Magisch und untypisch zum fantastischen Panorama
Michael Menzel ist einer der bekanntesten Spieleillustratoren. Von ihm stammt aber auch Die Legenden von Andor. Vor etwas mehr als zehn Jahren meinte er, dass er überhaupt keinen Drang verspüre, etwas Neues zu kreieren. Dennoch wuchs Andor zu einer ganzen Spielereihe und sein Brettspiel Die Abentuer des Robin Hood kam auf dem Markt. Im Herbst 2023 ist bei Kosmos Drachenhüter angekündigt. Was erwartet Spielefans bei diesem Titel und warum sehen Drachen aus wie eine Mischung aus Ponys und Kühen? Wir haben bei Michael Menzel nachgefragt.
Michael, dein Brettspiel Drachenhüter kommt in Kürze in den Handel. Worum geht es bei diesem Titel? Was ist Aufgabe der Spielegruppen?
„Drachen sind mächtige, magische Wesen. Aber in ihren jungen Jahren durchaus schutzbedürftig. Da kommen wir ins Spiel: Die Drachenhüter!
Die Spielenden versuchen, Drachen vor sich auszulegen, zu hüten. Dafür erhalten sie sofort Punkte in Form von wertvollen Amuletten, Kristallen oder goldenen Dracheneiern.“
Das Magische Buch
Du hast mit Andor und Robin Hood eigene Akzente beim Spielmechanismus gesetzt. Wodurch zeichnet sich Drachenhüter in dieser Hinsicht aus? Was ist das Besondere?
„Es fällt mir schwer als Autor das besondere Merkmal meines eigenen Spiels zu benennen. Wahrscheinlich bin ich zu nah dran. Das Magische Buch, also die zwei sich stetig verändernden Kartenstapel, ist wohl der Kern des Ganzen.“
Wie genau funktioniert Das Magische Buch im Spiel?
„Die Person am Zug zieht drei Karten aus der Auslage und legt anschließend Karten vor sich aus. Wie viele und von welcher Farbe, geben die Rückseiten der beiden Kartenstapel, dem Magischen Buch, an. Der Clou ist, dass die Spielenden ihre Handkarten auch wieder zurück auf die Stapel legen können. Man kann sich also selbst den ‚Auftrag‘ schaffen, den man erfüllen will, um zielgenau zu punkten oder sich einen anderen Vorteil zu sichern.“
Drachenhüter bietet Spannung bis zum Schluss
Die Aufmachung wirkt niedlich. Ist Drachenhüter ein typisches Kinder- und Familienspiel oder werden auch erfahrene Fans Spaß damit haben? Wer ist deine Zielgruppe?
„Drachenhüter ist ein Familienspiel. Es hat wenig Regeln und keine destruktiven Elemente. Wir zerstören nichts, was andere sich aufgebaut haben. Gleichwohl kann man es sehr taktisch spielen. Es gibt keine schlechten oder guten Karten, sondern nur gute oder weniger gute Zeitpunkte sie einzusetzen. Da man unter Umständen auch im Zug des anderen punkten kann, hat es kaum Downtime. Das, was die anderen machen, kann mir auch nützen. Und auf natürliche Weise entsteht ein schöner Spannungsbogen, weil man gegen Ende einer Partie auch mit dem Auslegen weniger Karten, noch viele Punkte machen kann. Wer gewinnt, ist häufig bis zur letzten Runde offen.“
Tipps für den Einstieg
Vor der Messe in Essen und zum Start des Handels ist es interessant, wenn der Autor selbst kurz sagt, was die vielleicht die wichtigsten Punkte sind, die in der ersten Partie zu beachten sind. Und was die größten Fehler wären.
„In Drachenhüter kommt es sehr auf’s Timing an. Mir kam es immer so vor, dass jede Partie ihren eigenen Rhythmus entwickelt. Gewonnen hat häufig die Person, die diesen Rhythmus am besten lesen und ihr Spiel darauf einstellen konnte.“
Bei Robin Hood war die Anleitung ganz besonders ausgeklügelt. Gibt es für Drachenhüter einen einfachen Einstieg, der mit möglichst wenigen Regeln auskommt?
„Nein. Es machte bei diesem Spiel keinen Sinn, die Regeln durch eine Losspiel-Anleitung zu ‚portionieren‘. Drachenhüter hat insgesamt nur sehr wenige Regeln.“
Sind Drachen fligende Kühe?
Hauptrolle neben den Magiekundigen haben die Drachen. Diese wirken wie eine Mischung aus Ponys und Kühen mit Flügeln. Das widerspricht etwas dem typischen Bild von Drachen. Zugleich wirst du dir bei diesen Figuren etwas gedacht haben. Warum sehen deine Drachen so aus, wie sie aussehen?
„Das Thema Drachen stand von Anfang an fest. Allerdings habe ich schnell herausgefunden, dass jeder bei dem Wort ‚Drache‘ etwas anderes im Kopf hat. Ich denke z. B. sofort an Smaug aus ‚Der Hobbit‘, ein anderer erwartet chinesische Drachen, wieder ein anderer assoziiert Fuchur aus ‚Die unendliche Geschichte‘. Erst in dem Moment, in dem ich mich von den typischen Drachen entfernt habe, hat es gut geklappt. Die Inspiration zu den Drachen war von unterschiedlicher Art. Den Blauen Drachen habe ich z. B. in einer verrosteten Cutter-Messer-Klinge auf dem Außengelände der SPIEL in Essen 2022 entdeckt.“
Die Aufgabe der Illustrationen im Spiel
Als Illustrator hast du vielleicht einen besonderen Blick auf Illustrationen. Aber: Welchen Stellenwert hat die Optik von Brettspielen für dich allgemein?
„Ich glaube, dass es bei mir nicht anders, als bei anderen Menschen ist. Wenn ein Spiel sehr gut ist, nehme ich auch eine mittelmäßige Illustration in Kauf. Wichtig ist, dass die Illustration das Spielerlebnis unterstützt und nicht behindert. Aber wie klasse ist es, wenn eine Illustration darüber hinaus Stimmung erzeugt, uns mitnimmt und Freude macht.
Bei Drachenhüter ist es nicht anders. Hier war es zum Beispiel wichtig, dass die Spielenden anhand der Vorderseite erkennen können, was auf der Rückseite der Karte ist. Denn das sind die wichtigen Symbole, mit denen wir die beiden Kartenstapel manipulieren. Und dass muss ich nicht nur bei meinen Handkarten, sondern auch dann, wenn die Karten in der Tischmitte ausliegen, erkennen können. Es war also wichtig, ausreichend Platz für die Symbole zu haben. Gleichzeitig freut man sich natürlich, wenn man dann die großen Drachenkarten vor sich auslegt und die Küstenlandschaft im Hintergrund immer ein anderes, zusammenhängendes Panorama ergibt. Das macht das Spielen halt so schön.“
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