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Rück’s raus!

Rück's raus! - Ausschnitt - Foto von Zoch Verlag

Wer wie ich nahe des Spessarts aufgewachsen ist, kennt unzählige Räuberpistolen. Aber auch darüber hinaus sind Strolche im Unterholz des Waldes immer wieder ein beliebtes Thema. So auch bei Rück’s Raus! von Antonin Boccara, erschienen beim Zoch Verlag. Mit Musketen, Dolchen, scharfen Beilen, langen Messern sowie Knüppeln bewaffnet rücken die Räuber in diesem Kartenspiel reichen Opfern zu Leibe. Als Lohn warten Klunker in Bronze, Silber und Gold. Es gilt auf der Jagd nach den Edelsteinen jedoch, dass es besser ist, klüger zu sein als stärker.

14 Adelige warten darauf, ausgeraubt zu werden. Dafür können drei bis fünf materialistische Spieler ein Kartenset aus jeweils acht Karten in die Hand nehmen und sich auf den Weg an den Spieltisch machen. Die Räuberbande besteht aus Handkarten mit den Werten von 0 bis 7. Die Abbildungen zeigen sehr deutlich, dass damit die Stärke des jeweiligen Räubers gemeint ist. Außerdem befinden sich in der Schatzkiste (Spielbox) noch 50 Klunker. Schön wäre es, sie hätten tatsächlich den Wert von Gold, Silber oder zumindest Bronze. Es handelt sich dabei jedoch um Plastik.

Denn im Wald da sind die Räu-äu-ber, halli, hallo die Räu-äu-ber …

Die Räubergang bei Rück's raus! - Foto von Alex Sch.

Es ist weithin bekannt, dass man Räubern nicht trauen kann. Selbst innerhalb der eigenen Bande nicht. Deswegen ist es ungesund für das eigene Wohlbefinden, den meisten Reichtum anzuhäufen. Dadurch wird man nur allzu schnell selbst zum Opfer. Also denken sich findige Halunken, dass man am besten nur die zweitmeisten Klunker anhäufen sollte. Und genau das ist das Besondere bei Rück’s Raus!. Es gewinnt der Spieler mit dem zweitgrößten Schatz. Während die anderen das Nachsehen haben.

Wie stellt ein Strolch von Format das nun an? Indem er seine Räuberbande in den Wald schickt und Adelige ausraubt bzw. von ihnen Gefälligkeiten verlangt. Gleichzeitig muss jede Räuberbande einen Räuber schicken, um den aktuellen Adeligen vom Kartenstapel zu überfallen. Der stärkste Räuber (mit dem höchsten Zahlenwert) fordert von dem Adeligen eine Gefälligkeit ein. Das könnte zum Beispiel sein, einem anderen Räuber drei Klunker abzuluchsen oder sogar dem Spieler zur Linken fünf Klunker zuzuschanzen. Gerade wenn dieser damit auf den Räuberthron rückt, wäre das ein guter Schachzug. Zumal wir wissen, was am Ende des Spiels mit ihm passiert (Psssssst!). Die Räuberbande mit dem schwächsten Räuber geht aber auch hier nicht leer aus. Im Gegenteil: In Höhe der eigenen Stärke werden dem Adeligen Klunker abgenommen. Es sei denn, man hat den kleinsten aller Diebe ausgewählt (mit dem Wert 0).

Einmal eingesetzt, kommen die jeweiligen Räuberkarten auch aus dem Spiel. Man kann also nur ein einziges Mal seinen Räuberchef mit dem Wert 7 ins Rennen schicken. Und sollte er vor dem Adeligen auf einen anderen Räuberchef treffen, gibt es eine riesige Keilerei. Mit dem Ergebnis, dass diese beiden Raufbolde gar nichts bekommen und der nächststärkere, lachende Dritte auf einmal der Gewinner ist.

Die Adeligen bei Rück's raus! - Foto von Alex Sch.

So entsteht ein Spiel des Taktierens und des Abschätzens. Was für Karten hat mein Gegner noch? Welchen Wert könnte er jetzt spielen? Was bringt mir die Gefälligkeit des Adeligen? Oder will ich lieber die Klunker durch einen schwächeren Räuber? Aber wie schwach darf der Räuber sein? Und was hat mein Gegner überhaupt vor, während er so hämisch grinst?

Der räuberische Clou von Rück’s Raus!

Allein der Umstand, nicht der Beste zu sein, sondern auf den zweiten Platz hinzuarbeiten, ist eine willkommene Abwechslung. Überraschend neue Spielzugideen entstehen hierdurch in einer kurzen Partie. Denn Rücks’s Raus! spielt sich in kürzester Zeit, was es zu einem angenehmen Mitbringspiel und aufgrund der Größe auch zu einem Reisespiel macht. Je mehr Personen mitspielen, umso chaotischer wird es.

Verpackung von Rück's raus! - Foto von Zoch Verlag

Es fällt schwer sich zu merken, welcher Spieler bereits welche Karten ausgespielt hat und welche wiederum noch im Umlauf sind. Bei drei Spielern sieht das schon anders aus. Leichter ist es wiederum, diese zwei Mitspieler einzuschätzen. Aus diesem Grund verdient das Spiel Bonuspunkte in der Gunst der Spieler durch die clevere Idee und die Spielumsetzung. Egal ob Kind mit sieben Jahren oder Erwachsener: Die Zielrichtung, der Zweite zu sein, ist herrlich erfrischend. Kinder lieben zudem die Klunker und diese zu verteilen oder sie zu horten. Kritisch anzumerken ist der Chaosfaktor bei größeren Gruppen. Das Taktieren und Überlegen ist oft nutzlos, da aus irgendeinem Räuberloch doch noch eine Karte gespielt wird, welche die aktuellen Überlegungen über den Haufen wirft. Zum Glück spielt das bei einer 15-Minutenpartie kaum eine Rolle, jedoch kann es gerade erwachsene Spieler frustrieren.

Wem ein packendes Thema, lustige Spielrunden, chaotische Spielzüge, ein cleverer Twist und Spaß am Räubersein wichtiger sind als Taktik, dem kann ich Rück’s Raus! empfehlen.blank

Spielanleitung zu Rück’s raus

Infos zu Rück’s raus!

  • Titel: Rück's Raus
  • Verlag: Zoch Verlag
  • Autor: Antonin Boccara
  • Spieleranzahl (von bis): 3-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 10-20
  • Jahrgang: 2019

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1 Kommentar

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elv 22. Februar 2023 at 15:06

…und was ist mit den Goldklunkern, die auf keiner Karte der Adligen als Räubergut auftauchen? Wann kann man die klauen? Und was bedeutet es, wenn man die Räuberbraut gezogen hat und zwei klunker aus dem eigenen Vorrat zurücklegen muss….muss jeder Räuber zwei zurücklegen oder nur der stärkste oder der schwächste? Das alles fehlt in der Anleitung. Es taucht nirgends etwas dazu auf….sehr sehr dürftig?

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