Im alten Ägypten lebte um 2.700 vor Christus ein Baumeister namens Imhotep. Er gilt als eines der ersten Universalgenies der Menschheit und erschuf während seiner Tätigkeit als Baumeister zahlreiche Pyramiden. Und daher blickt er auf dem Cover des Brettspiels „Imhotep – Baumeister Ägyptens“ von Phil Walker Harding (Kosmos) auch auf einen Bauplan, auf dem seine architektonischen Visionen bereits Gestalt annehmen.
Wie wird Imhotep gespielt?
Als Spieler schlüpfen wir alle in die Rolle von Baumeistern, die aus einem Steinbruch Material in den gewählten Farben beziehen und dieses möglichst punkteträchtig an fünf Orten verbauen wollen. Aber wie man ja aus dem Comic „Asterix und Kleopatra“ weiß, liegen Steinbrüche leider selten in der Nähe der zu erschaffenden Bauwerke. Und so muss das Material mühsam mit dem Schiff herangeschafft werden. Und gemeinerweise ist die Größe der vorhandenen vier Schiffe leider von Runde zu Runde unterschiedlich. Mal gibt es Minischiffe, die nur einen Steinklotz tragen können, und dann wieder Schiffe mit Laderaum für vier Steinblöcke. Das macht es für die Baumeister nicht einfach, den Transport vorausschauend zu planen.
Erschwerend kommt hinzu, dass man nur eine von vier Aktionen ausführen kann, sobald man am Zug ist. Man muss sich also gut überlegen, ob man zunächst lieber drei Steine aus dem Steinbruch in den eigenen Vorrat verfrachtet (der maximal fünf Steine betragen darf) oder eben einen Stein aus diesem Vorrat auf das Boot der Wahl platziert. Alternativ darf man auch ein beliebiges Boot bewegen, aber nur, wenn es mit der jeweiligen Mindestanzahl an Steinblöcken beladen wurde. Kommt man an einem Gebäude an, werden die Blöcke in der korrekten Reihenfolge (vom Bug zum Heck) durch die Baumeister platziert. Als letzte Aktion darf man auch eine Marktkarte ausspielen, an die man aber erst im Spielverlauf herankommt.
Die fünf Orte, zu denen man die Boote schicken kann, haben unterschiedliche Funktionen und werden auch zu unterschiedlichen Zeiten gewertet. Für schnelle Punkte sollte man zur Pyramide ziehen, wo die Steinblöcke entsprechend dem realen Vorbild in drei Ebenen gestapelt werden. Die zu erzielenden Punkte werden auf dem Grundriss jeder Ebene angezeigt und sofort gewertet.
Der Tempel enthält eine Reihe von Bauplätzen, die am Ende jeder Runde von oben betrachtet werden. Nur die sichtbaren Blöcke bringen dem jeweiligen Baumeister Punkte. Hier ist also taktisch kluges Überbauen der gegnerischen Blöcke angesagt.
Die Grabkammer und der Obelisk werden beide am Spielende gewertet. In der Grabkammer versucht jeder Baumeister, eine möglichst große Fläche an zusammenhängenden Blöcken zu erzielen. Beim Obelisken geht es schlicht darum, den höchsten errichtet zu haben.
Bleibt noch der Markt, auf dem vier Karten ausliegen, die in vier unterschiedliche Kategorien eingeteilt sind. Rote Karten ermöglichen eine Sofortaktion. Man darf einen Stein aus dem Steinbruch direkt auf den auf der Karte genannten Ort setzen und spart sich so den Weg über das Schiff.
Grüne Karten behält man bis zum Ende des Spiels, weil sie die Anzahl der verbauten Steine in bestimmten Gebäuden mit Punkten belohnen. Violette Karten sammelt man einfach. Je mehr man am Ende davon hat, umso mehr Punkte gibt es. Blaue Karten schließlich sind diejenigen Karten, die man als Aktion ausspielen kann, wenn man am Zug ist. Sie sind wertvoll, weil sie je nach Typ zwei Aktionen miteinander verbinden oder andere Vorteile verschaffen wie z. B. die Reihenfolge beim Abladen der Blöcke vom Schiff zu ändern.
Wie gut ist das Brettspiel Imhotep?
Die Regeln sind sehr gut strukturiert und die Funktionen der Karten einzeln erläutert. Man findet also einen schnellen Einstieg in das Spiel und der Ablauf der Runden geht ebenfalls flott von der Hand. In meinen Spielrunden hieß es daher des Öfteren „Bin ich schon wieder dran?“, weil die eine Aktion pro Zug in der Regel schnell ausgeführt ist. Knifflig wird es allerdings bei der Entscheidung, welche Aktion ausgeführt werden soll. Hat man zu wenig Steine im Vorrat, kann man vielleicht seine Blöcke nicht auf einem Schiff unterbringen, bevor es bewegt wird. Verteilt man die Blöcke lieber auf alle Schiffe, um an jedem Ort zu punkten oder möchte man die Mehrheit auf einem Schiff erreichen? Aber was, wenn das Schiff dann von einem Mitspieler zu einem Ziel gefahren wird, das keine oder nur wenig Punkte bringt? Und bei nur vier Schiffen bleibt logischerweise eines der fünf Zielgebäude ungenutzt. Es heißt also wieder einmal, den Mangel an Möglichkeiten geschickt zu verwalten. Aber hier ist diese aus vielen Spielen bekannte Mechanik sehr schön umgesetzt, weil sie zum Thema passt und vor allem kurzweilig ist. Große Grübelorgien über den optimalen Zug gibt es in der Regel nicht. Und nach Ablauf der sechs Runden reibt man sich verwundert die Augen, weil es so schnell vorbeiging und man doch noch so viel geplant hatte.
Man benötigt einige wenige Partien, um sich mit den Abläufen und Kniffen vertraut zu machen. Netterweise hat der Autor jedem der Gebäude neben der A-Seite für das Grundspiel auch eine B-Seite spendiert, die sozusagen die Profi-Variante darstellen. Hier sind erweiterte Funktionen bzw. Wertungen eingebaut, die das Spiel noch taktischer werden lassen. Man kann die beiden Seiten auch beliebig kombinieren. Die zusätzliche Variante „Zorn des Pharao“ ist einfach eine Bestrafung mit Punktabzug, wenn man nicht an allen vier Monumenten mitgebaut hat.
Imhotep hätte für mich das Zeug zum Spiel des Jahres gehabt und ich hätte mich nicht gewundert, wenn der Baumeister auf dem Cover bei den nächsten Auflagen stolz auf das rote Logo geschaut hätte. So aber ging dieses tolle Brettspiel bei der Verleihung leider leer aus. Die Nominierung ist aber auch schon eine große Anerkennung.
Spielanleitung zum Brettspiel Imhotep
Infos zu Imhotep
- Titel: Imhotep
- Verlag: Kosmos
- Autor: Phil Walker-Harding
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 40
- Jahrgang: 2016
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