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Wanderlust

Wanderlust - Ausschnitt - Foto von Game Factory

Phil Walker-Harding ist ein Spieleautor, dessen Name inzwischen auf zahlreichen Spielschachteln prangt. Denn der Australier ist ein äußerst produktiver Spielentwickler und hat neben seinem erfolgreichsten Titel Sushi Go! auch noch Spiele wie Bärenpark, Gizmos, Cacao, Silver & Gold und Imhotep veröffentlicht.blank

Mit Wanderlust (Abenteuer im Sommercamp!) scheint er nun auf Erinnerungen aus seiner Jugendzeit zurückzugreifen, denn in diesem Spiel messen wir uns in einem Sommercamp mit anderen Spielern in verschiedenen Disziplinen, um möglichst viele oder punkteträchtige Abzeichen zu erhalten. Dabei handelt es sich um Ausdauer, Wassersport, Aktivitäten, Handarbeit, Freundschaft, Kochen und Gruppenspiele.

Dass der Titel von Game Factory Wanderlust im Deutschen dabei falsche Assoziationen weckt, liegt daran, dass hiermit (vermutlich) ursprünglich die englische Bedeutung des Begriffs gemeint ist, nämlich das klassische Fernweh. Im englischen Original heißt das Spiel schlicht Summercamp.

Deckbuilding für Einsteiger

Wanderlust ist im Kern ein wirklich einfacher Deckbuilder. Über sein Deck steuert man dabei drei Meeple, die auf einem Spielplan auf drei unterschiedlichen Pfaden, die den Fortschritt in den einzelnen Disziplin darstellen, vorwärtsbewegt werden. Die drei Disziplinen kann ich mir dabei zu Spielbeginn aus den sieben Verfügbaren aussuchen. Ich könnte bspw. mit den Disziplinen Wassersport, Aktivitäten und Kochen spielen. Jede Disziplin bringt dabei ihr eigenes Kartendeck mit.

Jeder Spieler hat dabei 10 identische Startkarten in seinem Startdeck. Dieses Deck wird während der Partie durch neue Karten, die ich aus den jeweiligen Disziplinkartenstapel erwerbe, erweitert. Die Währung ist hierbei „Energie“, die ich entweder über Karten oder über während des Spiels gewonnene Energieriegel erhalte.

Wanderlust - Aufbau - Foto von Game Factory

Erreichen meine Meeple während des Spiels Brücken auf allen Pfaden, erhalte ich Abzeichen. Außerdem erhalte ich Abzeichen für die jeweilige Disziplin, wenn mein Meeple das Ende des entsprechenden Pfades erreicht. Je früher, umso wertvoller das Abzeichen.

Die Partie endet, wenn ein Spieler alle seine Meeple ins Ziel gebracht hat. Wer dann die meisten Erfahrungspunkte (auf Abzeichen, auf Karten und auf dem Spielplan) hat, gewinnt bei Wanderlust.

Wanderlust ist ein Spiel zwischen den Stühlen

Wanderlust ist wirklich ein aufs Wesentliche heruntergebrochener, trivialer Deckbuilder, der sich vom Thema eher an Familien und junge Spieler wendet, aber durch die Mechanik gehobenes Familienspiel oder unteres Kennerspielniveau hat. Was erfahrenen Spielern leicht von der Hand geht, ist für Wenigspieler eine Herausforderung. Damit setzt sich das Spiel zwischen die Stühle. Gelegenheitsspieler dürften überfordert sein, erfahrene Spieler gelangweilt. Das Zielpublikum ist schwer auszumachen.

Der Spaß bei Wanderlust

Nicht unwichtig ist aber, ob Wanderlust Spaß macht. Hier kann ich nur sagen, dass das Spiel in meinen Runden durchaus für Laune gesorgt hat. Es ist ein kurzweiliger Spaß, sein Deck nach und nach zusammenzukaufen und das Optimum aus den Karten rauszuholen. Schließlich geht es darum, möglichst flott auf den Pfaden voranzukommen, um die wertvollen Abzeichen abzugreifen. Zusätzlich muss man schauen, dass man seine Meeple möglichst in der richtigen Reihenfolge zieht, weil auch auf den Pfaden Bonusfelder warten, die es einem erlauben, zusätzliche Züge mit den Meeples durchzuführen, Karten nachzuziehen oder Energieriegel zu erhalten.

Optimierung des Kartendecks

Fokussiert man sich zu Beginn noch auf das Kartenkaufen, gilt es im weiteren Verlauf, möglichst effektiv durch sein Deck zu pflügen. Hierbei können Karten wie die Taschenlampe (zwei Karten nachziehen) oder die Wanderkarte (werfe 1-3 Handkarten ab und ziehe so viele Karten nach) helfen. Im Gegensatz zu vielen anderen Deckbuildern ist es bei Wanderlust nicht möglich, Karten zu „zerstören“ und damit aus dem Spiel zu nehmen. Obacht also, dass man sich sein Deck nicht unnötig zumüllt und seine Meeple schwer vorwärtsbewegt bekommt.

Friede, Freude, Freundschaft und ein wenig Zank

Trotz verschiedener Disziplinen sollte man aber nicht zu viel Abwechslung durch die Decks erwarten. Die meisten Karten beziehen sich auf das Vorwärtsbewegen der Meeple. Ob ich die Töpfern-Karte aus dem Deck „Handarbeit“ oder die Schwimmen-Karte aus dem Deck „Wassersport“ besitze, macht keinen Unterschied, da beide Karten letztendlich einen Meeple vorwärtsbewegen – wenn auf auf unterschiedlichen Pfaden. Lediglich einige Karten bringen hierbei leichten Zank ins Spiel, bspw. das Seilziehen, was mir zwei Energie-Riegel einbringt, meine Mitspieler aber einen Energie-Riegel kostet. Karten dieser Art befinden sich vornehmlich im Gruppenspiele-Deck. Harmonischer geht es beim Freundschaft-Deck zu. Von Karten wie „Glücksgefühle“, „Freundschaftsband“ oder „Liederabend“ profitieren auch die anderen.

Optik eines Spiels ist immer auch eine Geschmacksfrage. Ich finde die bunten Karten nett anzusehen und dem Thema angemessen. Zumal man auf einen Blick Wert und Funktion der Karten erfassen kann. Auch die Qualität des Materials ist gut – sowohl Playboards, Token als auch Karten sind stabil und griffig. Wenigspieler, die keine enge Beziehung zum Spielmaterial wie eingefleischte Brettspielfreunde haben, werden das Material auch bei mehrmaligen Spielen nicht in die Knie zwingen.

Wanderlust ist ein Gatewayspiel

Wanderlust - Schachtel - Foto von Game Factory

Auch wenn das einige Argumente für Wanderlust sind, fällt es dennoch schwer, hier eine klare Empfehlung auszusprechen. Am ehesten geeignet ist es für Personen, die gerade in die Welt der Gesellschaftsspiele eingetaucht sind und gerne mehr als nur einfache Familienspiele spielen wollen, sich aber den großen Sprung in den Kennerspielbereich noch nicht zutrauen. Es taugt auch als Vorbereitung, um den Mechanismus des Deckbuildings kennenzulernen. Dass man zu Beginn eher stumpf Karten kauft und wenig effizient seine Decks zusammenstellt, ist nicht weiter schlimm. Das Rennthema wird die Leute trotzdem unterhalten. Wie lange das Spiel dabei trägt, ist schwer einzuschätzen. In meiner Sammlung darf es aber erst einmal bleiben – zumindest als Gatewayspiel für das „nächste Level“.

Infos zu Wanderlust

  • Titel: Wanderlust
  • Untertitel: Abenteuer im Sommercamp!
  • Verlag: Game Factory
  • Autor: Phil Walker-Harding
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 40
  • Jahrgang: 2022

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