Mit Schwung in den Stau
Nur noch wenige Tage bis zur Spiel ’18 und so langsam steigt der Blutdruck. Diejenigen, die noch nie auf der Spielmesse waren, empfinden das alles vielleicht als „Hype“, der irgendwann wieder vorbei ist. Ist er auch, aber nur für ein knappes Jahr. Und dann geht’s wieder von vorne los. Also muss doch was dran sein, an dem Hype. Oder?
Gedulds-Spiel
Auf der Autobahn geht’s schon los mit dem Stau; der geht nahtlos in den bis zum Parkplatz über. Vor den Kassen kommt einem die Schlange schon entgegen, hinter den Kassen ist vor der nächsten Schlange – am Eingang. Es braucht schon eine gesunde Portion Geduld, bis man endlich in den heiligen Hallen ist. Und selbst dann hört es ja nicht auf: Gedränge in den Gängen, Menschtrauben um die Stände und Tische, schier unfassbarer Ansturm auf Shops mit vermeintlich guten Angeboten. Da fragt man sich, warum sich das so viele antun. Es muss doch etwas geben, was Jahr für Jahr (dieselben?) Menschen in das ihnen wohlbekannte Chaos zieht.
Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Die Spiele sind‘s. Alleine, einen Tisch bei einem selbst gewählten Verlag zu ergattern und eine Neuheit als einer der Ersten zu spielen, ist fast vergleichbar mit dem Erfolgserlebnis, eine Partie seines Lieblingsspiels gewonnen zu haben. Das Spielergebnis ist tatsächlich aber Nebensache. Dort inmitten des hektischen Treibens an einem Tisch zu sitzen, die Menschen und das Spektakel um sich herum zu beobachten und, ja, auch ein bisschen die sehnsüchtigen Blicke derer aufzufangen, die nur darauf warten, dass man den Tisch verlässt, substanziiert die Euphorie, mit der man bis dorthin gekommen ist.
Hat man Glück, lässt man sich die Spielregeln von einer Erklärbärin ins Ohr schreien. Hat man Pech, muss man sie selbst den anderen vorbrüllen. Das macht man zwei, drei Mal, dann muss der nächste dran glauben, weil die Stimme merklich ausdünnt.
Mittags schreit nun auch der Magen. Zu essen gibt es genug, meist aber nur für Besserverdienende. Und was soll ich sagen: Es ist Zeit für die nächste Schlange. Klar. Wenigstens schmeckt es. Auch dann, wenn man keinen Riesenhunger hat. Für das, was ein paar Getränke während des Tages kosten, könnte man sich ein schönes (!) Spiel kaufen, daher ist Selbstverpflegung wenigstens in dieser Hinsicht mehr als eine Empfehlung.
Gewusst wo
Die neue Hallenstruktur und das Mehr an Ausstellungsfläche wird alle vor eine größere Herausforderung stellen. Das ist schade, denn auch und gerade bei den kleinen Verlagen gibt es Schätze zu entdecken. Aber es wird kaum mehr möglich sein, in den wenigen Tagen alle Hallen soweit zu erkunden, dass man das Gefühl hat, alles mal gesehen zu haben. Zum Glück will das auch nicht jeder, was schon alleine ein Grund ist, sich Zeit für die Hallen mit den höheren Nummern zu nehmen. Ein Paradoxon.
Neid empfinde ich immer dann, wenn ich sehe, wie Menschen mit Stapeln von neuen Spielen auf Wägelchen und in Taschen durch die Gänge und aus der Messe ziehen, mit strahlenden Augen, wie man es sonst nur Weihnachten sieht. Ich beneide sie vor allem um den Platz, den sie offenbar haben, um die Türme unterzubringen. Solche Häuser müsste man haben … Und die Zeit, all‘ das zu spielen, was man da hineinschleppt.
Am letzten Tag (für mich bereits der Samstag), wenn ich die Hallen verlasse, werde ich wieder die Wehmut spüren, die ich jedes Jahr verspüre, wenn drei Messe- und ein Pressetag hinter mir liegen und ich weiß, dass ich wieder fast ein Jahr warten muss, bis es wieder losgeht. Wer wissen will, wovon ich spreche, muss zum einen schon ein großes Stück Enthusiasmus mitbringen und es dann selber ausprobieren. Es lohnt sich!
Die Redaktion vom Reich der Spiele wünscht Euch eine tolle Messe.
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