Entlassungen großer Teile der Belegschaft
Der deutsche Spielwarenhersteller Haba aus Bad Robach (HABA FAMILYGROUP) scheint in eine Krise geraten zu sein. Nach bestätigten Informationen gab es zuletzt stärkere Umsatzeinbußen. Um das Unternehmen neu auszurichten und am Markt zu behaupten, wird es Entlassungen geben. Zusätzlich stehen einige Umstrukturierungen an, wie die Unternehmenssprecherin, Ilka Kuntzelmann, Reich der Spiele gegenüber erläuterte.
Die Hintergründe für die Situation
Die wirtschaftliche Schieflage geht auf verschiedene Ursachen zurück. Einer der Gründe soll eine Umstellung auf SAP gewesen sein, die massive Probleme verursachte. In der Folge sollen Kundenbestellungen im eigenen Online-Shop aus technischen Gründen nicht zügig und verlässlich abgewickelt worden sein.
Zuvor hatte das im Familienbesitz stehende Unternehmen bereits das Einstellen von Jako-o angekündigt. Der Online-Shop und Versand führte Kinderkleidung und Spielzeug aus dem eigenen Bestand und gehört zu den Urgesteinen der deutschen Webshops.
Die neue Haba-Firmenwebseite ist bereits mit Online-Shop-System unter haba-play.com erreichbar. Die Gestaltung ist etwas anders und könnte ebenfalls zu einer schwächeren Online-Performance beigetragen haben.
Ein weiterer Aspekt sind die Inflation und die gestiegenen Material- und Energiekosten. Zumindest die Branche der Gesellschaftsspiele leidet unter dem nach dem Boom der Corona-Zeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, das ein schnelles Umdenken und eine Kostenminimierung erfordert.
Neue Geschäftsführung berufen
Wie bisher wird Sabine Habermaass die Inhaberfamilie in der Geschäftsführung vertreten. Zusätzlich sollen Dr. Mario Wilhelm und Stefanie Frieß das Unternehmen aus der Krise führen. Diese ersetzen das bisherige Management, das nach Unternehmensaussagen einige Entscheidungen getroffen hatte, „die sich im Nachhinein als falsch herausgestellt haben.“ Der angestoßene Transformationsprozess beinhaltet eine Foksusierung auf die Kernmarken Haba und Haba Pro. Diese Neuausrichtung der Geschäftsbereiche hat das Ziel, sich entsprechend gestärkt zukunftsfähig den aktuellen Herausforderungen stellen zu können.
Entlassungen möglichst „weich“ umsetzen
Dabei spielen auch Entlassungen eine Rolle, die speziell für ein Familienunternehmen, das sich der Region verbunden fühlt, ein schwerer Schritt sind. Haba gilt im Kreis Coburg zudem als einer der größten Arbeitgeber. Um der betroffenen Belegschaft den Zugang zu einer neuen Arbeitsstelle zu erleichtern, finden derzeit sogar Job-Börsen mit Unternehmen aus der Region auf dem Firmengelände statt.
Wie viele Personen den Job verlieren ist unklar. Nach Medienberichten wie von Der Fränkische Tag könnten im chlimmsten Fall bis zu 650 Stellen betroffen sein. Von Seiten des Unternehmens heißt es gegenüber Reich der Spiele: „Der Transformationsprozess der HABA FAMILYGROUP läuft derzeit ebenso wie die intensiven Gespräche mit dem Betriebsrat. Daher können wir zum aktuellen Zeitpunkt keinerlei Informationen darüber geben, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter letztlich von einem möglichen Stellenabbau betroffen sein könnten.“
Politik kündigt Unterstützung an
Die verantwortlichen Politiker zeigten sich getroffen. Der Coburger Landrat Sebastian Straubel äußerte sich nach Medienberichten mit den Worten: „Der im Raum stehende Stellenabbau ist ein schwerer Schlag für unseren gesamten Wirtschaftsstandort.“ Da Haba eine enorme Bedeutung hat, sicherte der Landkreis bereits Unterstützung zu, indem unter anderem die Möglichkeiten der Wirtschaftsförderung voll ausgeschöpft werden sollen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Haba in der Region produziert und weitere Unternehmen von der Neuausrichtung betroffen sind.
Haba ist ein klassisches Familienunternehmen
Die stärkste Marke der inhabergeführten Habermaass Family GmbH ist Haba selbst. Das Unternehmen existiert seit 1939 und hat sich seitdem stetig entwickelt. In der Spielwaren- und Gesellschaftsspielbranche gilt Haba als Traditionsunternehmen, das auf hochwertige Materialien setzt.
Bei den Kinderspielen ist Obstgarten ein Klassiker. Aber auch neue Titel haben viele Auszeichnungen gewonnen. Darunter gewann das Unternehmen mit Tal der Wikinger, Funkelschatz, Diego Drachenzahn, Der schwarze Pirat und Klondike fünfmal den Titel beim Kinderspiel des Jahres sowie mit Ringel Rangel, Leinen los und Kayanak dreimal den vorher vergebenen Sonderpreis Kinderspiel des Jahres. Damit ist Haba Rekordhalter bei diesen Auszeichnungen.
Update: Haba hat Insolvenz angemeldet
Nach Berichten des Bayerischen Rundfunks vom 12. September 2023 hat das Unternehmen inzwischen Insolvenz angemeldet. Ziel ist es, aus eigener Kraft die brisante Situation zu entschärfen und wieder zu einer positiven Entwicklung zu kommen. Durch die Insolvenz in Eigenregie ist es möglich, Entscheidungen zu treffen, ohne dass ein branchenfremder Insolvenzverwalter möglicherweise falsche Schwerpunkte setzt. Häufig gehen Unternehmen gestärkt aus einem solchen Verfahren hervor.
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