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Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft

Das Original-Fanspiel Fußball-Nationalmannschaft - Foto Dolupa Games

Der deutsche Fußball-Bundestrainer der Männer hat eine der schwersten Aufgaben im Land. Er stellt das Nationalteam zusammen, teilt seinen Job aber mit Millionen von Bundestrainern, die es stets besser wissen. Jeder, alles! Im Original-Fanspiel können nun alle ihr Fachwissen beweisen und die Nationalelf zusammenstellen.blank

Der DFB hat mit dem dänischen Verlag Dolupa Games ein offizielles Fanspiel für 2-4 Spieler ab 14 Jahren herausgebracht, in dem jeder Spieler über Quizfragen seine elf Spieler auswählt, von denen es am Ende möglichst viele in die Startelf der Nationalmannschaft schaffen sollen.

Wie spielt man Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft?

Jeder Spieler erhält bei Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft zu Beginn elf Spielerkarten aus den typischen Mannschaftspositionen (Torwart, Abwehr usw.) auf die Hand. Die Karten enthalten neben der Abbildung und dem Namen des Spielers seine Position und persönliche Statistikwerte (z. B. Anzahl Spiele/Siege/Tore und einen Dezimalwert als Gesamtnote).

Es wird eine Spielzeit festgelegt, und dann ziehen die Spieler auf einem als Stadion designten Spielplan durch Würfeln mit Figuren über einen Rundkurs. Je nachdem, auf welchem Feld sie landen, wird ihnen eine Frage zu Themen rund um den Fußball gestellt: zu Spielen, Spielern, Historischem oder allgemeinen Themen. Kann ein Spieler drei Fragen nacheinander richtig beantworten, erhält er eine neue Spielerkarte, mit der er ggf. eine andere austauschen kann, die schlechtere Statistikwerte hat. So optimiert man seine Elf, um sie für den späteren Kampf um die Plätze im Nationalteam vorzubereiten.

Das Original-Fanspiel - Spielfiguren auf dem Rundkurs | Foto: Axel Bungart
Das Original-Fanspiel – Spielfiguren auf dem Rundkurs | Foto: Axel Bungart

Neben Fragefeldern gibt es Felder, auf denen man sich eine gelbe oder rote Karte einfangen kann, was im letzteren Fall zum Verlust einer Spielerkarte führt. Auch den VAR findet man auf Feldern wieder – und auch in diesem Spiel sind seine Entscheidungen nicht immer durchsichtig.

Nach Ablauf der Spielzeit wird das Spielbrett umgedreht, und dort wird dann das finale Nationalteam ermittelt. Das bisherige Quiz geht an dieser Stelle in eine Art Quartettspiel über, denn die Spieler vergleichen einzelne Statistikwerte ihrer Spielerkarten miteinander; der Nationalspieler mit dem besten Wert aus jedem Vergleich wird Teil der Nationalmannschaft. Für alle ausgestochenen Spielerkarten erhält der Sieger des Vergleichs je einen Punkt. Wer die meisten Punkte erzielt, gewinnt.

Das Original-Fanspiel - Spielerkarten | Foto: Axel Bungart
Das Original-Fanspiel – Spielerkarten | Foto: Axel Bungart

Wie gut ist Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft?

Der dänische Verlag Dolupa Games veröffentlicht offiziell lizenzierte Fanspiele. Die Lizenz hat den Vorteil, dass die Karten auch die originalen Namen und Bilder der Spieler tragen. Das Kartendesign wie auch das des Spielplans ist davon abgesehen eher emotionslos und zweckmäßig. Das Stadion hätte man sicher weniger stilisiert abbilden können. Das gesamte Material ist aber von guter Qualität.

Das Original-Fanspiel - Spielplan | Foto: Axel Bungart
Das Original-Fanspiel – Spielplan | Foto: Axel Bungart

Bei der Spielregel muss man jedoch zu viele Zugeständnisse machen. Die Struktur ist unglücklich, da zuerst die verschiedenen Kartenarten erklärt werden. Erst dann kommen die Spielregeln, was mindestens beim ersten Lesen unnötige Fragen aufwirft, weil Zusammenhänge erst durch die Spielregel klar werden.

Die Anzahl der Spielfiguren ist falsch angegeben: Es sind nicht 3 x 4 Spielfiguren, sondern 3, 4 und 5 Spielfiguren in drei Farben. Woraus sich sofort weitere Fragen ergeben: Wieso nur drei Spielerfarben (für bis zu vier Spieler)? Welche Spielerfarbe nimmt der vierte Spieler? Wieso mehrere Spielfiguren in einer Farbe? Das könnte – müsste! – die Spielregel aufklären. Doch dort wird noch nicht einmal erwähnt, dass sich jeder Spieler überhaupt eine Spielfigur aussuchen soll. Und wenn, wie viele? Irgendwann heißt es schlicht, dass „sich“ der Teilnehmer um die Anzahl der gewürfelten Felder weiterbewegt. Das ist so ungenau wie absurd.

Beim Vergleichen der Werte in der zweiten Phase fehlt ein Hinweis auf die Auflösung von Unentschieden. Auf jegliche Beispiele, die manche Unklarheit hätten auflösen können, hat man komplett verzichtet.

54 – 74 – 90 – 2014

Etwas holprig, wenngleich regelkonform, geht es weiter: Um eine neue Spielerkarte zu erhalten, muss man drei Fragen nacheinander richtig beantworten. Nach ein oder zwei richtig beantworteten Fragen kann man aber auf einem Feld landen (VAR, gelbe/rote Karte), auf dem man gar keine weitere Frage beantworten kann und der Zug damit beendet wird. „Pech“, könnte man sagen. Da aber die Fragen ohnehin anspruchsvoll und schwer zu beantworten sind, gelingt es einem schon kaum mal, regulär eine neue Karte zu gewinnen. Kommt dann noch Pech dazu, ist das dann nicht nur unglücklich, sondern ärgerlich.

Das Original-Fanspiel - Zusatzkarten | Foto: Axel Bungart
Das Original-Fanspiel – Zusatzkarten | Foto: Axel Bungart

Hier hilft auch kein VAR

Auch die Karten sind teilweise unlogisch bzw. sogar falsch. VAR-Karte 30: Auf welchem Platz landete die Nationalmannschaft bei der letzten EM (aus heutiger Sicht: 2020/2021)? Da sie im Achtelfinale ausgeschieden ist, lässt sich das gar nicht bestimmen. Oder: Nenne 6 aktuelle Nationalspieler – hier wäre im Zweifel die Überprüfung mittels Internet nötig, was aber Spielzeit kostet (es läuft ein Timer!) und den Spielablauf stört. Auf einer Karte wird eine Frage zur Qualifikation für die EM 2022 gestellt. Es gab aber 2022 keine EM, sondern eine WM. Ein peinlicher Fehler, der auch verwirrt: Ist nun die WM 2022 gemeint oder die EM 2020?

Das Original-Fanspiel - Fragekarte | Foto: Markus Nußbaum
Das Original-Fanspiel – Fragekarte | Foto: Markus Nußbaum

Die fehlerhafte Überschrift („Definationen“) definiert man danach lächelnd als Lappalie.

Da wir nicht alle Karten und Fragen durchgespielt haben, müsste man anhand der gespielten Partien die Fehlerquote hochrechnen und käme dann zu einem Wert, von dem ich hoffe, dass er nicht zutrifft.

Fragen für Adepten

Die Altersangabe und der Tenor in dem dem Spiel beiliegenden Blatt weisen auf ein Spiel für Familien und Freunde des Fußballs hin. Die Fragen sind jedoch so speziell, dass man schon recht profunde Kenntnisse über die Nationalmannschaft haben muss. Sei es aus vertieftem Interesse oder weil man einfach jahrzehntelang Fußballfan ist, was aber mit dem Einstiegsalter für dieses Spiel nichts zu tun haben kann. Für „normale“ Familien ist es ungeeignet.

Das Nationalmannschaftsquartett

Bei der Bestimmung der elf Auswahlspieler geht es schließlich darum, eine Karte mit dem besten Wert in einer bestimmten Kategorie zu haben. Doch auch diese nützte einem nur etwas, wenn die Kategorie, in der (als Beispiel) mein Stürmer einen sehr guten Wert hat, auch verglichen wird. Wählt der Zugspieler eine andere Kategorie, hat man vielleicht Pech und ein Mitspieler erhält den vakanten Platz in der Startelf sowie die Siegpunkte. Hier wird auch deutlich, dass das Wissen aus der Quizrunde am Ende nichts unmittelbar mit der Punktevergabe zu tun hat. Zum einen ist es reines Glück, eine gute bzw. bessere Karte nachzuziehen als man schon hat, und zum zweiten muss man die guten Werte eines Spielers dann noch anwenden können.

Das Original-Fanspiel - Der Startelf-Spielplan | Foto: Axel Bungart
Das Original-Fanspiel – Der Startelf-Spielplan | Foto: Axel Bungart

Auch in dieser Phase fallen zwei Schwächen der Spielregel auf. Die Werte mancher Karten beziehen sich auf die gesamte Karriere des betreffenden Spielers, während andere sich nur auf ein Jahr beziehen. Ein unsinniger Vergleich von Äpfeln mit Birnen, denn natürlich macht ein Stürmer in 10 Jahren mehr Tore als in einem. Da es somit auch Karten für ein und denselben Spieler zweimal geben kann (einmal für ein Spieljahr, einmal als Gesamtkarte), stellt sich die Frage, was man mit den Karten macht, wenn derselbe Spieler es zweimal in die Startelf schaffen sollte. Spielt er dann auf zwei Positionen? Es fehlt eine Regel dafür!

Not gegen Elend

Das Original-Fanspiel - Fragekarten | Foto: Axel Bungart
Das Original-Fanspiel – Fragekarten | Foto: Axel Bungart

Ich würde mich nicht als Fußballexperten bezeichnen. Aber ich weiß, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, dass es ausgerechnet Schnellinger war, der den Italienern kurz vor Schluss noch einen einschenkte, und dass Oliver Bierhoff 1996 das erste Golden Goal einer EM schoss. Als jemand, der seit seiner Kindheit Fußball gespielt und damit auch Fußball sicher intensiver verfolgt hat als manch anderer, habe ich mich in dem Quiz dennoch sehr verstümmelt gefühlt. Kaum mal, dass man die Antwort auf eine Frage wirklich wusste. Nur einmal in vierzig Minuten Spielzeit habe ich eine Karte gewonnen, weil ich drei Fragen nacheinander richtig beantworten konnte. Eine weitere konnte ich erhalten, weil es Felder gibt, auf denen man nur eine Frage richtig beantworten muss, um eine neue Karte zu erhalten. Und wenn man über das Kick-Off-Feld kommt, gibt es eine „umsonst“ (ähnlich wie „LOS!“ bei Monopoly). Doch man kommt in einer Spielzeit von 45 Minuten bestenfalls einmal darüber. Und länger will man gar nicht spielen. Folge: Die Optimierung der Startelf stockt, was behäbig wirkt und frustriert. Daran sind schon ganz andere Bundestrainer gescheitert. Meinen Mitspielern ging es genauso.

Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft: Es ist nur ein Sommermärchen Das Original-Fanspiel Fußball-Nationalmannschaft - die Schachteln - Foto Dolupa Games

Spiele zu aktuellen Themen sind immer nur für eine Momentaufnahme aktuell. Auch Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft, das mit Stand 2022 aufgelegt wurde, wurde schon mehrfach von Ereignissen überholt, die seitdem die echte Nationalelf erschütterten. Nationalspieler und -trainer von damals sind heute keine mehr, andere sind neu dazugekommen. In wenigen Jahren haben die Abbildungen der Spieler einen so nostalgischen Wert wie die in einem Panini-Sammelalbum. Ob der Reiz, das Spiel dann noch zu spielen, das überlebt, wage ich zu bezweifeln. Hinzu kommen die Schwächen der Spielregel und Struktur der Spielidee.

Die Empfehlung eines meiner Mitspieler lautete, man solle den Quizteil weglassen und die Karten familiengerecht als Quartettspiel nutzen. Es drückt aus, dass es  zu viele Abers gibt für ein Spiel, das ich empfehlen würde.

Infos zu Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft

  • Titel: Das Original-Fanspiel Männer-Nationalmannschaft
  • Verlag: Dolupa Games
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
  • Dauer in Minuten: 45-90
  • Jahrgang: 2024

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3 Kommentare

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KK 30. April 2024 at 17:08

Die ödeste Nebensache der Welt – jetzt auch auf dem Spieltisch nochmal getoppt!
Offenbar ist die Abseitsregel zugänglicher als die Spielregeln des Fan-(Geld-aus-den-Taschen-zieh)Spiels 😉

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Axel Bungart
Axel Bungart 30. April 2024 at 22:24

Das kann man so nicht sagen. Ich finde z. B. Dressurreiten viel langweiliger. Zum Glück
hat dazu noch keiner ein Spiel entwickelt.

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KK 1. Mai 2024 at 12:38

OK, es gibt noch ödere Sportarten – aber denen kann man im Gegensatz zum omnipräsenten Fussball ja leicht aus dem Weg gehen.
Und wo wir grad bei öden Sportarten sind: Was macht eigentlich eine Synchronschwimmerin, wenn ihre Partnerin ertrinkt?

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