Reich der Spiele
Reich der Spiele >> Beiträge >> Tolkien-Spiele im Vergleich I

Tolkien-Spiele im Vergleich I

Der Herr der Ringe von Kosmos

Titel über Der Herr der Ringe

Das „Buch des Jahrhundert“ wird die Trilogie „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien genannt. Spätestens zum Film „Die Gefährten“ ist eine wahre Manie ausgebrochen. Hobbits und Gandalfs, wo man nur hin sieht. Selbst die Bücher von Tolkien wurden noch einmal überarbeitet übersetzt.

Werbung

Werbung Next Station Tokyo von HCM Kinzel

Zum Film zum Buch zum … gibt es auch neue Spiel, die das Thema „Der Herr der Ringe“ und „Der kleine Hobbit“ aufgreifen und mehr oder weniger gelungen in ein Spielkonzept pressen. Wir haben uns an einen Vergleich der Tolkien-Spiel herangewagt. Dabei haben wir uns folgende Spiele angesehen: Der Herr der Ringe inklusive Erweiterung Die Feinde von Reiner Knizia, Die beiden offiziellen Spiele Die Gefährten (Kartenspiel von Ravensburger und Brettspiel von Kosmos), das Spiel für Zwei Die Suche von Peter Neugebauer, das inzwischen nicht mehr vertriebene Queen Games-Spiel Ringgeister und (ergänzend) Der kleine Hobbit von Kosmos.

Ringgeister von Reich der SpieleUmsetzung des Themas. Ein episches Thema für ein vergleichsweise kurzes Spiel umzusetzen ist ein schwieriges Unterfangen. Diese Problematik spiegelt sich auch bei den getesteten Spielen wider. Bei Der Herr der Ringe versucht Knizia die Spieler relativ nahe am Buch entlang über die Spielbretter zu scheuchen. Die Reise der Hobbits nach Mordor wird gut „nachgebaut“ und zusätzlich finden sich die wichtigen Orte und Ereignisse des Buches im Spiel integriert. Die Bedrohung durch Sauron ist dabei allgegenwärtig, die Guten und die Bösen tauchen in Form von Ereignissen im Spiel auf. Das Besondere ist aber der Zusammenhalt der Spieler. Man verliert oder gewinnt hier gemeinsam gegen Sauron, den dunklen Herrscher. Besser kann man es kaum machen.
Die Suche ist dagegen das Paradebeispiel für eine völlig misslungene Umsetzung. Zwar werden die Figuren und besonderen Gegenstände aus dem Buch in das Spiel integriert, jedoch hat dieses mit dem Thema nur den Namen gemeinsam. Die Reise der Hobbits auf der Suche nach dem Schicksalsberg verläuft darüber hinaus ganz und gar ohne Bezug zum Buch. Ähnlich schlecht gelingt die Umsetzung beim Kartenspiel Die Gefährten von Ravensburger. Zwar werden hier die Orte aus dem Buch nach und nach abgeklappert und man legt Karten mit den Figuren aus dem Buch, dazu gibt es noch minimale Auswirkungen des Rings. aber jedes andere Thema hätte das Spiel glaubwürdiger gemacht: Statt Elben und Hobbits, die Einfluss auf Orte erreichen wollen (was nichts mit dem Buch zu tun hat), wären zum Beispiel Tiere, die sich um Futter streiten, wesentlich besser gewesen. Viel näher am Thema ist da schon der Zwillings-Bruder Die Gefährten als Brettspiel. Die Reise der Ringgemeinschaft wird hier nachgespielt, Orks und Ringgeister müssen unterwegs bekämpft werden, bis die Gefährten zu einem sicheren Zwischenstopp gelangen. Bei Ringgeister wurde ebenfalls die Reise als Laufspiel umgesetzt. Hier ist das Umgehen der Ringgeister thematisiert. Zudem gibt es wie bei Knizias Herr der Ringe die Notwendigkeit der Kooperation unter den Spielern – bis kurz vor Schluss. Erst am Schicksalsberg geht es um den individuellen Sieg. Eine gut gelungene Umsetzung. Bei Der kleine Hobbit wird das Abenteuer von Bilbo Beutlin sehr schön in das Spiel integriert. Abenteuer, Rätsel aus dem Buch und am Ende der Drache Smaug. Dagegen kann man nicht viel sagen.

Der kleine Hobbit von KosmosSpielmechanismus. Bei dem Mechanismus schneiden die Verlierer der Themenumsetzung besser ab. Die Suche wartet mit einem interessanten Legemechanismus auf, der eine Landschaft völlig unkalkulierbar entstehen lässt. Ein interessanter Bewegungsmechanismus: Größere und kleinere Gebietsteile zählen beim Ziehen der Figur jeweils einen Schritt, wodurch unterschiedlich große Entfernungen pro Bewegungspunkt zurückgelegt werden können. Auch das Kartenspiel Die Gefährten hat einen wirklich gelungenen Mechanismus. Um einen Ort herum müssen Karten so platziert werden, dass mit deren unterschiedlich hohen Stärken möglichst viel Einfluss und damit Erfolgspunkte erlangt werden kann. Bei Ringgeister sind es die Bewegungen der Ringgeister-Figuren, welche quer über das ganze Spielbrett verlaufen können, die das Herz höher schlagen lassen. Dazu gibt es ein bisher nicht gekanntes Spielbrett-System, das jedes Mal neue Landschaften entstehen lässt. Einfach und eher Standard kann man sowohl den Mechanismus von Der kleine Hobbit als auch den vom Brettspiel Die Gefährten nennen. Man rückt vorwärts und muss die Konsequenzen tragen. Lediglich das sehr einfache, unter anderem Namen bekannte und innerhalb eines Spiels doch fast schon originelle Schwert-Holz-Wasser-Drehen bei Der kleine Hobbit ist interessant. Knizias Der Herr der Ringe wartet gleich mit einem ganzen Haufen von interessanten Detailmechanismen auf, die Der Herr der Ringe in Kombination zu einem sehr gelungenen Spiel werden lassen. Es besteht ständiger Zwang, etwas unternehmen zu müssen. Ob man wichtige Lebensplättchen sammelt, oder Ereignisse abwehren muss oder sogar bei der Erweiterung viele Feinde besiegen muss, all das erzeugt den Wunsch, mehr Handlungen als möglich ausführen zu dürfen.

Die Suche von KosmosAtmosphäre. Der Wunsch nach zusätzlichen Handlungen und die ständige Bedrohung durch Suaron einerseits sowie die Notwendigkeit zur Kooperation machen Der Herr der Ringe von Knizia zum atmosphärischsten der Tolkien-Spiele. Hier wird die dunkle Bedrohung aus dem Buch Realität am Spielbrett. Ringgeister schafft eine ähnliche Spannung, weil die gegnerischen Figuren fast unkalkulierbar von der einen Ecke des Spielbrettes zur anderen laufen können. Hier muss ebenfalls (zumindest bis kurz vor Schluss) auf die Gemeinschaft geachtet werden. Solo-Läufe lassen die Dunkle Macht das Spiel gewinnen. Wegen der Anordnung des Spielbrettes ist es immer wieder spannend zu sehen, welche Ringgeister-Figuren letztlich zur Bewegung starten. Der kleine Hobbit setzt den Witz und die Abenteuerlust aus dem gleichnamigen Buch gut um, es darf auch mal gelacht werden, wenn eine Antwort auf eine Rätselfrage oder das Aufsagen eines Verses daneben geht. Das Kartenspiel Die Gefährten hat wenig Atmosphäre. Es ist spannend, aber darüber hinaus wirkt das Thema ebenso wenig wie der Mechanismus. Das Brettspiel Die Gefährten dagegen baut Atmosphäre durch die mächtigen Gegner auf, die auf dem Weg lauern. Eingebettet in die Orte sowie ein paar Waffen und Figuren aus dem Buch entstehen zumindest Ansätze von Tolkien-Feeling. Die Suche ist atmosphärisch, aber nur so lange man das Buch nicht kennt. Anderenfalls stellt sich die bange Frage, ob der Autor das Tolkien-Werk überhaupt richtig kennt.

Die Gefährten - Das Brettspiel von KosmosAusstattung und Regeln. Simpel und unspektakulär ist das Kartenspiel Die Gefährten ausgestattet. Die Karten mit schönen Fotos aus dem Film und wenige Papp-Plättchen sind eher zweckmäßig gehalten. Die Regeln sind recht verständlich und nachvollziehbar aufgebaut. Das Brettspiel Die Gefährten ist ebenfalls mit wenig aufwendigem Material gespickt, eher eine Standardausstattung. Besonders gelungen sind aber die wirklich sehr „Hobbit-mäßigen“ kleinen Holz-Pöppel. Die Regeln warfen bei uns zunächst die eine oder andere Frage auf, die sich aber schnell im Spiel klären ließ. Ringgeister hat eine ganz eigenwillige Spielbrettausstattung, die immer wieder neu zusammensetzbar ist. Die Holzfiguren sind verschieden groß und stimmig. Die Regeln sind verständlich und einfach, obwohl der Bewegungsmechanismus kompliziert ist. Der kleine Hobbit ist von den Regeln ebenfalls leicht verständlich, allerdings sollten die vor dem Spiel genau gelesen werden. Die Ausstattung ist reichhaltig und zweckmäßig. Der Drachenhort ist ein witziger 3D-Effekt für das Spielbrett. Knizias Herr der Ringe ist das wohl komplexeste Tolkien-Spiel und erfordert nicht zuletzt aus diesem Grund ein intensives Studium der Regeln, die zwar nachvollziehbar geschrieben sind, aber bei unerfahrenen Spielern einige Fragezeichen aufkommen lassen können. Die Ausstattung ist dem Thema entsprechend umfangreich. Allein mehrere Spielbretter und die Hobbit-Figuren sind etwas besonderes. Die gleichen Hobbit-Figuren gibt es auch bei Die Suche. Das Spiel ist aber durch die Papp-Plättchen eher unspektakulär ausgestattet. Die Regeln lassen leider ein paar Fragen offen.

Wiederspielwert. Die Suche ist auf seine eigene Art interessant, wenn man sich das Thema wegdenkt. Ebenso das Kartenspiel Die Gefährten, was aber durch den interessanteren Mechanismus noch eher auf den Spieltisch zurückkehren dürfte. Der kleine Hobbit und das Brettspiel Die Gefährten sind eher Laufspiele ohne großen Anspruch an die Fähigkeiten der Spieler. Zudem sind die Rätselkarten von Der kleine Hobbit bald auswendig gelernt, was den Spielspaß etwas verringert. Ringgeister ist zwar immer wieder eine neue Herausforderung, doch auch hier ist der Anspruch an das Können der Spieler nicht besonders groß. Der Herr der Ringe von Knizia ist ein Hammer, die meisten Partien wird die Spielergruppe verlieren, deshalb ist der Spielreiz sehr groß. Zumal mit der Erweiterung Die Feinde die Schwierigkeit zu siegen noch einmal steigt.

Die Gefährten - Das Kartenspiel von RavensburgerWelches Spiel für welche Spieler? Der kleine Hobbit richtet sich an jüngere Spieler und Familien, die ohne große Spielerfahrung ein nettes und abwechslungsreiches Spielerlebnis suchen – und man hat auch als Tolkien-Fan Spaß am Spiel. Der Glücksfaktor ist groß. Das Brettspiel Die Gefährten ist ein klassisches Familienspiel, benötigt aber als einziges Spiel mindestens drei Mitspieler. Einfache Regeln und eine überschaubare Spieldauer dürften vor allem Gelegenheitsspieler ansprechen, auch hier ist der Faktor Glück bedeutend. Tolkien-Fans finden das Thema grob im Spiel wieder. Das Kartenspiel Die Gefährten ist vom Grundprinzip eher etwas für Spiele-Freaks, funktioniert aber auch als Familienspiel gut – Voraussetzung für beide Gruppen ist ein großflächiger Tisch, wenn man nicht auf dem Boden spielen möchte. Tolkien-Fans kommen thematisch aber nicht unbedingt auf ihre Kosten. Wohl aber Taktiker, da ein Glücksfaktor nur beim Kartenziehen zum Tragen kommt. Die Suche ist für zwei Personen konzipiert und vom reinen Mechanismus ein Spiel für alle Spielergruppen, wenn man sich die Tolkien-Welt wegdenkt. Auch bei Die Suche ist der Glücksfaktor ziemlich groß. Ringgeister ist das klassische Familienspiel und für Tolkien-Fans interessant genug, um es auszuprobieren. Glück und Wegplanung halten sich hier die Waage. Knizias Herr der Ringe ist nichts für Gelegenheitsspieler. Dafür kommen Freaks und Tolkien-Fans auf ihre Kosten. Das Spiel ist das komplexeste und benötigt die meiste Spielzeit, deshalb ist es eher nicht als Familienspiel zu empfehlen. Zwar hat das Kartenglück Einfluss auf den Spielverlauf, doch ist ein geschicktes taktisches Agieren unerlässlich.

Vergleichswertung. Es fällt schwer, ein Spiel als Vergleichssieger zu bezeichnen. Zu unterschiedlich sind die Ausrichtungen und Zielgruppen der Spiele. Thematisch enttäuschten jedoch Die Suche und das Kartenspiel Die Gefährten. Beide gleichen das durch ihren Mechanismus wieder aus. Bei Der kleine Hobbit und dem Brettspiel Die Gefährten ist es eher gegenteilig. Mit sehr einfachen Mechanismen wird das Thema umgesetzt. Ringgeister liegt genau dazwischen. Die Begeisterung über die Bewegungen der Gegner-Figuren und die Notwendigkeit zur Kooperation wird durch wenig echte Abwechslung im Spielverlauf gedämpft. Dennoch ist es ein sehr schönes und interessantes Spiel. Knizias Der Herr der Ringe ist ein wahres Epos – genau wie das Buch. Aus diesem Grunde könnte man dieses Spiel am ehesten als Test-Sieger bezeichnen, doch fordert es auch die Spieler sehr stark. Jedes Spiel hat Vor- und Nachteile. Wenn man sich überwiegend am Thema orientiert, müssen jedoch Knizias Der Herr der Ringe und mit Abstrichen Ringgeister und Der kleine Hobbit als Empfehlung gelten. Die beiden Spiele zum Film Der Herr der Ringe – Die Gefährten sind nur zum Teil empfehlenswert. Das Kartenspiel ist interessant, aber hat wenig mit Tolkien zu tun, das Brettspiel ist recht einfach und damit unspektakulär, aber greift das Thema geschickt auf. Die Einordnung von Die Suche macht durch das Auf und Ab in der Bewertung eher etwas Probleme.

Hinweis:
Dieser Vergleich besteht aus insgesamt drei Teilen.
Hier geht es zum zweiten Teil des Vergleichs von Spielen zu „Der Herr der Ringe“.
Hier geht es zum dritten Teil des Vergleichs von Spielen zu „Der Herr der Ringe“.

 

Werbung
kaufen Nach neuen Spielen schauen bei:
Amazon
Spiele-Offensive

Mehr Spiele-Themen entdecken

Kommentieren