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Chocolatl

Chocolatl von Huch and friends

In die Welt der Azteken, deren Götter und ihrer Tränke – bzw. ihres Tranks, dem Kakao – soll das Spiel entführen. Die Spieler bringen Opfer dar, um die Götter milde zu stimmen und ihnen so Siegpunkte abzuringen.

Das „Opfer“ sind Karten, die die Spieler sechs Stationen des Spielplans zuordnen. Jeder Spieler hat zu Spielbeginn einen identischen Satz von 13 Karten in den Werten 0 bis 12 auf der Hand. Sie stehen für den Kakao, der als Opfer gebracht wird. Je eine Karte wird zu Spielbeginn von jedem Spieler verdeckt in die Mitte gelegt. Sie verbleibt dort und bringt am Ende Siegpunkte. Von den verbleibenden zwölf Karten werden jeweils zwei jeder Station zugeordnet. Wer damit an den Stationen zu den beiden Spielern gehört, die am meisten bieten, erhält Punkte; alle anderen gehen (meist) leer aus oder müssen sogar Federn lassen.

Die Felder der Punkteleiste geben vor, in welchem Modus die beiden Karten pro Station ausgelegt werden: entweder sofort alle Karten paarweise verdeckt oder jeweils ein Kartenpaar, das aufgedeckt wird, ehe das nächste gebildet wird. Der dritte Modus ist der interessanteste: Hier wird von jedem Spieler zunächst eine Karte pro Station (= sechs Karten) verdeckt ausgelegt und dann gleichzeitig aufgedeckt. Nun wird den aufgedeckten Karten eine zweite zugeordnet, womit dann wieder die verlangten sechs Paare ausliegen. In diesem Modus eröffnet sich den Spielern tatsächlich Raum zum Taktieren und Bluffen, da man die ersten Karten jedes Paares aller Spieler nun sehen kann. Ob einem das wirklich weiterhilft, kläre ich später auf.

Die Stationen auf dem Spielplan sind Orte wie „Die Stadt Tenochtitlan“, „Die Pyramide Cholula“ oder Ähnliches. Grafisch recht gelungen, jedoch Spieltechnisch belanglos. Das Material insgesamt ist sehr gut, die Spielhilfen, die gleichzeitig als Ablagetafeln dienen, sind zweckmäßig. Auch die Spielregel ist größtenteils eindeutig, lässt aber z. B. die Frage unbeantwortet, in welcher Spielreihenfolge die schwarzen Würfel eingesetzt werden, wenn mehrere Spieler gleichzeitig darauf spekulieren.

Nach spätestens sieben Runden steht fest, wer durch seine „Opfer“ (…) die meisten Punkte ergattern konnte. Dann folgt noch eine Schlusswertung, und dann gibt es einen Sieger.

Das Spiel lockt mit seiner thematischen Einbettung, versucht, einen atmosphärischen Rahmen zu schaffen. Das gelingt nicht. Zu beliebig und eintönig sind die Aktionen, die man auch mit einem orientalischen Basar als Themenhintergrund hätte versehen können. Da hätten Spieltechnik und –thema vielleicht sogar zusammengefunden. Als "Opfer" kann man das Bieten mit den Karten nun wahrlich nicht bezeichnen.

In dem Modus, in dem die Spieler alle ihre Karten sofort auf die Stationen verteilen müssen, gleicht das Ergebnis einer Lotterie, wenn nicht sowieso anhand der zu vergebenden Punkte klar ist, worum sich die Spieler prügeln werden. Da einige der sechs Stationen in jeder Runde mal mehr, mal weniger Punkte ausloben, sind manche Stationen eben interessanter als andere. Der stationsweise Abruf der Kartenpaare bietet da noch eher Möglichkeiten, die bereits gespielten Karten des Gegners auszuloten und darauf zu reagieren. Nur, wenn alle Spieler auf ein Ziel zusteuern, ist es mit dem Taktieren auch nicht weit her. Die letzte der Varianten, bei der erst von jedem Kartenpaar eine aufgedeckt und danach eine zweite dazugelegt wird, bietet tatsächlich die Möglichkeit, das Vorhaben der Mitspieler einzuschätzen und Tendenzen zu erkennen. Mehr aber auch nicht. Schon in der Mindestbesetzung von drei Spielern ist es nahezu unmöglich, die sich bietenden Kartenkombinationen so zu simulieren, dass man ernsthaft darauf reagieren könnte. Sicher, wenn ein Spieler an einer ausgewählten Station nur eine Karte zwischen 1 und 4 legt, ist das ein Signal. Aber schon bei mittleren Kartenwerten sind die verbleibenden Optionen noch zu groß, als dass die offene Auslage eine echte Hilfe wäre. Eines darf man dabei ebenfalls nicht vergessen: Da man im Verlauf des Spiels an einer der sechs Stationen Karten mit höheren Werten gewinnen kann, die man gegen eine seiner (tieferen) Karten austauschen muss, wird die beschriebene Einschätzung noch schwieriger.

Insgesamt ist Chocolatl ein Spiel ohne nennenswerten Anspruch an Taktik oder Vorausplanung. Es funktioniert zu dritt zwar, ist aber unterhaltsamer zu viert und fünft, da es eine Station gibt, bei der auch ein Dritter Spieler noch Punkte erhält. Ein bisschen Gerangel um die Punkte sollte jedoch schon sein. Spannung kommt leider aber auch dann kaum auf. Eher noch ab und an Ärger, wenn man einen Gegenspieler eben noch mit einem Punkt distanzieren konnte. Dabei helfen übrigens auch Bonuskärtchen, die einem permanente Pluspunkte einbringen. Sie zu ergattern, ist daher durchaus hilfreich. Ansonsten ist die Pyramide ein wichtiger Punktelieferant, besonders für die Endwertung, denn hier kann es noch mal ordentlich Punkte geben.

Wer ein Freund einfacher Spiele mit einem kleinen Zockerelement ist, wer nicht viel überlegen und noch weniger rechnen will und wer vor allem nicht mehr als maximal eine Stunde an einer Partie sitzen möchte, der findet ein funktionierendes Spiel mit schnellem Zugang und gutem Material vor. Allen anderen drängt sich das Spiel nicht auf.

Infos zu Chocolatl

  • Titel: Chocolatl
  • Verlag: Quined Games, HUCH!
  • Autor: Günter Burkhardt
  • Spieleranzahl (von bis): 3 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2010

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