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Broom Service

Gesellschaftsspiel Broom Service - Foto von Ravensburger

blankDie Welt ist flach und weit und wer nicht hexen kann, der wird niemals auch nur eine Ahnung davon haben, wie groß die Welt ist. Die meisten Bewohner unseres fernen und unbekannten Landes kennen sicher kaum mehr als die eine Burg, in der sie leben und etwas von der Landschaft um sich herum. Der See in der direkten Nachbarschaft ist Ihnen auch noch bekannt, aber dass gleich dahinter noch eine große Burg steht, wissen die wenigsten, auch wenn sie sicher alle schon mal Hexen haben vorbei fliegen sehen, die ihnen etwas unbekannt erschienen, aber irgendwo her kommen müssen. Aber so lange alles, was fliegt, friedlich ist, muss man sich auch nicht darum kümmern und kann seiner eigenen Tätigkeit nachgehen.

Da wir aber nicht nur Tischler, Schuhmacher und Tagelöhner sind, wundert es sicher nicht, wenn wir mal einen interessierteren Blick auf die Hexen werfen, die hier ungestört durch die Lüfte reisen und so etwas wie einen Pizza-Service für zahlungskräftige Kunden auf die Beine gestellt haben. Die Welt – wir ahnten es schon – besteht eben nicht nur aus 2 Burgen und einem See sondern aus viel mehr Hinterland. Und dieses Hinterland – auch das mag evtl. schon herauszuhören gewesen sein – ist bewohnt. Das Problem der vielen Bewohner des Hinterlandes indes ist, daß der ÖPNV ihre kleinen Ansiedlungen noch nicht an die Burgen angeschlossen hat und somit die Versorgung mit „ungewöhnlichen“ Gütern nicht so ganz einfach ist, während die Dinge des täglichen Lebens überall selbst produziert und angebaut werden können, sodass seine gewisse Selbständigkeit besteht. Aber wenn man mal etwas Besonderes benötigt, dann ist man hier halt auf die Hilfe der fliegenden Hexen des Broom Service angewiesen, die zwar keine Pizzen liefern, sondern nur magische Tränke, aber genau das ist es, was man fernab von den zwei Burgen benötigt.

Worum geht es beim Brettspiel Broom Service?

Unsere Hexen liefern also quer durch das Land die erforderlichen Tränke an die Magier, die sich in ihren Türmchen verteilt über das gesamte Land niedergelassen haben. Dabei gibt es Magier, die sich in der weiten Ebene wohlfühlen, während andere sich ihren Turm im Wald gebaut haben. Doch auch in den Bergen, wie in Wald und Wiese, kann man diese Türme finden – und sie alle wollen von den Hexen mit ihren Besen beliefert werden. Hierbei ist es sicherlich verständlich, dass die Bewohner der Türme ganz unterschiedlich für ihre Lieferungen bezahlen, denn nicht nur die Ware will bezahlt werden, sondern auch der Weg. Wer weiter weg wohnt von den zwei Burgen, muss somit tiefer in die Tasche greifen. Die Magier bezahlen ihre Ware hierbei mit Siegpunkten und Zauberstäben – beides Gegenwerte, die Hexen gerne annehmen, sind Siegpunkte doch ein gutes Maß, um sich mit den anderen Hexen der Gegend zu messen und so zu schauen, wer mit seinen Resourcen am besten „umgehen“ kann, wer die beste Hexe ist.

Damit der Broom Service an die Magier in ihren Türmen funktioniert, müssen die Hexen ab und zu Kontakt zu Sammlern aufnehmen. Diese Sammler sammeln Zutaten wie Früchte, Kräuter und Wurzeln, die unsere Hexen benötigen, um ihre Tränke zu brauen. Liefern können unsere Hexen die Tränke dann wieder allein – oder sie nutzen die Hilfe der Druiden, die die gebrauten Tränke auch gerne zu Fuß, d.h., über kurze Strecken zustellen. Damit die Zustellung so schnell wie möglich erreicht werden kann, muss sich auch ab und zu der Dienste einer Wetterfee bedient werden, denn manchmal sind die Wege durch das Land von Regenwolken versperrt – Regenwolken, die unsere Hexen nicht durchfliegen können, ebenso wie sie Gewässer nicht überfliegen können. Die Wetterfee hat nämlich gelernt, Wolken durch die Anwendung von speziellen Zaubersprüchen zu beseitigen und so versperrte Wege frei zu machen und Umwege zu sparen.

So weit, so gut.

Wie wird Broom Service gespielt?

Im Spiel von Andreas Pelikan und Alexander Pfister (alea Spiele/Ravensburger), das über 7 Runden geht, haben die Spieler das Ziel, besagte Türme der Siegpunkte wegen zu beliefern. Zwischendurch hexen sie noch Wolken weg, was auch ein wenig Siegpunkte einbringt. Effektiv besteht jede Runde jedoch aus bis zu 4 Aktionen pro Spieler. Diese 4 Aktionen wählt sich jeder Spieler zu Rundenbeginn geheim aus 10 möglichen Aktionen aus. Hierbei hat er die Wahl zwischen 4 Hexen, die in die 4 unterschiedlichen Gebiete fliegen können (und evlt. Tränke liefern), 2 Druiden, die in je 2 verschiedenen Gebieten Tränke zustellen können, 3 Sammlern und der einzigartigen Wetterfee. Alle Karten sind gleich aufgebaut und haben eine kleine und eine große Aktion. Die große Aktion kann jeweils nur ein Spieler je Runde durchführen, während die kleine jeder Spieler durchführen könnte – doch wer ist mit wenig zufrieden, wenn er viel bekommen kann? Im Spiel entscheidet nun der Ausspieler einer Karte, ob er die kleine oder die große Aktion durchführen möchte – die kleine macht er hierbei sofort, während er bei der großen Aktion warten muss, ob kein Spieler nach ihm auch die große machen möchte, denn hierbei kann es – wie gesagt – nur einen geben. Nur der Spieler, hinter dem kein anderer die große Aktion ausführen möchte, wird sie ausführen können – alle, die sie vorher gewählt haben, können somit diese Aktion nicht durchführen und hätten besser die kleine Aktion gewählt.

Broom Service: Wenn du denkst, ich denke, dann denkst du nur …

Bei der Wahl der Karten ist es somit bei Broom Service wichtig, möglichst solche Karten auszusuchen, die kein anderer Spieler wählt, denn dann kann man die große Aktion einer Karte sicher ausführen. Aber auch eine kleine Aktion, die die gewünschten Effekte bringt, kann manchmal Ziel des Spieler sein – es muss nicht immer die große Aktion werden. Um zu wissen, was zu wählen, kann sich jeder den Spielplan sowie die Tränke und Zauberstäbe der Mitspieler anschauen und versuchen, Rückschlüsse zu ziehen: Wird der Mitspieler grüne Tränke liefern wollen, wenn er gar keine grünen Tränke vor sich liegen hat? Braucht er den Kräutersammler dazu oder den Druiden, der zu Fuß liefert? Hier kann viel überlegt werden, auch wenn es oftmals heißen wird: „Wenn er denkt, was ich über ihn denke, wird er dann trotzdem das tun, was ich denke oder wird er umschwenken?“

Broom Service: 7 Runden lang maximal 4 Aktionen

Haben alle Spieler, die genau diese Karte für diese Runde ausgewählt hatten, die Karte ausgespielt, die der Startspieler vorgegeben hat und haben alle, die es wollten, ihre kleine Aktion gemacht, so darf der Spieler, der zuletzt die große Aktion gewählt hat, jetzt noch diese große Aktion ausführen. Dieser Spieler ist anschließend auch gleich der Startspieler für die nächste Karte dieser Runde. Auf diese Weise gelangen die Spieler durch die Hexen von den 2 Start-Burgen in die Nachbar-Landschaften und liefern entweder mit ihnen oder mit Hilfe der Druiden. Ab und zu schubsen sie Wolken aus dem Weg oder sammeln die Rohstoffe, die sie benötigen. So vergehen 7 Runden mit maximal 4 Aktionen je Spieler, ehe der Broom Service beendet wird und ein Sieger bei diesem Brettspiel feststeht.

Broom Service: Nach dem Grundspiel locken die Varianten

So endet eine Runde des Grundspieles. Ein Grundspiel, das so einfach einfach zu verstehen ist, dass meine neunjährige Tochter dieses Spiel schon in der ersten Partie gleich haushoch gegen ihren Vater gewinnt und hinterher trotzdem noch diverseste Zutaten übrig hat, während ich sie mir Stück für Stück vom Mund absparen musste, um damit überhaupt in die Schlusswertung zu kommen. Damit Broom Service aber nicht so einfach bleibt – oder sagen wir lieber, nicht so schnell überschaubar -, sind diverse kleine und große Ergänzungen gleich mit dabei. Während man im Grundspiel bisher nur Wolken verscheucht hat, um die so beseitigten Blitze am Ende als Siegpunke steigenden Wertes zu bekommen und den Weg durch den Spielplan einfacher zu gestalten, bringen neue Wolken – dunkle Wolken – ein paar Extra-Aktionen und -gelegenheiten ins Spiel. Damit das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, gibt es noch Bergplättchen, die an drei Zielpunkten auf dem Plan platziert werden; werden sie erreicht, kann man die dortige Sonderaktion einmalig für sich selber ausführen. Je nach dem, wie viele dieser Zielpunkte man erreicht hat, gibt es 4-9-15 Siegpunkte, was schon mal nicht schlecht ist für eine kleine Erweiterung, die man quasi im Vorbeigehen erledigen kann – oder etwa nicht?

Wie dem auch sei, es gibt noch viel mehr in Broom Service zu entdecken – noch ein paar Wald-Plättchen, eine weitere Spielplanseite mit anderer Landschaftsstruktur und viel mehr undurchdringliches Wasser. Dazu gibt es noch … noch weitere Plättchen, die dieses mal die Hügelgebiete aufwerten, sodass die Spieler – wenn sie wollen – bald fast überall Plättchen liegen haben.

Wie gut ist das Brettspiel Broom Service?

Jetzt bleibt noch die große Frage, wie all‘ diese Mechanismen zusammenwirken und ob Broom Service was taugt? Uns hat es mehrheitlich gut gefallen, zu versuchen, die Mitspieler entweder mit einem Ich-denke-dass-du-denkst zu bedenken oder das Machst-du-dies-dann-mache-ich-das-Spiel zu versuchen. Hierbei hilft es, wenn man die Mitspieler gut einschätzen oder den Spielplan und die Ressourcen der Mitspieler entsprechend gut lesen kann. Doch auch das ist nur die halbe Miete, denn nicht immer verhalten sich die Mitspieler so, wie man es erwartet und schon gar nicht spielen sie die Karten in der von mir präferierten Reihenfolge. Aber auch das hätte ich mir ja denken können. Versuche ich zu vorsichtig zu sein und oft mit den „feigen“ Aktionen ungefährtet zum Zug zu kommen, komme ich kaum auf einen grünen Zweig – verfolge ich hingegen meinen Plan konstant und blauäugig, da ich erstklassig im Einschätzen meiner Mitspieler bin, sind die „mutigen“ Aktionen genau das Richtige für mich, bringen sie mich doch viel schneller meinen Siegpunkten näher. Einen groben Plan zu haben, was man ungefähr machen möchte, ist sicher eine gute Idee (stategisch planen sagen einige auch dazu), aber um auf die unerwarteten Karten der Mitspieler zu reagieren, sollte man schon spontan reagieren können (was einige taktisches Vorgehen nennen).

Broom Service ist ein interaktives Spiel ohne Wartezeiten

Summa Summarum haben wir es bei Broom Service mit einem ausgesprochen interaktiven Spiel zu tun, bei dem jeder quasi jederzeit am Zug ist und auch jederzeit die eine Entscheidung treffen muss, ob „mutig“ oder „feige“ nun die bessere Wahl ist. Dafür gibt es jedoch keine allgemeingültige Regel und jeder muss seinen eigenen Weg finden – Das gilt übrigens auch, wenn es darum geht, aus den nur zehn Aktionskarten seine persönliche kleine Auswahl der Runde zu finden. Das ist ein ausgesprochen leichtes und übersichtliches Unterfangen, da diese zehn Karten – von Variationen abgesehen – nur vier unterschiedliche Aktionen sind. Das setzt die Eingangshürde von Broom Service angenehm weit unten an, sodass man in der Rubrik „Familienspiel“ ausgesprochen gut aufgehoben ist. Da darf auch die erste Runde noch etwas holprig sein, kommt das genaue Wissen über die Abläufe im Spiel naturgemäß doch relativ schnell. Was auch relativ schnell kommt, ist, dass man selber „wieder an der Reihe“ ist. Denn dadurch, dass ich bei jeder Karte gefragt bin, ob ich sie habe, habe ich quasi keine Wartezeiten und spiele immer flott mit.

Das Fazit in einem Satz

Ein einfaches Spiel mit leichtem Zugang, das durch viele Variationsmöglichkeiten nicht nur für den Familien-Spieler ein guter Griff ist, sondern auch für den etwas häufiger Spielenden, der in nur einem Spiel seine Abwechslung finden möchte.

Spielregel von Broom Service

Infos zu Broom Service

  • Titel: Broom Service
  • Verlag: alea Spiele
  • Autor: Andreas Pelikan, Alexander Pfister
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10-
  • Dauer in Minuten: 45-75
  • Jahrgang: 2015

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