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Jürgen Loth über den Mogel-Verlag

Mogel Verlag - Logo

Familiärer Spielebetrieb

blankJürgen, du bist Inhaber des neuen Mogel Verlages. Wie kommt ihr zu dem Namen, der beim Spielen für Regelbeugung steht?
„Gute Frage! Erst einmal darf man den Verlagsnamen bloß nicht als eine Art Aufforderung zum Betrug verstehen. Wobei ich ab und zu gerne mogele. Trotzdem ist es immer wieder mit einer Überwindung verbunden. Ich selbst verstehe Mogeln nicht als Betrug. Schummeln und Mogeln sind etwas deutlich Harmloseres. Mogeln kann sehr reizvoll und unheimlich kreativ sein. Beim Mogeln entwickelt ein Spieler oftmals über die vorgegebenen Regeln hinaus eigene kniffelige Strategien und Lösungswege. Einfach heimlich die Würfel umzudrehen oder die Karten unter dem Tisch auszutauschen, das ist nicht meine Art zu mogeln. Kleine geschickte Täuschungen, den anderen Spieler taktisch in die Irre führen, eine Finte legen und sich dabei am Rande des Regelwerks bewegen – das finde ich spannend! Ich denke, dass jemand, der mogelt, keine böswilligen Absichten verfolgt. Trotzdem sollte der Spieler vorher feststellen, ob die jeweilige Spielgruppe mehr oder weniger einverstanden ist, wenn die Spielregeln offener ausgelegt werden.
Vielleicht ist es mit dem Weg eines eigenen Verlags sehr ähnlich. Wir müssen kreativ sein, alternative Strategien entwickeln und uns letztendlich bei der Vielzahl anderer Verlage hier und da dazwischen mogeln.“

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Wer steckt hinter dem Verlag und wie kam es zur Verlagsgründung?
„Die Idee, einen eigenen Verlag zu gründen, entstand innerhalb unserer Familie. Schon vor einigen Jahren begannen wir, die Regelwerke oder Mechanismen von Gesellschafts- und Kartenspielen abzuwandeln und unseren Vorstellungen anzupassen. Wir haben uns sozusagen darauf geeinigt, gemeinsam zu mogeln. Parallel dazu entwickelten wir eigene kleine Spiele oder Mechanismen, wobei der Großteil verworfen wurde.
Erst vor anderthalb Jahren entschlossen wir, unsere Spiele über einen eigenen Verlag zu vertreiben. Und jetzt sind wir da! Hinter dem Wir steckt ein Team aus vier Brüdern, unserer Mutter und einem guten Freund der Familie. Außerdem werden wir durch weitere Freunde unterstützt, die sich an Probespielen beteiligen, Statistiken führen und Bewertungen abgeben. Hauptverantwortlich ist neben mir mein Bruder Michael. Der Großteil der Entscheidungen wird allerdings im Kernteam getroffen.“

Ihr geht zur Spielemesse 2016 in Essen mit drei Spielen an den Start. Perlentauchen, Tierisch bedroht und Willi Wörterwurm. Bitte stell uns zunächst Perlentauchen kurz vor.
Perlentauchen - Foto von Mogel VerlagPerlentauchen ist ein spannendes Kartenspiel für Groß und Klein. In der Rolle eines Perlentauchers versuchen die Spieler, die auf ihrem Auftrag vorgegebenen Perlenketten zu erstellen. Wem dies als Erstes gelingt, der gewinnt die Runde. Dazu tauchen die Spieler an den Grund des Meeresbodens. Denn dort liegen die Muscheln, in denen sich die Perlen befinden. Es gibt unterschiedlich farbige Perlen, die je nach Auftrag gesammelt werden müssen. Doch Vorsicht: in einigen Muscheln können sich auch alte Stiefel befinden! Durch das Ausspielen unterschiedlicher Aktionen sammeln die Spieler Perlen für ihre eigene Perlenkette und nehmen Einfluss auf die Kette des Gegenspielers.
Sie können die Muscheln ‚knacken‘, um die darin enthaltenden Perlen aufzudecken oder eine Muschel ‚bergen‘, um sie in die eigene Perlenkette aufzunehmen. Sie haben außerdem die Möglichkeit, Muschelkarten zu ‚tauschen‘ oder bei den Gegenspielern zu ‚klauen‘. Doch Ereignisse wie ‚Seebeben‘ und ‚Weggespült‘ können den Spielern gehörig einen Strich durch die Rechnung machen. Wir empfehlen ein Spielalter ab sechs Jahren.“

Euer zweites Spiel heißt Tierisch bedroht
Tierisch bedroht - Foto von Mogel VerlagTierisch bedroht hat eine etwas ältere Zielgruppe (ab zehn Jahren) und ist auch deutlich anspruchsvoller. Hierbei handelt es sich um ein kooperatives Strategiespiel, in dem die Spieler zusammen ein Tier- und Artenschutzteam bilden. Ihr gemeinsames Ziel ist es, von 54 tatsächlich bedrohten Tieren möglichst viele Tiere vor dem Aussterben zu retten. Das ist gar nicht so leicht: In jeder Spielrunde (insgesamt acht) muss das Team fünf bis sechs (je nach Spielerzahl) unterschiedliche Tiere aus der Auslage retten. Eine Tierkarte hat dabei zwei Funktionen je nach dem, wo sie sich befindet. In der  Auslage stellt sie ein bedrohtes Tier dar und gibt dessen Bedürfnisse zur Rettung an. In der Hand gilt sie als einsetzbare Ressource zur Rettung eines bedrohten Tieres. Dabei unterscheiden sich die Tierkarten je nach ihrem Lebensraum (grüne Karte = Land, blaue Karte = Wasser, orange Karte = Luft). So kann beispielsweise ein bedrohtes Landlebewesen nur durch eine grüne Handkarte gerettet werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Bedürfnisse der bedrohten Tiere bis nach der Entscheidung, welche Strategie das Team verfolgt und welche potenziellen Ressourcen zur Rettung ausgespielt werden, verdeckt bleiben. Hilfe bieten also die acht Strategiekarten, die den Spielern Vorteile verschaffen können. Gute Zusammenarbeit, ausgefeilte Strategien und viel Köpfchen sind der Schlüssel  zum Erfolg. Doch am aller wichtigsten ist der Grundsatz: Tierschutz ist Teamwork!“

Und was ist mit Willi Wörterwurm? Was ist das für ein Spiel?
Willi Wörterwurm - Foto von Mogel VerlagWilli Wörterwurm ist ebenfalls ein kooperatives Spiel. In der Geschichte des Spiels hat der Wörterwurm Willi sich durch die gesamte Bibliothek gefressen und all die Buchstaben durcheinander gebracht. Das ist natürlich ein riesiges Chaos! Um die Bücher wieder zu füllen, bilden die Spieler gemeinsam Wörter. Diese Wörter müssen allerdings gewissen Kriterien entsprechen und zu bestimmten Kategorien (z.B. ‚Sport‘, ‚Musik‘, ‚Tiere und Pflanzen‘, ‚Körper‘ usw.) passen. Ob ein Wort zu einer solchen Kategorie passt oder eben nicht, entscheidet das Team – natürlich nach bestem Gewissen! Alle Spieler erhalten Buchstabenkarten, die sie reihum ausspielen, um so ein Wort zu beginnen oder fortzuführen. Außerdem haben sie die Möglichkeit über die Tauschauslage Buchstaben auszutauschen, um diese dann auszuspielen. So legen die Spieler gemeinsam Wörter, doch sie dürfen dabei nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig über ihre Spielzüge, also mögliche Wörter reden. Getreu dem Motto: Weniger ist schwer!“

Wer entwickelt bei euch die Spiele, wer ist für die Illustrationen verantwortlich?
„In erster Linie ist mein Bruder Michael, Kunstlehrer an einem Gymnasium, für die Entwicklung von Spielmechanismen und auch für das Design/die Illustration der Spiele verantwortlich. Michael hat eine grobe Spielidee, ein interessantes Thema, einen spannenden Mechanismus oder beides kombiniert und kommt damit auf uns zu. Etliche Variationen dieser Grundidee werden durchgespielt, bis wir gemeinsam eine Entscheidung für oder gegen die Spielidee treffen. Bis ein Spiel tatsächlich ausgereift ist und sämtliche Mechaniken funktionieren, wurden viele Änderungen vorgenommen und zahlreiche Stunden gespielt. In einem solchen Prozess entwickelt jeder von uns viele Einfälle, ohne die unsere Spiele nicht so wären, wie sie sind. Parallel dazu baut sich meistens die Geschichte eines Spiels wie von selbst auf. Für das Design und die Illustration hat Michael ein vierköpfiges Team aufgestellt, das gemeinsam unsere Vorstellungen umsetzt.“

Ihr habt euch für drei Kartenspiele entschieden. Ist das Zufall? Wird es von euch zukünftig auch andere Spielarten geben?
„Jein. Als die Idee, einen Verlag zu gründen konkret wurde, lag der Fokus in der Familie zufällig auf Kartenspielen. Entsprechend stand auch diese Spielform zur Diskussion und wurde in der Folge über Monate bis hin zur tatsächlichen Produktion ausgereift. Hinzu kommt, dass die Produktion von Spielen Geld kostet. Viel Geld, wenn es sich um private Einlagen handelt. Die Produktion von Kartenspielen bietet sich dann an. Dazu muss ich sagen, dass wir den Verlag als ein gemeinsames Hobby verstehen, aber gleichzeitig als ein sehr intensives Nebengewerbe. Wir wollen, dass es gelingt, einen sich selbst finanzierenden Verlag zu betreiben. Niemand von uns möchte seine berufliche Profession wechseln. Wir alle haben riesigen Spaß an unseren Berufen und eben an der Arbeit im Verlag. Deshalb planen wir alle Einnahmen für weitere Neuerscheinungen im nächsten Jahr. Dabei wird es sich wahrscheinlich um weitere Kartenspiele handeln. Nichtsdestotrotz befinden sich unterschiedliche Brettspielideen in der Erprobung. Ob es dann zu einer Realisierung dieser Projekte kommt, bleibt offen.“

Gab es bei der Umsetzung von der Spielidee bis zum fertigen Endprodukt für euch als neuen Verlag viele Hürden zu meistern? Welche und wie habt ihr diese überwunden?
„Jedem von uns war zu Beginn und ist auch jetzt klar, dass wir sehr viel Arbeit vor uns haben. Diese Arbeit macht einfach unglaublich Spaß. Die ohnehin schon gute Verbindung innerhalb der Familie und des Verlags wird immer enger. Jede Diskussion, jeder Streit, jede Teamsitzung und jede Entscheidung schweißt uns zusammen. Dennoch ist vieles für uns Neuland, anderes hingegen funktioniert ohne Probleme. Die größte Hürde liegt darin, nichts zu vergessen, den Überblick zu behalten und auf Unbekanntes reagieren zu können.“

Werdet ihr auf der Spielemesse in Essen als Verlag anzutreffen sein?
„Ja! Wir werden mit unserem Stand in der Halle 4 mit der Standnummer 4-B105 zu finden sein. Wir freuen uns über alle BesucherInnen, die zu uns an den Stand kommen, sich für unsere Spiele interessieren und hoffentlich begeistern können.“

Sollten sich interessierte Messebesucher reservieren lassen oder ist eure Auflage groß genug?
„Reservierungen sind nicht notwendig. Die Auflage reicht definitiv aus. Sie ist auf mindestens ein Jahr ausgelegt.“

Webseite des Mogel-Verlags

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