Amygdala ist ein Mehrheitenspiel von Wolfgang Kramer und Michael Kiesling, bei dem Emotionen in der Amygdala, dem Spielbrett, platziert werden müssen.
Es is bunt
Eins muss man dem Spiel lassen: Optisch ist es ein Highlight. Die sieben vorhandenen Emotionen (Traurigkeit, Gelassenheit, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Hoffnung, Wut und Überraschung) haben je eine Farbe. Dazu kommen vier Spielerfarben, drei Münzfarben, Ideen, Träume, weitere Marker und der bunte Spielplan mit zwei Farbvarianten (Vorder- und Rückseite). Da alles auch mit Formen hinterlegt ist, haben auch Menschen mit Farbsehschwäche Spaß an diesem Spiel.
Am Anfang ist Amygdala zäh
Die ersten Züge im Spiel waren länger als gedacht. Während der Partie gibt es viele Abhängigkeiten und Möglichkeiten, den eigenen Zug zu gestalten und zu finanzieren. Alles im Spiel kann wieder eingetauscht werden einschließlich errungener Siegpunkte.
Dazu kommt der Gedächtnisspeicher: Zehn Plätze, um Plättchen in die nächste Runde zu nehmen, seien es Ideen, Träume, Ressourcen oder Münzen. Hier gilt es aufzupassen, denn vier Einermünzen brauchen vier Plätze, eine Fünfermünze nur einen Platz.
Diese Abhängigkeiten gilt es zu verstehen. Dann läuft die Partie gut.
Es ist ein Mehrheitenspiel
Vom persönlichen Spielertableau sind Emotionsplätten mit jeweils einer oder zwei abgebildeten Emotionen auf das Spielbrett zu bringen, um in den sieben Bereichen Mehrheiten zu bilden. Am Ende des Spiels werden Siegpunkte für die jeweils ersten drei Plätze verteilt, wenn ich mir diesen Bereich vorher zur Wertung für mich freigeschaltet habe. Sonst erhält man keine Punkte, blockiert aber die Punkteverteilung der anderen, falls trotzdem genügend meiner Emotionsplättchen dort liegen.
Während der Partie erhält jeder Siegpunkte für jedes Emotionsplättchen, das an eine eigene Domino-artige Kette angelegt wurde. Hier können auch mehrere Emotionsketten gestartet werden. Und wie bei einem Mehrheitenspiel durchaus zu erwarten, bekomme ich für mehr gleiche Plättchen und längere Ketten deutlich mehr an Punkten oder Münzen. Wichtige Boni wie zum Beispiel Wertungschips für die Siegpunkte am Ende können nur erlangt werden, wenn bestimmte Bereiche meines Spielertableaus freigeräumt werden.
Amygdala ist Zufall und Planung
Auf dem eigenen Spielertableau sind die 21 Emotionsplättchen zufällig verteilt ebenso wie die kaufbaren Ressourcen auf dem Spielplan. Dies gestaltet jedes Spiel und die eigenen Möglichkeiten immer wieder neu. Dort hört der Zufall auf. Alles liegt offen für jeden sichtbar aus und es wird nicht gewürfelt. Hier kann geplant werden, natürlich nur bis die Mitspieler ihre Pläne umsetzen und die dringend benötigte Ressource vor mir gekauft haben.
Die in den sieben Bereichen/Emotionen verfügbaren Plätze auf dem Spielbrett sollte ich geschickt mit meinen Emotionsketten belegen und kann meine Mitspieler so auch blockieren (und umgekehrt). Doch Vorsicht: Jede vollständige Bewegung des eigenen Stimmungsmarkers zu den jeweiligen Bereichen um das gesamte Spielfeld kostet eine Münze. Und wehe dem Spieler, der seine Fünfermünze wieder in Einermünzen tauschen muss.
Leider wird das Thema Amygdala zum Schluss nicht nochmal aufgegriffen. Es gewinnt derjenige mit den meisten Siegpunkten. Wer das ist oder welche Emotion dafür hauptsächlich verantwortlich war, ist egal. Kleine mitgelieferte Varianten bringen weitere Abwechslung.
Fehldruck bei Amygdala?
Meiner Meinung nach fehlt einem Ressourcenplättchen „Überraschung mit zwei Münzen“ die 4-Punkte Markierung für das Vierpersonenspiel. Es ist somit zuviel im 2- oder 3-Personenspiel und entsprechend auszusortieren. Alle sonstigen Einzelressourcen sind nur 5 x vorhanden (1x mit 1 Münze, 4x mit 2 Münzen). Der Verlag hat das inzwischen gegenüber der Redaktion bestätigt und angekündigt, den Druck bei einer weiteren Auflage zu korrigieren. Im Spielverlauf fällt das Problem wahrscheinlich kaum auf, aber wenn man es einmal weiß, dann …
Fazit: Macht Amygdala Spaß?
Amygdala ist ein gutes Spiel mit vielen Möglichkeiten und auch Taktiken, um an die gewünschten Mehrheiten zu kommen. Wer sich den ersten Überblick verschafft hat, kann mit einer gewissen Gelassenheit die Traurigkeit beiseite schieben. Damit wächst gleichzeitig die Hoffnung, seine Wut über die weggekaufte Ressource zu unterdrücken, um überraschenderweise einen alternativen Spielzug für sich zu finden, der mit etwas Glück in stiller Dankbarkeit ausgeführt werden kann. Daraus resultiert womöglich die Zufriedenheit auf den hoffentlich eigenen Sieg.
Infos zu Amygdala
- Titel: Amygdala
- Verlag: Game Brewer
- Autor: Wolfgang Kramer, Michael Kiesling
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 90
- Jahrgang: 2023
Werbung
Nach neuen Spielen schauen bei:
Amazon
Spiele-Offensive