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Wonder Book

Gesellschaftsspiel Wonder Book - Ausschnitt - Foto von Abacusspiele

Hallo im Wonder Book! Ja, richtig gelesen, im Wonder Book, heute tauchen wir nämlich in die Welt des dem Spiel seinen Namen gebenden Buchs ein: die Welt des Wonder Books. Das Spiel stammt aus dem Hause Abacusspiele, wurde von Miguel Coimbra designt und entwuchs den Federn von Martino Chiacchiera und Michele Piccolini. Ob es Spaß macht, worum es geht und für wen es etwas sein könnte, werde ich jetzt aufzeigen.blank

Die Überraschung: Wonder Book!

Für mich war das Aufschlagen des Wonderbooks eine wirkliche Überraschung. Um das Spiel erst einmal in eine obligatorische Schublade stecken zu können, bediene ich mich hier in der Fantasyecke. Schon das Lüften des Kartons und das damit verbundene Freilegen des Buchs offenbart verschiedene Spielfiguren (welche förmlich darum betteln, angemalt zu werden und Tabletop-Spielern sicherlich das Herz höherschlagen lassen), sechs Kartensets (die Kapitel des Buchs), Würfel, verschiedenste Marker und Steinchen (Funken genannt) und eine mysteriöse gefaltete Truhe, sowie die Anleitung. Spätestens jetzt dämmert einem: Hier hält man einen Dungeon-Crawler in der Hand. Warum mich das überrascht hat, liegt an der kindlichen Aufmachung des Spiels. Das Cover des Kartons und die Einordnung für Spieler ab 10 Jahren haben mich grundsätzlich etwas anderes erwarten lassen. Umso neugieriger und gespannter war ich, wie sich Wonder Book wohl spielen lässt.

Worum geht es bei Wonder Book?

Oniria die Heimat der Drachen ist bereits tausende Jahre alt, doch das einst idyllische Land ist nicht mehr was es war! Der Legende nach brachte einst ein Mensch dem Land den Frieden, nun scheint Oniria erneut Hilfe zu brauchen. Der einzige bekannte Weg in dieses Zauberland führt durch das Wonderbook, welches vergessen in einem alten Turm auf die Helden seiner Zeit wartet. Wie unschwer zu erahnen ist, handelt es sich bei diesen Helden natürlich um uns!

Und wie geht das vonstatten?

Wonder Book spielt sich abwechselnd in zwei Phasen. Die Heldenphase mit drei Aktionen und die durch einen Kartenstapel bestimmte Gegnerphase. In der Heldenphase stehen uns genretypische Aktionen zur Verfügung. So können wir uns bewegen, mit der Welt interagieren, angreifen, Fähigkeiten ausführen, mit anderen Spielern interagieren oder „Funken“ aufheben (zum Nutzen der Fähigkeiten nötig). Anders als in anderen Spielen dürfen wir in jeder Heldenphase neu planen, welcher Held zuerst seine drei Aktionen ausführen soll. Finde ich prima, fördert es doch das Miteinander und Aushandeln, was bei kooperativen Spielen ja Sinn der Sache ist. Die Gegnerphase ist simpler gehalten und besteht aus bewegen und angreifen. Die Häufigkeit der Aktionen und etwaige Zusatzgeschehnisse sind durch erwähnten Kartenstapel konkretisiert. Auch hier bestimmen die Spielenden die Züge des Gegners, jedoch darf ein potenzieller Angriff nicht durch eine Bewegung ersetzt werden und das Bewegen geschieht immer zum nächstgelegenen Helden hin. Sind zwei Helden gleichweit entfernt, darf jedoch gemeinsam entschieden und geplant werden. Ich wiederhole das Stichwort: Kooperation! Das Spielfeld befindet sich auf bzw. in dem Wonder Book. Viel mehr gibt es an dieser Stelle nicht zu erwähnen.

Story in mehreren Kapiteln

Fühlt sich irgendwie nicht richtig rund an, oder? Völlig richtig, jetzt kommt nämlich der eigentliche Clou. Für mich persönlich war das eine völlig neue Mechanik und ich finde, sowas dürften durchaus mehr Spiele integrieren. Die Anleitung gibt nämlich nur die Struktur und die grundlegenden eben beschriebenen Regeln vor. Die einzelnen Aktionen werden zwar noch näher beschrieben und mit Beispielen gefüttert, ein Hexenwerk ist es aber wahrlich nicht. Die richtige Spielführung übernehmen die eingangs erwähnten sechs Kartensets (Kapitel). Diese stellen den Inhalt des Wonder Books dar, daher wohl auch die Bezeichnung Kapitel. Die Kapitel bauen aufeinander auf, geben jedoch gut die Möglichkeit, nach jedem einzelnen eine Pause einzulegen und beim nächsten Mal weiterzuspielen. Wonder Book ist nämlich kein Spiel für einen Nachmittag, eher ist jedes Kapitel mit gut 60 bis 90 Minuten zu berechnen, das kann etwas irreführend mit der Beschreibung auf dem Spielkarton sein.

Schritt für Schritt in eine märchenhafte Welt

Ohne etwas vorwegzugreifen oder den Spielspaß zu mindern, kann also gesagt werden, ihr beginnt das Wonder Book, indem ihr es lest! Die Anleitung warnt auch eindringlich davor, im Buch zu blättern oder Karten zu lesen, bevor das Spiel euch dazu auffordert. An diese Warnung sollte man sich auch halten, wenn man sich den Spielspaß nicht verderben will. Wir nehmen also die erste Karte des vorsortierten Kapitel-I-Stapels und lesen vor. Ab hier beginnt die Reise und ich hülle mich in Schweigen.

Fazit: Wonder Book ist ein tolles Familienspiel

Warum fasziniert mich diese Mechanik so? Kurz und knapp, weil es einer der barriereniedrigsten Spielstarts seit langem war.

Ich spiele viel und gerne und habe auch den Atem, mich durch eine längere Anleitung zu arbeiten. Oft fällt in der Runde dann irgendwann der Satz: „Vielleicht fangen wir einfach an und gucken, ob es sich beim Spielen erklärt“. Wonder Book verkürzt hier den Weg, indem es dir genau dies einfach vorgibt zu tun. Gerade bei weniger spieleaffinen Personen haben zu komplexe Anleitungen schon oft dazu geführt, dass wir am Ende doch wieder was Altbekanntes gespielt haben. Wonder Book könnte hier eine Art „Türöffner“ sein. Denn die einzelnen Karten der Kapitel steigern stetig die Komplexität des Spiels. Gleichzeitig lernen alle Spielenden gemeinsam miteinander das Spiel und die Story kennen.

Das ist so unfassbar gut gelungen, dass ich erstaunt bin, dass ich sowas vorher so noch nie gespielt habe.

Lernen beim Spielen!

Selbst die Wahl der Helden findet erst mit den ersten Karten des Kapitels I statt. Im Laufe des Spiels kommen so neue Gegnerkarten, neue Fähigkeiten und auch einmalige Bonusfähigkeiten hinzu. Zusätzlich fordert das Spiel an unterschiedlichen Stellen Entscheidungen ab, welche per Stichwort festgehalten werden. Diese wiederum führen im späteren Verlauf zu unterschiedlichen Ereignissen. Der gesamte Spieldurchlauf ist also organisch und aufbauend strukturiert, gleichzeitig bietet er die Möglichkeit, mit anderen Entscheidungen weitere Durchgänge zu spielen.

Gelungenes Pop-up-Element

Material von Wonder Book - Brettspiel für Familien - Foto von Abacusspiele

Als Kirsche auf der Torte ist diese wirklich gut durchdachte und genauso gut funktionierende Spielmechanik in ein liebevoll ausgestaltetes Wonder Book mit Pop-Up-Elementen eingebaut. Das gesamte Wonder Book steckt voller Überraschungen und liebevollen Details. Nichts davon wirkt instabil oder zu anfällig, eine etwas vorsichtige Handhabung vorausgesetzt. So lernt man den Umgang mit komplexeren Regeln und Spielmechaniken einfach, während man bereits spielt!

Nicht von kindlicher Gestaltung abschrecken lassen

Einziger Wermutstropfen: Diese Türöffner-Funktion scheint für Kinder geplant gewesen zu sein. Grundsätzlich keine verkehrte Idee, auch Kinder so gut an umfangreichere Spiele zu gewöhnen, jedoch wirkt das kindliche etwas aufgesetzt und erzwungen. Gerade der Preis und die Art des Spiels scheinen auf Personen zugeschnitten zu sein, die gerne Spielen, sich aber vielleicht manches Mal von zu komplexen Anleitungen abschrecken lassen. Das passt nicht ganz mit den kindlichen Ideen und Texten zusammen, ein wenig seriöser hätte der Inhalt für Spielende ab 10 Jahren sein dürfen. Das ist kein Grund, das Spiel nicht zu spielen, raubt dem Spiel aber trotzdem einen Hauch Ernsthaftigkeit, die es noch reifer hätte wirken lassen.

Ich könnte sicherlich noch vieles zu Wonder Book sagen, aber ich mag auch nicht zu viel verraten. Wer also Interesse an einem kontinuierlich komplexer werdenden Spielerlebnis hat, mit Fantasy was anfangen kann oder es mal ausprobieren möchte und darüber hinwegsehen kann, dass das Spiel immer mal wieder etwas zu kindlich wird, dem lege ich Wonder Book wirklich ans Herz. Ich freue mich schon auf unser nächstes Kapitel.

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Wonder Book

  • Titel: Wonder Book
  • Verlag: Abacusspiele
  • Autor: Martino Chiacchiera, Michele Piccolini
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2021
  • Video:
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