Ein Königreich mit magischen Welten in den angrenzenden Gebieten lässt vor allem Kinderohren hellhörig werden. Wenn dann noch Drachen, Schwertmeister und sogar tanzende Türme dazukommen, dann dürfte es mehr als leicht fallen, das Brettspiel Touria von Inka und Markus Brand in Zusammenarbeit mit Michael Rieneck auf den Tisch zu bringen. Ob die thematische Einbettung des bei Huch! erschienenen Spiels den Erwartungen auch gerecht werden kann, steht auf der anderen Seite der Goldmünze.
Wie spielt sich Touria?
In diesem Spiel wollen wir um die Hand der Prinzessin Tara oder des Prinzen Tarlan anhalten, deren Vater dies allerdings nur mit einer entsprechenden Mitgift gestattet. Im Land der tanzenden Türme sind diese dreidimensionalen Bauten in den Ecken des Spielplans das zentrale Element. Mit einem innovativen Mechanismus kann ich anhand der Türme aus bis zu vier verschiedenen Aktionen in einem Zug eine auswählen. Die vier Türme mit ihren 16 Wänden bieten für acht unterschiedliche Aktionen, welche jeweils zwei Mal vorhanden sind, Platz.
Bestenfalls an einem quadratischen oder runden Tisch sitzend, sehen meine bis zu drei Mitspieler und ich von jedem Turm jeweils eine Wand, auf der eine Aktion abgebildet ist. Bin ich am Zug, wähle ich eine der mir zugewandten Aktionen aus und begebe mich mit der Heldengruppe, die von allen Mitspielern gesteuert wird, zur entsprechenden Person, die diese Aktion repräsentiert. Dabei sind null bis drei Schritte kostenlos, weitere kosten jedoch jeweils eine Münze. Bin ich auf dem gewünschten Feld angekommen, so kann ich bei der Brunnenfee schwarze Edelsteine, die ich in den Minen auf dem Spielplan im Vorbeigehen einsammele, loswerden, andersfarbige hingegen beim Edelsteinhändler zu Gold machen. Ich kann aber auch den Räubern einen Edelstein aus ihrem Sack stehlen und einen farblich passenden dem Drachen schenken, der mir dafür ein Herz gibt. Schwerter für Tauschgeschäfte oder die Veränderungen von Aktionen bekomme ich beim Schwertmeister, der Goldschmied bearbeitet Edelsteine zu Herzen. Die Waldfee ermöglicht mir Sonderaktionen und der Zauberer bringt mich gegen Geld zum magischen Turnierplatz oder zu einem Feld meiner Wahl.
Ist mein Zug zu Ende, so drehe ich den genutzten Turm um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn und verändere so die Situation für meine Mitspieler. Sobald ich sieben Herzen, sieben Goldmünzen und keinen schwarzen Edelstein besitze, kann ich zum Schloss gehen und eine der neun Türen umdrehen. Versteckt sich dahinter das Prinzenpaar, so habe ich gewonnen. Wenn nicht, muss ich weitere gesammelte Materialien, je nach Wunsch auf den Türen, abgeben oder es in der nächsten Runde nochmal versuchen.
Lohnt sich das Brettspiel Touria?
Die Gestaltung von Touria ist wunderschön und das Material ist durchweg hervorragend. Die dreidimensionalen Türme, Schwerter, Herzen, Münzen, Sichtschirme, Fenster und Plättchen sind aus stabiler Pappe. Hinzu kommen noch viele Edelsteine in einem Stoffbeutel. Auch der Plan ist wirklich eine Augenweide und lädt gemeinsam mit den Türmen sowohl Familien als auch Gelegenheitsspieler und Fans von leichten taktischen Spielen zum Mitmachen ein.
Sehr kreativ ist der einfallsreiche Twist mit den Türmen, welche die möglichen Aktionen aufzeigen und durch das Drehen immer wieder die Bedingungen für die Mitspieler und einen selbst verändern. Und auch wenn das eigentliche Spiel quasi ein Wettlauf um das schnellste Einsammeln der benötigten Gegenstände ist, kommt eigentlich nie Langeweile auf. Ein paar Glückselemente wie der Würfel, die Aktion der Räuber und vor allem die Suche nach der richtigen Tür gleichen eine schlechte Ausrichtung der Türme eventuell wieder aus, sind aber nicht so präsent, als dass sie einen zu großen Einfluss nehmen. Auch ein wenig vorausschauendes Spielen ist möglich.
So kann ich unter Umständen eine bestimmte Aktion der nachfolgenden Person erschweren, indem ich entweder eine Aktion ausübe, deren Feld weiter als drei Felder des Wunschfeldes meines Mitspielers entfernt liegt oder einen Turm nutze und diesen anschließend verdrehe. Dass man durch Abgabe von Münzen oder Schwertern seinen Zug dennoch meistens durchführen kann, unterstreicht hier eindeutig die Einstufung als Familienspiel. Man kann immer wieder andere ärgern, aber nichts endgültig verbauen. So spielt sich Touria als etwas anspruchsvolles Familienspiel in der empfohlenen Altersklasse ohne Probleme. Und Spieler, die nicht die großen Strategieschlachten austragen möchten, kommen hier absolut auf ihre Kosten. In nahezu allen meinen Runden kommt das Spiel immer wieder gerne mal auf den Tisch, sei es als Einstieg in einen längeren Spieleabend oder als Spiel am Wochenende mit Frau und Kind, welches genau die richtige Länge hat. Das Einstiegsspiel und die Variante des sofortigen Sieges, wenn man die erforderlichen Gegenstände eingesammelt beziehungsweise beseitigt hat, bietet zudem die Möglichkeit die Partie noch etwas abzukürzen.
Ich kann das Brettspiel Touria daher Familien, Gelegenheitsspielern und Freunden von leichten und dennoch taktischen Spielen absolut empfehlen und finde es wirklich schade, dass es im Jahrgang 2016/2017 – aus meiner Sicht zu Unrecht – keine entsprechende Würdigung in Form einer Nominierung oder zumindest Empfehlung der Jury zum Spiel des Jahres erhalten hat.
Infos zu Touria
- Titel: Touria
- Verlag: HUCH!
- Autor: Inka Brand, Markus Brand, Michael Rieneck
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 45-60
- Jahrgang: 2016
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