur nächsten Veranstaltung. Da muss kalkuliert werden, da müssen Ausstellerunterlagen in mehreren Sprachen erstellt werden, die Hallenpläne und der Veranstaltungskatalog sind fertig zu stellen und nicht zuletzt macht der Friedhelm Merz Verlag ja auch die gesamte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und beschäftigt sich in diesem Zusammenhang jedes Jahr auch inhaltlich sehr genau mit den vorgestellten Neuheiten. Ohne Aushilfskräfte geht es dann vor Ort natürlich nicht, denn auch hier betreuen wir sowohl die Aussteller als auch die Presse.“

Bei so vielen erfolgreichen Messejahren: Gibt es ein Jahr, in dem die Spiel für sie persönlich ein besonderer Erfolg war, also einen persönlichen Favoriten, an den Sie gerne zurückdenken?
„Für mich ist jedes Jahr ein besonderes Jahr, denn die Spannung bleibt auf jeder Messe bis zum Schluss erhalten. Am Montag nach jeder Veranstaltung kann – nach der langen Vorbereitungsphase – niemand so recht fassen, dass es nun wirklich vorüber sein soll. Und immer wieder realisiert das Team erst Tage später, dass es endgültig vollbracht und für dieses Jahr vorbei ist.
Es gab aber auch Jahre, die ganz besondere Ereignisse mit sich brachten. So brach im Jahr 1988 im Hotel Handelshof, in dem sich damals die Mitarbeiter des Merz Verlages aber auch die allermeisten Aussteller der Spiel befanden, mitten in der Nacht ein großer Brand aus. Unsere Mitarbeiter und viele Aussteller mussten aus dem Gebäude flüchten und fanden sich nur mit
Nachthemden bekleidet auf der Straße wieder. Nach vielen Stunden des Wartens wurden alle Hotelgäste früh morgens in ein anderes Hotel einquartiert. Besuchern, die am nächsten Tag die Messehallen betraten, schlug ein unangenehmer Brandgeruch, der sich in jedem Kleidungsstück der Betroffen festgesetzt hatte, entgegen. Am Stand des Merz Verlages wurden in der Nacht
geliehene Socken auf Wäscheleinen getrocknet. Damals entstanden viele, tiefe Freundschaften zwischen Branchenmitgliedern, die bis heute Gültigkeit haben.
Ein anderes, besonderes Jahr war das Jahr 2001, in dem am 11. September die Anschläge in den USA stattfanden. Hier war spürbar, wie eng die Spieleszene über die Jahre zusammengewachsen ist. Wir haben damals unmittelbar nach dem Anschlag unsere amerikanischen Aussteller angerufen, um unser Mitgefühl auszudrücken und es waren auch Personen darunter, die im World Trade Center Familienangehörige verloren hatten. Trotz der Katastrophe waren sie alle auf der Spiel und jeder belegte seine Flächen, obwohl die Ausreise aus den USA zu jener Zeit abenteuerliche Formen annahm. Da gab es Aussteller, die erst kreuz und quer mit dem Flugzeug durch Amerika geschickt worden waren, bevor endlich doch noch von irgendeinem Flughafen aus eine Maschine in Richtung Europa starten durfte. Am Schluss der Messe hat der Friedhelm Merz Verlag sich über das Hallenmikro bei allen amerikanischen Firmen für ihr Dasein bedankt. Die Reaktion vieler Amerikaner, die wir abends noch einmal im Hotel trafen, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Sie waren für das Mitgefühl so dankbar und man hatte den Eindruck, diese Branche ist im Laufe der Jahre zu einer echten Spielerfamilie geworden, die ganz eng zusammenrückt.“

Gibt es bei all der Organisation für Sie persönlich die Möglichkeit zu einem ausführlichen Messerundgang und haben Sie dabei schon mal ein ‚Lieblingsspiel‘ entdeckt?
„Selbstverständlich mache ich Jahr für Jahr Hallenrundgänge. Dies ist ganz wichtig, denn die vorher erstellte Hallenplanung kann hin und wieder optisch anders, als ursprünglich gedacht, aussehen. Dies gilt es dann im nächsten Jahr zu verbessern. Zum Spielen bleibt da leider keine Zeit.“

Spielen auf der Spiel - ohne geht es einfach nicht von Reich der SpieleFür Inhaber von Tagestickets ist die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln frei. Dauerkartenkäufer haben diesen Vorteil nicht. Woran liegt das? Ist hier in Zukunft von Ihnen eine andere Lösung angestrebt?
„Für alle Messen, die in Essen stattfinden, gibt es ein einheitliches Vorverkaufs-System, in das auch die Spiel eingebunden ist. Dies System sieht es leider nicht vor, dass Dauerkartenbenutzer auch ein so genanntes Kombi-Ticket kaufen können.“

Trotz des großen Erfolgs gibt es immer wieder Kritik von Besucherinnen und Besuchern. Diese fokussiert sich auf – so wahrgenommen – unfreundliches Personal, seit Jahren fehlerhafte, aber nicht gekennzeichnete Schließfächer und die Food-Stände auf der Messe. Haben Sie als Veranstalter überhaupt Einfluss auf diesen Bereich?
„Die Messe Essen ist seit Jahren bemüht, ihren Service weiter zu verbessern, und tut dies auch. Beispielsweise öffnet sie Besuchern, Stunden vor dem eigentlichen Einlass in die Hallen, das Foyer, damit diese nicht unnötig frieren müssen. Oder es gab Jahre, in denen alle verfügbaren Messe Essen-Mitarbeiter in Stoßzeiten mit vor den Bauch gebundenen Kassen, bei Wind und Wetter Eintrittskarten verkauft haben, weil sämtliche vorhandenen Kassenhäuschen nicht mehr nachkamen, und so allzu lange Wartezeiten vermieden werden konnten.
Neben den zugegebenermaßen nicht ganz preiswerten Restaurants gibt es ja auch noch eingerichtete Sonderflächen, an denen man eine Pizza oder ähnliches zu für eine Messe annehmbaren Preisen bekommt. Alles in allem denke ich, dass die Mitarbeiter der Messe Essen sich große Mühe geben, einen guten Job zu machen. Schließlich sind 150.000 Besucher in nur vier Tagen auch eine logistische Herausforderung. Dass es bei einer so großen Anzahl zu Engpässen bei einzelnen Gerichten oder aber bei den zur
Verfügung stehenden Schließfächern kommt, ist sicherlich bedauerlich aber doch auch nachvollziehbar.

Am Ende eines langen Messetages möchten viele Spielerinnen und Spieler gerne noch weiter spielen. Wie denken Sie über eine Verlängerung der Öffnungszeiten?
„Die Spiel war in der Anfangsphase bis 22.00 Uhr geöffnet und so schön dies für einige Spieler gewesen sein mag, für Aussteller war diese Öffnungszeit eine Tortur. Denn auch nach Messeschluss, wenn die Besucher längst zu Hause sind, müssen die meisten Aussteller noch arbeiten. Da warten Kassenabrechnungen, das Personal braucht für den nächsten Tag sein Briefing, es gilt Geschäftstermine zu wahren et cetera. Die heutige Öffnungszeit bis 19.00 Uhr gewährleistet, dass die Arbeit eines Messetages, die für die allermeisten Aussteller erst lange nach Schließung der Hallen fürs Publikum endet, auch noch zu bewältigen ist.“

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