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Verleger Harald Mücke über das Brettspiel Lignum

Lignum - Foto von Mücke Spiele

Strategische Forstwirtschaft für Experten

blankHarald, zur Spielemesse in Essen 2015 veröffentlichst du in deinem Verlag Mücke Spiele das Spiel Lignum von Alexander Huemer. Welches Thema versteckt sich hinter diesem Titel? Was ist Aufgabe der Spieler?
Lignum ist ein komplexes, strategisches Optimierungs- und Abstimmungsspiel rund um die Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert für zwei bis vier Holzunternehmer. Das ist ein Thema, welches in der Form noch nicht am Markt genutzt wurde, und so etwas zu finden ist ja schon schwierig geworden. 😉
Die Spieler starten mit wenig Kapital und einem Holzhofarbeiter. Ihre Aufgabe ist es, ihren Holzhof wirtschaftlich optimal zu nutzen, um am Ende des zweiten Jahres mehr verdient zu haben als ihre Konkurrenten. Es gilt, sich die besten Fällregionen zu sichern, den Einsatz der Arbeiter zu organisieren, die richtigen Anschaffungen zu tätigen und gefälltes und bearbeitetes Holz zur richtigen Zeit zu verkaufen. Für die strengen Winter muss ebenfalls rechtzeitig vorgesorgt werden. Spielerisch schön komplex …“

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Mit welchen wesentlichen Mechanismen setzt Alexander dieses Thema um? Was sind für dich die herausragenden Bestandteile?
„Ein besonderes Element im Spiel sind beispielsweise die geplanten Tätigkeiten. Diese gilt es passgenau in die Abläufe späterer Runden einzuplanen. Wer sich dabei vertut oder ausgebremst wird, bekommt herbe Probleme. Und es gibt weitere Elemente, die richtig zu planen sind …“

Das klingt nicht nach einem leichten Familienspiel. An wen richtet sich Lignum? Wer wird den meisten Spaß mit diesem Spiel haben?
„Richtig. Lignum ist ausschließlich ein Spiel für Strategen und Vielspieler. Es gilt, zu optimieren und vor allem langfristig zu planen. Das ist sicherlich nicht jedermans Sache …“

Hast du einen Tipp für die erste Partie? Was sollten Spieler beachten bzw. vermeiden, um den größtmöglichen Spaß zu haben?
„Es ist durchaus empfehlenswert, Lignum im Zwei- oder Drei-Personenspiel zu erlernen. Beim ersten Vier-Personenspiel sollte man die leichteren Winterbedingungen des jeweiligen Jahres wählen.
Es wird auch auf unseren Internetseiten FAQs und Hinweise geben, was man beachten sollte und welche Fehler gerne gemacht werden.“

Das Thema legt hochwertiges Material nahe. Wie wird Lignum ausgestattet sein?
„Natürlich werden wir in einem Spiel mit dem Titel Lignum keine Plastiksteine verwenden, schließlich produzieren wir bei spielmaterial.de ja nun auch selber Holzteile.
In jedem Falle ist Lignum das aufwendigste und auch teuerste Spiel, das wir bei Mücke Spiele jemals gemacht haben. Es sind sehr viele Holzteile, Pappcounter und auch Spielkarten enthalten. Jeder Spieler hat zudem mit seinen Holzhof ein eigenes Tableau.“

Bei der Entstehung von Lignum gibt es zwei Besonderheiten. Die erste ist: Es erscheint unter dem Lable „Edition Läufer“ und liegt dir schon als Einsendung eines deiner Autorenwettbewerbe seit 2010 vor. Wie kam es dazu, dass du das Spiel jetzt nach dieser Zeit doch noch veröffentlichst?
„Richtig, das Spiel ist Teil des zweiten Autorenwettbewerbes, den wir durchgeführt haben. Mir haben die Idee und der Spielablauf schon damals sehr zugesagt. Allerdings musste noch einiges optimiert werden. Das war nicht ganz so einfach – zum einen erforderten die Änderungen ja jede Menge weiterer Testspiele (und das ist bei zwei oder manchmal mehr Stunden schon nicht ohne), zum anderen wohnt Alexander (der Autor) in Österreich und wir konnten uns nur selten wirklich zusammensetzen, um intensiv zu arbeiten. Angesichts der hohen Produktionskosten und der Komplexität des Spiels wollten wir aber kein Risiko eingehen und haben halt viel Zeit gebraucht.“

Was war damals Ziel des Wettbewerbs?
„Ziel der Wettbewerbe ist es jeweils, interessante Spiele für unseren Verlag zu finden. Dabei sind wir offen für jedes Thema und auch jeden Autor. Bei uns haben einige Autoren ihr erstes Spiel veröffentlicht – wie dieses Jahr beispielsweise Dirk Arning mit seinem Spiel Manhattan TraffIQ. Auch für Alexander Huemer ist dies die erste Veröffentlichung.
Da wir nur kleine Auflagen produzieren (von Lignum werden nur 800 Exemplare erstellt), nutzen wir vorhandenes Material, welches wir bei spielmaterial.de in großen Mengen haben. Das senkt unsere Einstandskosten. Spiele, die aus den Wettbewerben entstehen, haben damit teilweise die gleichen Materialien und um dies zu verdeutlichen, haben wir diese Spiele in Editionen gebündelt. Lignum ist Teil der Edition Läufer, benannt nach der eigenwilligen Figur im Set, den die Autoren nutzen mussten.“

Die zweite Besonderheit ist die Finanzierung über Crowdfunding in der Spieleschmiede. Kannst du uns erklären, wieso du diesen Weg der Finanzierung gewählt hast?
„Die Entscheidung war relativ einfach. Ohne Crowdfunding wären wir das Spiel erst gar nicht angegangen. Tatsache ist, dass Mücke Spiele nicht unbedingt für diese Art von Spielen bekannt ist und es für uns sehr schwierig gewesen wäre, die passende Zielgruppe zu erreichen. Mit Blick auf die hohen Produktionskosten wäre mir das Risiko viel zu groß gewesen. Aber genau dafür ist das Crowdfunding ja nun mal da.
Lignum ist das erste Spiel, welches wir über Crowdfunding finanziert haben, und die Zusammenarbeit mitt der Spieleschmiede war an dieser Stelle wertvoll, weil man dort jede Menge Erfahrung für ein solches Projekt mitbringt.“

Gab es für dich bei dieser Art der Finanzierung etwas zu beachten? Worin unterscheidet sich dieser Produktionsweg für deine Arbeit von einer normalen Veröffentlichung?
„Wie alle Projektinitiatoren hofft man zunächst natürlich, dass sich genug Unterstützer finden, damit das Projekt auch umgesetzt werden kann. Bei Lignum war das glücklicherweise der Fall.
Sobald klar war, dass die Umsetzung erfolgen wird, lief die Bearbeitung aber sehr ähnlich der normalen Wege. Bei Mücke Spiele arbeiten Verlag, Autor und Graphiker da sehr eng zusammen. Natürlich gibt es hier ein paar Besonderheiten: Es gilt die Unterstützer über den aktuellen Status des Projektes zu unterrichten und natürlich müssen auch die erreichten Belohnungen umgesetzt werden. Bei Lignum sind das Beutel mit Aufdruck, zusätzliche Karten und Aufkleber und signierte Regeln.
In jedem Falle freuen wir uns, dass wir das Projekt umsetzen konnten, und denken, dass dieses Spiel den Vielspielern viel Freude bereiten wird.“

Spielanleitung zu Lignum

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