Reich der Spiele

Toledo

Toldeo von Reich der Spiele

Toledo, eine Stadt mitten in Spanien, war eine der wichtigsten europäischen Zentren des Mittelalters, wovon auch heute noch berühmte Bauwerke wie Kathedrale Santa María und das Alcázar zeugen. In seiner Blütezeit war Toledo zudem die Hochburg der Waffenschmiedekunst. Als Mitglied einer Familie, die sich ganz auf die Herstellung der Schwerter aus Toledo-Stahl verschrieben hat, fertigen die Spieler nun die hochwertigen Schwerter, um so Ruhm zu erlangen.

Beim Anblick Toledos fühlt man sich zwangsläufig nach Südfrankreich, genauer gesagt nach Caylus, versetzt. Durch die Stadt zieht sich eine Gasse, die bei der Kathedrale beginnt und sich über drei Ebenen bis zum Alcázar schlängelt. Zu Spielbeginn sieht es noch ein wenig karg aus, gerade mal zwei Tavernen und ein Künstler haben sich hier niedergelassen, dafür bietet die Stadt aber noch Platz für 16 Geschäfte. Zum Glück hat jede der fünfköpfigen Familien zu Beginn acht Geschäftetafeln, die den Plan nach und nach füllen werden. Zudem bekommt jeder Spieler etwas Startkapital in Form von Geldkarten auf die Hand.

Jede Runde dürfen die Spieler genau eine Aktion ausführen. Das Ziehen von Geldkarten als Einnahmequelle, das Legen der Geschäftetafeln (Händler, Schmiede und Fechtmeister) auf beliebige freie Felder und die Rückrufaktion eines sich schon unterwegs befindlichem Familienmitgliedes in die Kathedrale sind drei der Möglichkeiten. Die letzte und weitaus interessanteste Option ist das Bewegen der eigenen Spielfiguren. Hierfür kommen die Geldkarten ins Spiel, denn jede Karte gibt durch ihren Wert (eins bis sechs) die Zugweite an. Es können beliebig viele Geldkarten gespielt werden, vorausgesetzt sie besitzen alle den gleichen Wert. Dies ist zwar ein netter Mechanismus, aber gleichzeitig ein Schwachpunkt des Spieles. Denn, da es kein Handkartenlimit gibt, ist es den Spielern durchaus erlaubt, im gesamten Spiel nichts anderes zu tun, als Karten anzuhäufen, um sie dann in wenigen Endloszügen einzusetzen. Eine Strategie, die durchaus erfolgversprechend ist, den Spielspaß der anderen aber gegen Null gehen lässt.

Das Geschäft auf dem die Figur landet, kann dann genutzt werden. Tavernen, der Künstler oder Geschäfte der Mitspieler verlangen eine Gebühr, je nachdem in welcher Reihe sie liegen, fällt diese höher oder niedriger aus. Die beiden Händlertypen versorgen die Spieler mit Stahl und Edelsteinen, die Rohstoffe der Schwertherstellung, die letztlich beim Schmied veredelt werden. Je mehr Stahl und Edelsteine eingesetzt wurden, desto punkteträchtiger ist das Schwert. Allerdings sind die aufwändigeren und wertvolleren Schwerter in Ihrer Zahl begrenzt, sodass es sein kann, dass das anvisierte Schwert leider nicht mehr vorhanden ist.

Die weiteren Geschäftsfelder sollen nicht unerwähnt bleiben. Die Tavernen Toledos könnten der Phantasie eines Trinkers entsprungen sein, geht man dort doch meist reicher hinaus, als man hineingegangen ist, denn für eine eingesetzte Karte dürfen derer drei gezogen werden. Der ansässige Künstler verkauft seine Kunstwerke – diese bringen am Spielende Siegpunkte. Zuletzt bleibt noch der Fechtmeister, der die Familienmitglieder „konfliktresistenter“ werden lässt. Endet nämlich eine Bewegung in einem bereits besetzten Geschäft, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Kneifen und die Beine in die Hand nehmen oder tapfer ein Kartenduell ausfechten mit der Gefahr, als Verlierer mit einem blauen Auge zurück in die Kathedrale zu müssen.

So wird dann gesammelt, geschmiedet und gefochten, bis ein Spieler drei Figuren zum Alcázar gebracht hat und es dann zur Abrechnung kommt. Die Schwerter sind natürlich der größte Posten, allerdings sollten sie im Laufe des Spieles im Schloss angelangt sein, denn nicht gelieferte Schwerter bringen nur die Hälfte ihrer möglichen Punkte. Ferner werden noch die Unterstützung des ortsansässigen Künstlers und nicht verwendete Edelsteine gewürdigt. Der Spieler, der die meisten Punkte ansammeln konnte, hat gewonnen.

Toledo ist einfaches Familienspiel mit einigen netten Ideen, schöner Optik und Material in gewohnter Kosmos-Qualität. Die kurzen und klaren Regeln sorgen für einen schnellen Einstieg und die Aktionsmöglichkeiten bieten auf den ersten Blick Raum für verschiedene Taktiken. Letztlich plätschert das Spiel aber mehr oder weniger spannungsarm vor sich hin, man zieht ein paar Karten, legt hier und dort ein Plättchen, sammelt Edelsteine und Stahl und läuft mit seinen Figuren durch die Gassen. Etwas Spannung kommt eigentlich nur kurz vor einem drohenden Spielende oder beim Wettlauf um ein bestimmtes Schwert auf.

Die Mehrfachverwendung der Karten sorgen für eine gewaltige Zufallskomponente, da sie im Prinzip für alles zuständig sind. So sind sie gleichzeitig Währung, Laufweitenbestimmer und entscheiden zudem noch die Duelle. Besonders in letzterem bergen sie ein großes Frustpotential, wenn zum Beispiel ein Spieler kurz vor Toresschluss wieder zurück an den Start geschickt wird. Trotz der Möglichkeit, mittels Fechtmeisters die Chancen zu erhöhen, bleiben Duelle zu willkürlich.

Toledo spielt sich in Dreierbesetzung noch am besten, da es zu zweit zu leer ist und daher kaum Interaktion besteht, zu viert hingegen zu voll und chaotisch wird. Alles in allem ganz nett, aber irgendwie beliebig und auf Dauer zu belanglos.

 

Infos zu Toledo

  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Martin Wallace
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2008

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