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Discordia

Discordia Ausschnitt der Titelgrafik - Foto von Irongames

Kaum etwas kann einen Spieleabend so in einem Desaster enden lassen wie Zwietracht am Spieletisch, so sie nicht dem Spiel eigen ist und damit zum geregelten Ablauf gehört. Bernd Eisenstein (Irongames) unternimmt mit seiner großen Messeneuheit 2022 Discordia – lat.: Zwietracht – sozusagen einen Präventivschlag, vielleicht um aufkommende Tendenzen gleich zu kanalisieren. In der Story zum Spiel ist von Zwietracht die Rede, die um den bestmöglichen Ausbau der Infrastruktur für einen lebhaften Handel herrscht. Somit Entwarnung: Ist alles nur ein Spiel.blank

Worum geht es beim Brettspiel Discordia?

Ob und worin die Zwietracht bei Discordia wirklich besteht, ist nicht direkt ersichtlich. Ein bis vier Spieler versuchen, ihre anfangs 15 Spielfiguren in bis zu vier Farben loszuwerden. Wem das als erstes innerhalb von vier Runden gelingt, gewinnt – sofort, auch wenn die vier Runden noch nicht vorbei sind.

Vielfältiges Material und ansprechende Illustration

Das Spielmaterial ist üppig: große und kleine Plättchen, Würfel, ein Sack voll Meeple, ein Hauptspielplan sowie einer für jeden Spieler. Vor dem ersten Spiel werden die Spielpläne für jeden Spieler zusammengeklebt, wodurch sich eine Art Double-Layer-Spielplan ergibt. Das geht gut und einfach von der Hand, da nur Klebepunkte gut getroffen werden müssen und sieht im Resultat sehr hübsch aus. Die untere Hälfte des Spielplans ist leider etwas weich. Im Spiel stört das gar nicht, beim Verpacken ergeben sich leider ein paar unschöne Verwellungen, die kein Spieleliebhaber gerne an seinem Material sieht.

Discordia Spielaufbau | Foto Axel Bungart
Discordia Spielaufbau | Foto Axel Bungart

Grafisch ist das Spiel vom ersten Moment des Auspackens in allen Details sehr ansprechend. Es macht sofort Lust auf eine Partie. Das gesamte Material ist schön gezeichnet und qualitativ überzeugend (außer… s. o.).

Wie wird Discordia gespielt?

Um nun seine zufällig erhaltenen Spielfiguren loszuwerden, muss jeder Spieler seine Stadt ausbauen und mit Stadtplättchen erweitern. Diese enthalten Felder, auf die die besagten Figuren gestellt werden sollen, um sie zurück in den Beutel zu befördern, wo man sie am liebsten haben möchte. Aus einem von drei Würfeln darf sich in jeder Runde ein Spieler einen aussuchen. Das Würfelfeld bestimmt die Auswahl an Aktionen, aus denen der Spieler eine auswählt.

Discordia Spielszene | Foto Axel Bungart
Discordia Spielszene | Foto Axel Bungart

Neben dem Stadtausbau gibt es zwei Leisten, die einem zwischendurch einmalige oder dauerhafte Boni bringen, es können Dekrete erfüllt und Privilegien erreicht werden. Alles dient nur dem Zweck, seine Leute loszuwerden oder keine neuen zu bekommen.

Nach jeder Runde gibt es eine Zwischenwertung, bei der man möglichst alle Stadtfelder und weitere Felder mit bestimmten Symbolen belegt haben sollte. Wenn nicht, bringen diese einem neue Figuren in die Stadt.

Spätestens nach vier Runden ist Schluss. Wer dann die wenigsten Meeple übrig hat, gewinnt.

Der Lerneffekt

Meine erste Partie Discordia habe ich solo gespielt, was einem zum einen den Mechanismus näherbringt und darüber hinaus kaum einen Unterschied zur Mehrspielerpartie macht, weil man bis auf die Auswahl der Würfel so gut wie keine Berührungspunkte mit den Mitspielern hat. Die Konkurrenz um die Würfel wird bei der Solovariante gut simuliert, sie macht tatsächlich Spaß.

Discordia Meeple | Forto Axel Bungart
Discordia Meeple | Forto Axel Bungart

Nach dieser ersten Partie hatte ich erhebliche Zweifel, wie das Ziel, seine Meeple loszuwerden, überhaupt zu schaffen sein könnte. Doch schon innerhalb der zweiten (Mehrspieler-)Partie war das Ergebnis deutlich besser.

Naturgemäß tritt man ein Aufbauspiel mit dem Gedanken an, möglichst schnell möglichst viele Fortschritte zu machen. Damit wird man bei Discordia scheitern.

Hier geht es vielmehr darum, ein ausgewogenes Verhältnis zu schaffen zwischen Wachstum seiner Stadt, das einem Absatzmöglichkeiten für seine Meeple beschert, und Verhinderung des Erhalts neuer Meeple. Jeden Meeple, den man nicht erhält, muss man auch nicht loswerden, muss die Devise heißen.

Von kleinen Erfolgen…

Was bei Discordia sehr gefällt, sind die kleinen Belohnungen, die man zum Beispiel dafür erhält, dass man die beiden Leisten (Expedition und Entwicklung) nach und nach mit (kleinen Holz-) Sternen füllt. Der Entwicklungsleiste kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie den Absatz der Meeple ab einem bestimmten Level beschleunigt. Wenngleich das erst deutlich in der zweiten Hälfte des Spiels erreicht sein dürfte. Hier bewährt sich die Doppelschicht des Spielplans, denn die Sternchen liegen adrett in ihren Vertiefungen.

Discordia Spielszene | Foto Axel Bungart
Discordia Spielszene | Foto Axel Bungart

… und Kettenzügen

Sind es anfangs noch die drei, vier Grundaktionen, die die Spieler beachten müssen, sind im weiteren Verlauf mit jeder Hauptaktion auch Nebenaktionen möglich, die man in seinem Spielzug im Auge haben muss. Da sind sogar kleine Kettenzüge drin; auch sie sind nicht nur spielerisch attraktiv, sondern verursachen bei den Spielern kleine Erfolgsmomente.

Warum Zwietracht?

Der Bezug zum Spielenamen – Zwietracht – kommt noch am ehesten nach Abschluss einer Runde zum Tragen, wenn es darum geht, sich gegen einen Germanenangriff zu verteidigen, für den man bis dahin mit Militärgebäuden in seiner Stadt vorgesorgt haben sollte. Aber, Story hin oder her, das ist ein bisschen weit hergeholt; einen wirklichen Anknüpfungspunkt an den Spielenamen suche ich bis heute (vergebens).

Discordia Schachtelgrafik - Foto von Irongames

Etwas Kritik muss auch die Spielregel über sich ergehen lassen. Sie ist im Ganzen sehr übersichtlich und gut strukturiert. Es sind aber die Feinheiten in der Formulierung, die an manchen Stellen nicht exakt genug sind. Hier muss Bernd Eisenstein ein wenig mehr Sorgfalt walten lassen, dann lässt es sich auch mit Discordia gut an.

Das Ziel ist bei Discordia immer gleich und auch der Weg dorthin ist vom Grundsatz her irgendwann klar. Der Wiederspielreiz liegt in der Optimierung der Mittel und bei der nächsten Partie noch etwas früher alle Meeple loszuwerden. Alles zusammengenommen und, nicht zuletzt, da es auch zu zweit bereits ohne Einschränkung spielbar ist, zähle ich es zu den guten Spielen.

Ressourcen zu Discordia

Infos zu Discordia

  • Titel: Discordia
  • Verlag: Irongames
  • Autor: Bernd Eisenstein
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 70
  • Jahrgang: 2022

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1 Kommentar

Michael Weber
Michael Weber 14. Januar 2023 at 11:42

Extrem schönes Cover!

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