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Spielgefühl: Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris

Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris - Coverdetail - Foto von Kosmos

Spielbuch bietet eine fantastische Geschichte mit individuellen Entscheidungen

Daniel Bleckmann hat das Spielprinzip der Reihe Adventure Games von Kosmos in die Buchform übertragen. Der Titel Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris setzt die Geschichte der Zeitreisenden fort. Dabei nutzt der Autor bekannte Mechanismen aus dem Gesellschaftsspiel und baut daraus eine Art Roman, der individuelle Entscheidungen verlangt und mit jeweils neuen Textabschnitten belohnt. Wie ist das Spielgefühl bei diesem System?blank

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Die Story: Die Wölfe von Paris

Inhaltich zeichnet das Buch die Abenteuer von Jeanne Portefaix nach. Das fantastische Szenario stellt sie in den Mittelpunkt des Geschehens und schlägt einen Bogen zu den anderen Abenteuern der Buchreihe.

Jeanne Portefaix ist Zeitwächterin. Bei einer Explosion ihrer Akademie öffnet sich ein Zeitreisetunnel, durch den sie plötzlich im Paris des 1. Jahrhunderts landet. Genauer gesagt im Louvre. Wenn das noch nicht fantastisch genug ist, versuchen Männer mit Wolfsmasken, ein Exponat zu stehlen: das Wolfsauge. Damit ist auch der Titel Die Wölfe von Paris schon umrissen. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd.

Wie zu erwarten war: Die Zeitwächterin versucht sich der Sache anzunehmen. Wer vor dem Buch sitzt, kann an bestimmten Stellen von Die Wölfe von Paris wie bei der Gesellschaftsspiel-Reihe Adventure Games Entscheidungen treffen. Dabei lassen sich Details der Orte ergründen, Personen und Objekte näher begutachte und je nach Situation in bestimmter Art und Weise reagieren. So entstehen neue Handlungsstränge, die zu einem von mehreren möglichen Romanenden führen.

Es fühlt sich wie ein Spielbuch aus den 1980er-Jahren an

Das System der Adventure Book Games ist nicht neu. Ganz im Gegenteil. Ich erinnere mich gut an meine Schulzeit. Damals hatte ich die Schulbibliothek nach spannenden Büchern zum Wegschmökern durchforstet. Damals (das war Anfang/Mitte der 1980er) stieß ich auf Abenteuerbücher, die mehrere Entscheidungen vorgaben, die jeweils zu einem anderen Textabschnitt führten.

Bei Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris handelt es sich exakt um so ein System. Mit einem Unterschied. Statt der klaren Vorgaben, gibt es Nummern, die erst kombiniert oder einzeln nachgeschlagen werden müssen. Das System ist aber eben nicht neu und seit Jahrzehnten bekannt. Übrigens hatten mich solche Spielbücher zu den Rollenspielsystemen Dungeons & Dragons und dann Das Schwarze Auge gebracht.

Ersteindruck vom System der Adventure Games Books

Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris - Durchblättern - Foto von Michael Weber

Damit sind wir schon mittendrin im Mechanismus. In jedem längeren Textabschnitt sind bestimmte Begriffe mit Zahlen markiert. Diese Zahlen führen in andere Kapitel des Buches, wo es Zusatzinformationen gibt. Bei Orten handelt es sich um eine Beschreibung. Es gibt aber auch Personen und Gegenstände.

Rätsel und Entscheidungen

Mitunter wird bei Die Wölfe von Paris die Darstellung durch Bilder erweitert. Diese und die Beschreibungen bieten teilweise „Rätsel“ und Kombinationsmöglichkeiten. Wer beispielsweise an einem Ort mit einer Nummer einen Gegenstand mit einer weiteren Nummer ausprobieren möchte, erhält eine Zahlenkombination. Diese Zahl ist wiederum ein Textabschnitt in einem weiteren Kapitel. Auf diese Weise gibt es zu dem Kombinationsversuch eine Auswertung, was dadurch geschieht.

Leider ist nicht immer ersichtlich, dass überhaupt eine Art Rätsel entsteht. So gilt es, an allen durch eine Zahl gekennzeichneten Stellen mögliche Kombinationen auszuprobieren. Hilfreich ist dabei, dass auf den Coverinnenseiten Gegenstände und Personen aufgeführt sind. Aber manche Optionen wollen mühsam ergründet werden.

Anders als bekannt

Noch ein Hinweis: Durch die Darstellung auf den Coverinnenseiten ist es einfacher, die Personen und Gegenstände „abzustreichen“. Das ist in weiteren Ausgaben teilweise anders, nämlich durch Ausschneiden und damit schlechter gelöst.

Passt zu den Spielen

Das System ist sehr nah an den bekannten Abenteuerbüchern und an den Mechanismen der Gesellschaftsspiel-Reihe von Matthew Dunstan. Wer diese storygetriebenen Spiele mag, wird auch das Konzept der Buchreihe mögen. Jedenfalls theoretisch. Denn …

Das leidige Blättern und der Blick auf die Nachbarabsätze

Was mich richtig gestört hat bei Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris ist die Handhabung. Schon damals hatten mich das ewige Blättern in den Romanen genervt. Denn das stört den Lesefluss. So ist es auch bei diesem Titel. Ständig bin ich gefordert, hin- und herzublättern und dabei den Faden nicht zu verlieren. Das ist auf Dauer suboptimal und fühlt sich alles andere als komfortabel an.

Hinzu kommt ein Problem, das wiederum hausgemacht ist. Die Abschnitte sind meistens so aufgebaut, dass mehrere potenzielle Lösungen direkt angrenzend zu finden sind. Das hat einen Nachteil. Denn beim Suchen der Nummern fällt der Blick unweigerlich auf die Absätze drumherum. Das vermittelt einen ungewollten Einblick in die anderen Konsequenzen an einer bestimmten Situation. Das finde ich nicht gut und das mag ich nicht.

Selbstbestimmter Abenteuerverlauf?

Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris - Das Buch - Foto von Michael Weber

Stellt sich am Ende die Frage, ob die Geschichte spannend ist. Ja. Mir ist der Ablauf etwas zu „gescriptet“. Viele der Rätsel und Kombinationen führen mehr oder weniger zwangsläufig zu einem bestimmten Ergebnis. Die Lesenden werden geradezu auf den richtigen Weg gestoßen. Das gilt auch, weil es viele der potenziellen Kombinationscodes gar nicht gibt und so die Anzahl der Entscheidungen deutlich geringer ist, als es scheint. Der Verlag spricht übrigens von 100 Optionen.

Trotz dieser eher klaren Rahmenhandlung sind mir einige „Rätsel“ etwas zu sperrig. Nicht wirklich schwer, aber zu holprig von der Ideenfindung. Aber das ist möglicherweise eine individuelle Sache oder sogar eine Frage der Tagesform.

Alles in allem ist der Titel Adventure Games Books ein interessanter Ansatz. Das Spielgefühl bei diesem interaktiven Leseabenteuer bzw. Choose-Your-Own-Adventure ist aber zweischneidig. Mir ist es als Spielbuch zu spröde und zu gewollt. Die Geschichte selbst überzeugt mich auch nicht, aber das ist am Ende vielleicht eine Geschmacksfrage. Immerhin ist das Abentuer von Jeanne Portefaix in Adventure Games Books: Die Wölfe von Paris ein Teil eines großen Ganzen. Wer so etwas mag, kann die Bücher in der gedachten Reihenfolge lesen (startend mit Adventure Games Books: Die Akademie der Zeitenwächter) kombinieren, sodass eine große ganze Geschichte entsteht.

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1 Kommentar

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Daniel 5. März 2024 at 18:55

Danke für deine Rezension!

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