Man nehme einen Buchverlag, einen Künstler und ein Kultur-Thema – und schon hat man Das Prestel Architekturspiel von Thomas Fackler. Ein gutes, stellenweise fast innovatives Spiel, das für alle Spielergruppen geeignet ist.
Es gilt, ausliegende Gebäude in zwei oder drei Teilen zu bauen. Dazu benutzt man kleine Papp-Kärtchen, die auf den passenden Gebäude-Bauauftrag gelegt werden. Pro Teil erhalten die am Bauwerke beteiligten Spieler einen Punkt, für das finale Bau-Kärtchen gibt es jeweils zwei Punkte.
Jeder Spieler hält zwei dieser Bau-Kärtchen auf der Hand. In jeder Runde erhalten die Spieler eins dazu – und das nach einem ganz eigenwilligen Verfahren. Die fünf Kartenstapel, aus denen die Kärtchen ausgesucht werden können, werden nach Schnelligkeit verteilt. Wer sich in der Vorrunde am schnellsten für ein Kärtchen seines frei gewählten Stapels entschieden hat, nimmt sich einen der Startsteine, die angeben, in welcher Reihenfolge die Spieler bauen und in der nächsten Runde einen Kartenstapel wählen dürfen. Den letzten beißen die Hunde: Er muss den Startstein nehmen, der übrig bleibt. Pro Runde muss jeder Spieler aus einem der Stapel ein Bau-Kärtchen nehmen.
Haben alle Spieler ein Kärtchen gewählt, wird gebaut. Wer kann, legt ein passendes Bau-Kärtchen auf eines der ausliegenden Gebäude und einen Markierungschip (Punkt) seiner Farbe. Vollendete Gebäude und noch nicht begonnene werden am Rundenende durch neue Bauaufträge von einem offen liegenden Stapel ersetzt. Wer als erster 13 Punkte erreicht hat (die erst bei Fertigstellung ausgezahlt werden!), gewinnt das Spiel.
Anfangs wirkt das Spiel belanglos. Schnell zeigt es aber eine ganze Reihe von interessanten und gut durchdachten Mechanismen, die harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Es beginnt mit den Startsteine, mit denen gesteuert wird, wer als erster baut und in der nächsten Runde als erster einen Stapel aussuchen kann. Es erscheint zunächst sinnvoll, die Stapel schnell durchzusehen, um den Startstein 1 zu bekommen. Allerdings kann es ebenso sinnvoll sein, den letzten Startstein zu wählen, um als letzter Bauen zu können. Dann ist die Chance größer, ein größer belohntes finales Bauteil zu spielen. Schnelligkeit ist Trumpf, aber auch ein langsames Durchsehen und Einprägen der Kärtchen eines Stapels ist für den weiteren Verlauf sinnvoll. Hier kommt ein Memory-Effekt ins Spiel, der durch Positionswechsel der Bau-Karten-Stapel (die Stapel sind mit Symbolen gekennzeichnet) aufgewertet wird. Hat man mehrere passende Bau-Kärtchen auf der Hand sollte man zunächst ein Bauwerke beginnen, nur in Ausnahmefällen das vorletzte Bauteil legen und nur dann ein Kärtchen auf einen bereits begonnenen Auftrag legen, wenn es das letzte ist. So sollte die Punktausbeute maximiert werden können.
Die wechselnden Reihenfolgen, die Notwendigkeit zum schnellen Spiel (um nicht als Letzter „entschieden zu werden“) und die Verlagerung der Kartenstapel machen Das Prestel Architekturspiel zu einem sehr eigenen und fließenden, aber auch lockeren Spiel.
Dem feinen Mechanismus steht die Ausstattung in nichts nach: Ein bisschen Holz, dicke Pappkarten und dazu wirklich schöne Zeichnungen der berühmten und bedeutenden Bauwerke wie Notre-Dame, der Peters-Dom, das Chrysler-Gebäude oder der Turm der Winde. Weil das ganze in einem Buchverlag erscheint, darf ein umfangreiches Begleitheft nicht fehlen, das zur Architektur aller ins Spiel integrierten Gebäude Informationen liefert. Das Spiel überzeugt in Punkto Spiel und Ausstattung und fördert das Interesse an Architektur – ein wirklich gelungenes Gesamtkonzept.
Infos zu Das Prestel Architekturspiel
- Titel: Das Prestel Architekturspiel
- Verlag: Prestel
- Autor: Thomas Fackler
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2002
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