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In aller Ruhe

In aller Ruhe - Ausschnitt der Titelillustration - Foto The BoardgameHub

Wenn Bescheidenheit eine Zier ist, müsste das für die Beschaulichkeit doch eigentlich auch gelten? Sehr viele Leute fühlen sich jedenfalls überlastet und gestresst, zumindest zwischendurch, und fast alle sehnen sich nach Zeiten der Ruhe und des Friedens im ganzen Alltagstrubel. Da bieten Gesellschaftsspiele oft gute Möglichkeiten zur Entspannung und als Ausgleich. Und wenn sie dann noch Raum bieten für gemeinschaftliche Erlebnisse und gegenseitige Unterstützung, ist meist ohnehin alles gut. Schließlich sind wir zusammen stark und liegt bekanntlich in der Ruhe die Kraft. Wenn dann ein Spiel gar noch In aller Ruhe heißt, könnten die Harmonie und die allgemeine Zufriedenheit kaum größer sein.blank

Doch Obacht: Wer nicht bis zuletzt aufpasst und mitmacht, droht beim Werk vopn James Emmerson (The Boardgame Hub/Asmodee) frühzeitig zu scheitern. Denn selbst bei einem Spiel wie In aller Ruhe kann vieles schief gehen, das wird schon bald einmal klar. Was für ein Jammer! Und was für eine Verpflichtung bzw. was für eine Anspannung.

Worum geht es beim Spiel In aller Ruhe (Tranquility)?

Das niedliche, kleine Kartenspiel in der neckischen quadratischen Schachtel sollte jedenfalls nicht unterschätzt werden. Es enthält einen großen Stapel hübscher Spielkarten, die meisten davon überaus hübsch gestaltete Inselkarten mit einer durchgehenden Nummerierung von 1 bis 80.

Diese müssen in aufsteigender Reihenfolge in ein 6×6-Raster ausgelegt werden, wobei wir alle reihum je eine von unseren nur fünf Handkarten ausspielen und dabei nichts über die Zahlenwerte der übrigen Karten sagen dürfen. Sobald jemand dann keine aufsteigende Karte mehr ausspielen kann und die Auslage immer noch Lücken aufweist, verlieren alle die Partie gemeinsam und ist es vorbei mit der Ruhe.

In aller Ruhe bietet Ablegen mit Differenzen und Sprüngen

Interessant ist dabei vor allem, dass die Karten keineswegs fortlaufend in einer Reihe ausgelegt werden müssen. Ich kann stattdessen einen mittleren Kartenwert ohne weiteres und auf gut Glück auch irgendwo in der Mitte des Rasters auslegen. Wenn dann später jedoch eine andere Karte daneben platziert werden möchte, muss die Differenz der Zahlenwerte in Handkarten abgelegt werden. Und diese Karten und Zahlen fehlen möglicherweise später beim weiteren Komplettieren des Rasters. Dabei sind Sprünge zwischen den Werten ohne weiteres möglich (schließlich stehen Zahlen bis 80 zur Verfügung und nicht nur bis 36 zum Befüllen des 6×6-Rasters), so lange die Karten in aufsteigender Reihenfolge abgelegt werden.

Ganz friedliche und einvernehmliche Stimmung

In aller Ruhe ist damit ein ruhiges, friedliches Ablegespiel völlig ohne Konfliktpotenzial. Klar kann später laut darüber nachgedacht werden, ob die eine oder andere Karte sinnvoll und hilfreich abgelegt war. Im Moment des Ausspielens fehlten dazu jedoch weitere Anhaltspunkte und Infos, weshalb niemand wissen konnte, wie sich die Partie und das ganze Raster weiter entwickeln würden. Daher vermögen selbst diese allfälligen Gedanken und Diskussionen nichts an der einvernehmlichen Stimmung in der Tischrunde zu ändern.

Der Weg ist das Ziel

Der Rest ist rasch erzählt. Neben der korrekten Kartenreihe im Raster gibt es noch spezielle Aufbruch- und Ankunftskarten, von denen je eine rechtzeitig dazugelegt werden muss. Auch da ist wichtig, wann sie jemandem auf die Hand kommen und wie sie anschließend ausgespielt werden. Zudem können kleine, im Spiel bereits enthaltene Mini-Erweiterungen und Spielvarianten ausprobiert werden, wenn (ebenso kleine) zusätzliche Herausforderungen und etwas Abwechslung gewünscht werden.

In aller Ruhe ist eher unspektakulär

In aller Ruhe - die Spieleschachtel - Foto The BoardgameHub

Das alles vermag allerdings den doch sehr ruhigen, um nicht zu sagen gleichförmigen oder gar etwas langweiligen Ablauf des Spiels kaum aufzupeppen. In aller Ruhe macht so seinem Namen und entsprechend den daran gestellten Erwartungen alle Ehre, mehr jedoch nicht. Vielleicht wäre da eine frische Brise im ganzen Geschehen doch nicht völlig verkehrt gewesen? Wir werden es wohl nie erfahren.

Infos zu In aller Ruhe

  • Titel: In aller Ruhe
  • Untertitel: Ein kooperatives Kartenspiel
  • Verlag: Board Game Hub
  • Autor: James Emmerson
  • Spieleranzahl (von bis): 1-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 20
  • Jahrgang: 2021

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1 Kommentar

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KK 9. April 2024 at 00:18

„Vielleicht wäre da eine frische Brise im ganzen Geschehen doch nicht völlig verkehrt gewesen?“

Das schreibt ausgerechnet jemand mit Wohnsitz „Bern“?
Ich spiel es immer wieder gern, freilich nicht den ganzen Abend hindurch. Wenn man bei der Regelerklärung schon ein paar taktische Grundlagen einfliessen lässt, kommen auch neue Mitspieler idR schon in der ersten Partie sehr gut klar. Nicht wenige, denen ich es gezeigt hatte, haben es sich selbst zugelegt – auch einige Vielspieler, von denen ich eher erwartet hatte, es könne ihnen vielleicht zu seicht sein.

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