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Powerline

Brettspiel Powerline - Ausschnitt - Foto von Queen Games

Queen Games entwickelt unter dem Motto Green Planet eine Reihe von Spielen, die frei von Plastik sind und zudem durch Rekultivierung des Rohstoffverbrauchs klimaneutral produziert worden sein sollen. Den Anfang dieser Reihe macht Powerline von Hausautor Dirk Henn.

Powerline steht darüber hinaus auch thematisch im Zeichen der Zeit, da Städte mit Energie in Form von Strom versorgt sein wollen. Ob das Spiel trotz des zunächst nicht einladenden Themas unterhalten kann, wie gut es umgesetzt ist oder ob das Spiel tatsächlich dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden muss, beschreibt diese Besprechung.

Powerline - Spielbrett, Foto: Axel Bungart

Darum geht es in Powerline

Ein bis sechs Spieler versuchen, bis zu zehn Städte an Stromleitungen (Powerlines) anzuschließen und damit auch für die optimale Auslastung der dafür benötigten Kraftwerke zu sorgen. Beides sind Ziele, die den Spielern Punkte einbringen. Darüber hinaus gibt es noch Bonuspunkte bei Zwischenwertungen, die aber überwiegend nichts anderes bewerten.

Auf den Spielertableaus jedes Spielers befinden sich acht Kraftwerke, die insgesamt zehn Städte über die Powerlines mit Strom versorgen sollen. Die Powerlines werden durch Felder mit bunt gemischten Würfelzahlen dargestellt.

Am Anfang waren die Würfel

Powerline - Würfel, Foto: Axel Bungart

Jeweils zu Rundenbeginn werden sechs verschiedenfarbige Würfel geworfen und in einer durch ihre Farbe festgelegten Reihenfolge ausgelegt. Die Spieler können nun diese Würfel entweder in der Reihenfolge von rechts nach links oder umgekehrt verwenden. Dazu benutzen sie sechs Arbeiter in denselben Farben der Würfel, die gleichsam aufgereiht auf ihrem Tableau stehen. Sie stellen die Arbeiter, soweit es geht, der Reihe nach auf Felder der Powelines. Nach Beendigung des Zuges werden die besetzten Felder mit grünen Plättchen in Pfeilform belegt und die Arbeiter zurück auf ihre Leiste gestellt. Für vollständig gefüllt Powerlines sowie für Kraftwerke, deren Stromleitungen alle mit Plättchen gefüllt wurden, gibt es Siegpunkte.

Die Details sind dann doch wichtig

Wäre das alles, wäre der Spielreiz bereits verflogen, noch bevor man das Ende der Rezension gelesen hat. Deswegen gibt es noch ein paar Regeln, die sowohl das Spiel als auch diese Rezension wieder interessanter machen: Man kann nicht in jedem Zug unbegrenzt Arbeiter einsetzen. Nur je dreimal in der gesamten Partie kann (bzw. muss) man zwei bis vier Arbeiter einsetzen, jede andere Anzahl sogar nur zweimal. Außerdem ist die Anzahl der Powerlines begrenzt, an denen in einem Zug gleichzeitig gebaut werden darf. Dies hängt von der Anzahl der Arbeiter ab, die man einsetzt. Und nicht genug: Man darf eine Powerline nur von der Seite aus füllen, an der man den ersten Arbeiter einsetzt.

Powerline - Spielsituation, Foto: Axel Bungart

Kann man Würfel partout nicht verwenden, darf man den äquivalenten Arbeiter für eine Runde in Urlaub schicken und damit den betreffenden Würfel überspringen. Das kostet aber Siegpunkte. Als kleinen Ausgleich gibt es ein paar Joker, mit denen man Würfel sozusagen ignorieren kann; sie sind aber sehr rar gesät.

Nach 15 Runden mit Zwischen- und Endwertungen ist Schluss. Wer dann mit den fertiggestellten Powerlines und Kraftwerken die meisten Punkte erzielt hat, gewinnt.

Gewagtes Thema

Spiele, die man mit dem Thema Umwelt in Verbindung bringt, müssen spielerisch voll überzeugen, um nicht unter dem mittlerweile gesellschaftlich eher belastenden Thema zu leiden. Das selbst vergebene Prädikat Green Planet verstärkt zunächst das – täuschende – Gefühl, man bekomme es mit einem Spiel mit mahnend aufgerichtetem Zeigefinger zu tun. Das Gegenteil ist der Fall. Das Thema ist so angemessen zurückhaltend integriert, dass es nicht belästigt. Die Grafik auf den Plättchen, die Auswahl der Kraftwerktypen, von Biogas bis Windkraft, die Deklaration, das Spiel sei CO2-neutral produziert und schließlich die Aufgabe für die Spieler machen es thematisch rund und entspannt.

Ob die Aussage zum CO2 einer genaueren Betrachtung standhalten würde, wäre dennoch interessant zu hinterfragen.

Der Reiz liegt in der Verzweiflung

Ungeachtet dessen hinterlässt Powerline spielerisch einen überzeugenden Eindruck. Typisch für Würfelspiele ist ein nicht unerheblicher Glücksfaktor, der sich mit zunehmender Spieldauer eher erhöht, da die Auswahl der möglichen Felder, die man belegen kann und muss, kleiner wird. Solange man bei der Anzahl Arbeiter noch aus dem Vollen schöpfen kann, gibt es auch keine Probleme. Doch schon bald ist man eingeschränkter. Und dann muss man ein bisschen mehr ausprobieren, welcher Zug der bessere ist, ob man Arbeiter in Urlaub schickt oder sogar einen der wertvollen Joker einsetzt. Dann kann es auch schon mal grübelig werden. So manches Mal ärgert man sich darüber, dass die Würfel in genau dieser Reihenfolge dort liegen und nicht ein bisschen anders, und man sucht nach Auswegen. Doch sind die Möglichkeiten auch unter Ausschöpfung aller Mittel (zum Glück) eher begrenzt, sodass auch mit Denkwütigen in unseren Runden nichts eskaliert ist.

Powerline - Detailaufnahme, Foto: Axel Bungart

Die Spielregeln sind, wie gewöhnlich bei Queen Games, nicht nur vollständig und fehlerfrei, sondern auch übersichtlich gestaltet. Viele Regeln gibt es auch nicht, sodass sich nach kurzer Erklärung die meisten meiner Spielepartner von Powerline gut unterhalten fühlten. Die Rückseite des Spielplans bietet eine schwierigere Variante, bei denen der gleichzeitige Bau an verschiedenen Powerlines noch weiter eingeschränkt wird. Das macht einen erheblichen Unterschied. Darüber hinaus kann man die Wertungen durch andere Wertungstafeln verändern.

Brettspiel Powerline - Foto von Queen Games

Hier habe ich auch das einzige kleine Manko festgestellt: Die Anforderungen für die dritte und letzte Wertung im Spiel sind so gering und die Punktevergabe so eng beieinander, dass in der Regel alle Spieler sie erfüllen und besonders erfolgreiche Spieler davon nicht profitieren. Hier wäre eine differenzierte Endwertung mit höheren Belohnungen eine größere Aufforderung an die Spieler, das Ergebnis zu optimieren.

Ansonsten: Go green!

Infos zu Powerline

  • Titel: Powerline
  • Verlag: Queen Games
  • Autor: Dirk Henn
  • Spieleranzahl (von bis): 1-6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2022

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