Dass man bei einem Spiel mit dem Titel Drink Drank Drunk von Felix Mulder (Game Factory) kein feingeistiges Kenner- oder Expertenspiel erwarten darf, sollte jedem klar sein. Der Titel ist Programm: Ohne Spirituosen läuft hier nicht viel. Bei Drink Drank Drunk soll nicht, hier muss sogar getrunken werden. Weshalb die Nummer auch eine Altersempfehlung von 18+ hat. Und überraschend bei Game Factory erscheint, die sich sonst eher auf dem Kinder- und Familienspielsektor breitmachen.
Vollbereitung
Zur „Vollbereitung“ dieses Partyspiels benötigt es neben dem Spiel noch Drinks (Bierchen) und Dranks (Prozentiges zum Exen) sowie ggf. andere Utensilien (Baum, Schal, Edding etc.), um die Aufgaben der Karten zu erfüllen. Um alle benötigten Utensilien griffbereit zu haben, sollte der Spielbesitzer vorher die Karten studiert und die Utensilien zusammengesucht haben (ggf. fliegt eine Karte vorher raus). Das Suchen von Utensilien während des Spiels könnte zu einer Senkung des hart erarbeiteten Alkoholpegels und der Stimmung führen.
Karten-Kategorien
Das Kartenspiel ist unterteilt in folgende Karten-Kategorien:
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Action-Karten: Werden sofort ausgespielt und ausgeführt.
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Spezial-Karten: Kann man geheim halten und bei Gelegenheit ausspielen.
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Regel-Karten: Werden sofort ausgespielt und gelten für alle, wobei maximal nur zwei Regeln aktiv sein dürfen.
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Power-Karten: Geben dem Spieler, der sie ausspielt, besondere Fähigkeiten.
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Schwäche-Karten: Wie Power-Karten, nur dass sie negative Effekte haben.
Trink… – äh, Spielregeln
Die Regeln sind schnell erklärt: Wer dran ist, zieht eine Karte, liest sich den Kartentext durch und führt die Anweisungen wenn möglich aus. Spezial-Karten können dabei auch erst einmal verdeckt auf der Hand gehalten und zu einem geeigneten Zeitpunkt eingesetzt werden. Das Spiel geht solange, bis der Kartenstapel leer ist oder alle zu voll sind, um dem Spiel noch zu folgen.
Beispielrunde
Da Drink Drank Drunk ein recht komplexes Spiel ist, hilft eine Beispielrunde sicherlich, um das Prinzip zu verstehen. Gespielt wird das Spiel von Harald, Frank, Amy und Lindsay. Jeder beginnt das Spiel mit fünf Halbliterflaschen Bier seiner Wahl (Mindestanforderungen 4,8 % Alkohol) sowie einem leeren Schnapsglas für eventuelle Shots. In der Mitte des Tisches befindet sich nicht nur der Stapel mit den verdeckten Karten (reduziert auf die Hälfte, also 100 Karten) sondern auch ein mit Eiswürfeln gefüllter Kübel, in welchem eine Flasche Ouzo steht. Da Amy über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn verfügt, wurde sie zum „Trinkdator“ gewählt und hat somit die Aufgabe, bei Unstimmigkeiten die finale Entscheidung zu treffen.
Das Spiel beginnt in der oben aufgeführten Spielerreihenfolge. Harald startet hierbei mit einem kleinen Handicap, da er aufgrund der sommerlichen Temperaturen schon zwei Flaschen Bier aus dem allgemeinen Vorrat getrunken hat. Sein persönlicher Vorrat ist davon aber nicht betroffen. Harald zieht die oberste Karte. Eine Action-Karte: „Trink einen Drank. Lecker!“ Harald füllt sein Schnapsglas mit Ouzo und ext es (noch) fröhlich.
Als nächstes ist Frank dran. Er zieht eine Regel-Karte mit folgendem Text: „Wenn Ihr irgendwohin geht oder wiederkommt, tut so, als würdet Ihr reiten. Vergesst auch nicht, Euer Pferd immer festzubinden, wenn ihr es abstellt.“ Die Karte kommt in die Tischmitte und ist ab sofort von jedem zu beachten.
Jetzt ist Amy dran. Amy zieht eine Schwäche-Karte und zwar das Maskottchen. Der Kartentext besagt, dass die Gruppe Amy nach belieben verkleiden darf und sie von nun an so enthusiastisch sein soll, wie es nur geht. Harald als Gastgeber hat schon etwas vorbereitet, sodass alle Mitspieler bis auf Amy zum Wäschekorb laufen, in dem alte muffige Kleidungsstücke liegen. Beim Zurückkommen vergisst Harald das Reiten zu simulieren und muss zur Strafe noch einen Schluck trinken. Amy hingegen werden nun diverse zusätzliche Kleidungsstücke angezogen, was bei sommerlichen 28 Grad nicht nur für feuchte Achseln sorgt.
Nun zieht Lindsay eine Karte. Eine weitere Regel. „Jeder muss seinen Namen vor dem Trinken sagen.“ Auch diese Regel kommt in die Tischmitte.
Eine weitere Runde für die Runde
Soweit verstanden? Nein, dann schauen wir bei einer weiteren Runde zu. Es ist wieder Harald dran. Auch Harald zieht eine Schwäche: „Tausche mit Deinem Gegenüber die Kleidung“. Oha, ihm Gegenüber sitzt Amy, die nun erfreut ist, die überflüssigen Schichten loszuwerden. Da Harald aber allgemein dem Bier nicht abgeneigt ist und über einen prachtvollen Bierranzen verfügt, einigt man sich darauf, dass er sich nicht in Amys persönliche XS-Klamotten zwängen muss.
Frank zieht eine weitere Regel. Da in der Tischmitte nur zwei Regeln liegen dürfen, ersetzt diese die Spielzeugpferd-Karte. Die neue Regel besagt: „Nach dem Trinken musst Du gemütlich ‚Mmmmmh“ sagen.“
Befreit von der Klamottenlast, aber immer noch gefordert möglichst enthusiastisch zu agieren, zieht Amy strahlend die Action-Karte „Kontaktfreudig“. Jubelnd verkündet sie, dass jeder eine Runde lang Kontakt mit seinem Tischnachbarn halten muss. Wenn irgendwer den Kontakt verliert, müssen alle trinken. Dankbar nimmt Harald Frank als Stütze und Amy hält Händchen mit Lindsay.
Die letzte Karte für diese Runde zieht Lindsay. Auch eine Action-Karte. Sie muss nun ein Wort darstellen, dass Harald ihr vorgibt. Wenn dies jemand errät, darf diese Person und Lindsay zwei Drinks verteilen. Wenn es niemand errät, muss Lindsay zwei Mal trinken. Als linker Nachbar nuschelt Harald Lindsay „Erdmännchen“ ins Ohr. Das ist einfach, denkt sich Lindsay, springt auf und stellt sich in die bekannte Erdmännchen-Pose. Dabei vergisst sie, den Kontakt mit Amy zu halten. Sofort müssen alle Spieler trinken. Hierbei vergisst Harald die in der Tischmitte ausliegenden Regeln. Er nennt weder seinen Namen noch sagt er nach dem Trinken genüsslich „Mmmmmh“. Erneut muss er zwei tiefe Züge aus seiner Flasche nehmen. Auch hierbei vergisst er wieder die Regeln, sodass erneut zwei Tiefe Züge folgen. Diesmal arbeitet er konzentriert und es gelingt ihm, sowohl seinen Vornamen als auch das folgende „Mmmmmh“ einzubauen.
Lindsay hingegen steht immer noch vor dem Tisch und ahmt ein Erdmännchen nach. Amy erkennt das Tier und schreit euphorisch „Erdmännchen“. Anschließend einigen sich die Damen darauf, dass die beiden Drinks an Harald und Frank gehen. Harald muss dazu erst einmal eine weitere Flasche öffnen, trinkt und vergisst dabei erneut die Regeln in der Tischmitte. Allen schwant, dass dies vermutlich eine kurze Spielrunde mit einem klaren Verlierer wird.
Drink Drank Drunk – ein hochprozentiger Spielspaß?
Die Krux bei dem Trinkspiel Drink Drank Drunk ist, dass es zu einem schlechten Zeitpunkt auf den Markt gekommen ist. Ein kontaktfreudiges Trink- und Partyspiel zu einer Pandemie … Das passt nicht ganz. Und bei dem Rezensenten ist das Problem, dass er zwar vielleicht durchaus über Trink- und ganz sicher auch Spielfreunde verfügt, aber niemand beide Eigenschaften vereint. Einzig Vatertag hätte die Nummer auf den Tisch kommen können, aber das ist ja dieses Jahr auch ausgefallen. Daher wird dies meine erste und hoffentlich auch einzige „Trockenrezension“.
Wäre Drink Drank Drunk vor 20 Jahren in meiner damaligen Clique aufgeschlagen, wir hätten sicherlich einige schöne Abend damit verbringen können. Es ist halt ein klassisches Partyspiel mit einfachen Regeln aber einem großen Stapel an Karten, die sicherlich – gerade in einem leicht angeschwipsten Zustand – für Lacher sorgen. Alleine die Beispielrunde, die ich durch Kartenziehen versucht habe, authentisch zu simulieren, zeigt, wie die einzelnen Karten im Zusammenspiel wirken und welch kuriosen Situationen sie schaffen.
Don’t drink and play! Aber wenn, dann so?
Wer Trinken und Spielen trennt bzw. das eine oder das andere nicht mag, der wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Natürlich kann man das Spiel auch ohne die Getränke spielen, aber fehlt dann nicht etwas der Reiz? Womit „sanktioniert“ man dann Regelverstöße? Mit dem Essen von Schokoküssen? Oder mit einem Teelöffel scharfer Soße? Nein, ich finde, wenn schon, dann sollte man das Kartenspiel so spielen, wie es vorgegeben ist. Dabei aber auch Grenzen setzen, sodass das Spiel nicht zu einem vorzeitigen Abbruch des Abends führt. Hier kann man bspw. vorgeben, dass jeder nur eine gewisse Anzahl an Getränken hat und derjenige das Spiel verliert, der als erster alle seine Getränke getrunken hat. Das Spiel muss ja nicht unbedingt im Busch oder über der Toilette enden. Dann muss ich auch nicht päpstlicher als der Papst sein und kann das Ding hier spielenden Gelegenheitstrinkern an die Leber legen. In dem Sinne: Prösterchen.
Infos zu Drink Drank Drunk
- Titel: Drink Drank Drunk
- Verlag: Game Factory
- Autor: Felix Mulder
- Spieleranzahl (von bis): 3-12
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 18
- Dauer in Minuten: 15+
- Jahrgang: 2020
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