Houston, We Have A Dolphin - Ausschnitt - Foto von Hybr
Reich der Spiele Rezension Houston, We Have A Dolphin!

Houston, We Have A Dolphin!

von Dirk Janßen
4 Minuten Lesedauer
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Infos zu Houston, We Have A Dolphin!

  • Titel: Houston we have a dolphon
  • Verlag: Hybr
  • Autor: Andreas Wilde
  • Spieleranzahl (von bis): 3-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
  • Dauer in Minuten: 20-40
  • Jahrgang: 2020
  • Video:
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Houston we have a dolphin ist so ein kleiner Geek-Traum: ein appbasiertes Social-Deduction-Game im Weltraum mit hinterfotzigen, sprechenden Delfinen und einer auf Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“ fußenden Geschichte. Ein Tröpfen im Auge, ein Tröpfen in der Hose. Den Witz aus dem Spieltitel überträgt man dann noch auf die Spielcharaktere, die u. a. Namen wie Mr. Microwave, Number 5 oder Cpt. E. Glue haben und verarbeitet dies zudem im Appilog, bei dem die Delfine das Schiff sabotieren, indem sie eine Sardelle ins Diskettenlaufwerk schieben. Eigentlich ist das schon so „over the top“, dass es die Vorgeschichte um die Zerstörung der Erde 1978, Flucht von dieser auf den letzten Drücker und Infiltration unseres Raumschiffs durch bösartige Delfine gar nicht mehr bedurft hätte. Aber wie gesagt: Geeks werden es lieben. Hab ich getestet! Funktioniert!

Gespielt werden kann Houston we have a dolphin mit drei bis fünf Spielern und dies muss auch extra erwähnt werden. Erwähnt werden, weil für gewöhnlich bis auf berühmte Ausnahmen solche Spiele eher auf größere Spielgruppen ausgelegt sind, sei es das klassische Werwölfe, Partyspiele wie Agent Undercover und Chamäleon oder das fantastische, variantenreiche aber auch etwas holprige Human Punishment. So Nummern spielt man nicht mit drei Spielern.

Schwimmen Delfine im Weltraum oder wie delfinisiere ich ein Raumschiff?

Houston, We Have A Dolphin - Material - Foto von Hybr

Bei Houston we have a dolphin hingegen können sich auch drei Spieler munter verdächtigen, eliminieren und um den Fortbestand oder Untergang des Raumschiffs kämpfen. Die Spielführung übergibt man hierbei der App, die zu Beginn, nachdem man das Spielbrett aufgebaut und jeder Spieler sich ein Missionsziel gewählt hat, auch verdeckt die Kartenverteilung vornimmt. Das Scannen der Karten über die Kamera des Smartphones funktioniert dabei erstaunlich geschmeidig.

Jeder Spieler erhält hierbei drei Astronautenkarten, wobei einer der Spieler über die Captain-Karte zum Captain wird oder – wenn die Captain-Karte nicht verteilt wurde – der, der am schnellsten „Don‘t panic“ schreit. Außerdem bestimmen die Karten, zu welchem Team man gehört: Mensch oder Delfin. Bei drei Spielern gibt es hierbei nur einen Delfin, bei vier und fünf Spielern können es zwei Delfine sein. Ziel der Delfine ist es, das Raumschiff zu fluten und die Menschen zu eliminieren, wohingegen die Menschen die Delfine eliminieren und das Schiff wieder flugtauglich machen wollen.

Dies spiegelt sich auch in den beiden Phasen wieder. In der ersten Phase begeben sich die Spieler auf den so genannten Spacewalk, bei dem insgesamt verdeckt drei Astronauten gespielt werden, die bestenfalls einen Teil des Schiffs reparieren oder schlimmstenfalls zum Tod von einem oder mehreren Astronauten führen. Der Clou an der Stelle: Zum einen können Astronauten ums Leben kommen, wenn Delfine den Spacewalk manipulieren, zum anderen aber auch durch unvorhergesehene Ereignisse. Die App teilt aber nur mit, dass etwas passiert, nicht aber, warum etwas passiert. Beispielsweise könnte ein Astronaut durch einen Mitspieler im All sein Leben verlieren, er könnte aber auch von einem Asteroiden getroffen werden.

Houston, We Have A Dolphin - Spielszene - Foto von Hybr

Wenn jemand zu Schaden gekommen ist, diskutieren die Spieler im Nachgang, warum dies passiert ist. Zeit sich ordentlich Schmutz vor die Füße zu kübeln. In der darauffolgenden Phase hat der Captain die Wahl zwischen drei Optionen:

  1. Er opfert einen Astronauten, weil jemand ja für das Dilemma verantwortlich gemacht werden muss.
  2. Er flutet das Schiff, was nur Sinn macht, wenn er zum Team Delfin gehört. Oder wenn er das Spiel nicht verstanden hat. Gelingt dies, gewinnen die Delfine.
  3. Er startet das Raumschiff neu. Was wiederum auch nur geht, wenn das Schiff vollständig repariert wurde. Gelingt dies, gewinnen die Menschen.

Egal, was der Captain entscheidet, die Spieler können sich gemeinsam dagegen entscheiden, wenn sie genügend sogenannter Panik-Tokens einsetzen. Dann meutern sie, schicken den Captain ins All und setzen einen neuen Spieler als Captain ein. Panik-Token bekommt man u. a. im Spiel, wenn man nicht an einem Spacewalk teilnehmen durfte.

Die beiden Phasen werden solange gespielt, bis eine der Parteien ihr Ziel erreicht hat. Die vollständigen Regeln gibt es wie immer bei BGG und auf dem YouTube-Kabal von HYBR.

Zu dem, was greifbar ist

Großer Karton, wenig Material, aber von guter Qualität. Brainpower steckt halt in der App. Was mir am Material nicht so gut gefällt, ist die Anleitung, da man die trübe Schrift auf schwarzem Hintergrund schwer lesen kann. Auch die Grafiken sprechen mich persönlich nicht an. Finde ich genauso gruselig wie bei The Networks. Aber das ist Geschmackssache.

Macht es Spaß, einen Delfin zu spielen?

Entscheidend ist der Spielspaß. Ich bin eigentlich die perfekte Zielgruppe für das Spiel. Ich mag Social Deduction Games und ich habe auch kein Problem mit Appunterstützung bei Gesellschaftsspielen. Werwörter ist für mich wirklich ein gelungenes Beispiel, wie eine App aus einem für mich eher öden Spiel wie Werwölfe eine sehr unterhaltsame Nummer machen kann.

Houston, We Have A Dolphin - Cover - Foto von Hybr

Bei Houston we have a dolphin war der Start ins Spielvergnügen allerdings etwas steinig. Zum einen gab es trotz Regelstudium, App-Unterstützung und Internetrecherche zu Beginn noch einige Unklarheiten. Zum anderen hatte die App auch noch einige Macken, sodass einige Runden im Nichts verliefen. Allerdings funktioniert der Support bei Hybr ebenso gut wie bei den ähnlich gelagerten Rudy Games. Stellt man eine Frage per Mail, bekommt man schnell Hilfe. Und auch für die App stand kurze Zeit später eine neue Version zur Verfügung.

Gespielt wurde Houston we have a dolphin schließlich in verschiedenen Gruppenkonstallationen und Gruppengrößen, wobei auch das Spieleralter von 13 bis 78 Jahre reichte. Verstanden haben es alle, allerdings entwickelte sich das Spiel nicht wie gehofft zu einem Burner. Die Dreierkonstellation funktioniert zwar, macht aber auch deutlich weniger Laune als die Vierer- oder Fünferkonstellation. Bei einer größeren Gruppe gibt es mehr Möglichkeiten, mehr Personal, welches verdächtigt werden kann und mehr Raum für wilde Diskussionen. Das trägt dann ein paar Runden, aber dann verliert das Spiel auch seinen Reiz. Weil einfach zu wenig Abwechslung herrscht, woran auch die Sonderkarten nichts ändern können. Dabei würde man die Geschichte hier gerne abfeiern, aber es ist leider eines dieser Spiele, deren Setting anfangs für Schmunzeln und Interesse sorgt, die aber nach mehreren Partien auch nicht mehr verlangt werden. Wirklich schade.blank

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