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Spielgefühl: Pandemic Legacy

Pandemic Legacy Spielszene, Foto: Hendrik Breuer

blankWeil’s ja seit Neuestem zum guten Brettspielrezensionston gehört, schicke ich hiermit vorweg, dass dieser Text ganz ohne Spoiler auskommt. Es wird zumindest nichts verraten, was man nicht in der unbeklebten Spielanleitung nachlesen oder auf dem beiligenden Stickerbogen einsehen kann. Regt euch also bloß nicht auf und keine Panik: Alle Ereignisse beschreiben unser Spiel, ihr werdet bei Pandemic Legacy etwas ganz anderes erleben. Pff, wenigstens schreibt sich die Einleitung zu Legacy-Spielen wie von selbst.

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Chaos in Nahost und eine ungewisse Zukunft

Der Champagner ist also kalt gestellt, beziehungsweise die alkoholfreie Plörre, die man so trinkt, wenn zwei der Mitspielerinnen schwanger sind. Samstagabend werden wir unser Werk vollenden und Pandemic Legacy Season 1 nach 17 oder 18 Partien zum hoffentlich krönenden Abschluss bringen.

Mitte Januar steht der Dezember vor der Tür und wir sind schwer gezeichnet: Glenn, unseren Sanitäter, hat’s im September dahingerafft, eine weitere Person ist kurz danach draufgegangen, der Nahe Osten ist nach und nach ins Chaos versunken und hat uns monatelang heftigst zu schaffen gemacht. „Plot twists“ wie im Fernsehen bei „Homeland“ oder „Lost“ (na ja, fast) haben nicht nur verblüfft, sondern auch für ein ganz neues Spielgefühl gesorgt: Wir spielen hier nicht bloß irgendwas, nein, wir schreiben unsere eigene Geschichte, werden Teil des Spiels, machen es zu unserem, indem wir hundert Sticker aufs Spielbrett kleben, unsere Spielfiguren individualisieren, Gebäude für die Ewigkeit errichten, nur um sie kurze Zeit später in Flammen aufgehen zu sehen. Es ist kaum mehr möglich, bestimmte Städte zu besuchen. Die Zukunft ist ungewiss.

Pandemic Legacy hat was vom Robin-Williams-Film „Jumanji“, als hätte uns das Spiel direkt in ein tödliches Abenteuer transportiert, das man einmal komplett durchspielen muss und nicht einfach beenden kann.

Wie gut ist das Spiel Pandemic Legacy?

Nichts ist sicher, bis auf eines: Pandemic Legacy hat uns die beste Spielerfahrung der letzten Jahre beschert, vielleicht sogar aller Zeiten. Ähnliches habe ich noch nie erlebt, der Vergleich mit dem Nicht-aufhören-Können, wenn man eine Top-Serie guckt, ist tatsächlich zutreffend. Man muss einfach wissen, was als Nächstes passiert, welche Elemente ins Spiel kommen, wie uns die Autoren aufs Glatteis geführt haben und wir unsere besten Strategien wieder und wieder in die Tonne kloppen müssen. Dass man das Spiel nur einmal durchspielen kann, was ungefähr 18 Partien dauert, ist dabei völlig egal.

Wir haben Pandemic Legacy mit wenigspielenden Nachbarn über einen Zeitraum von einigen Wochen gespielt, jeweils zwei oder drei Partien am Freitag- oder Sonntagabend. Jeder Abend war ein kleines Fest, eine Mini-Party, wir haben die Partien zelebriert, genossen, uns richtig ins Zeug gelegt, diskutiert, gemeinsam entschieden. Einige kloppen das Spiel in ein paar Tagen durch, funktioniert auch. Ein bisschen zuverlässig sollten die Mitspieler allerdings schon sein. Ich würde das nicht mit Leuten spielen, bei denen ich Zweifel habe, dass sie bis zum Ende dabeibleiben.

Das hätte dieses Top-Top-Top-Spiel nicht verdient.

Pandemic Legacy, Spielregeln

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9 Kommentare

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Jürgen Strobel 14. Januar 2016 at 08:42

Na ja, knapp 44,- € nach 18 Partien in die Tonne kloppen, wäre mir nicht egal! Spielspaß hin oder her!

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Daniel Wünsche 14. Januar 2016 at 10:04

Das Spiel gibt es durchaus für 40 € wenn man Angebote abwarten kann. Dann hat man ca 18 Spiele… nicht sehr viele Spiele für 40 € bekommen soviel Spielzeit bei den meisten.

Und dann kann man danach immer noch spielen. Die Designer und Fans entwickeln gerade ein Regelset dazu. Zudem hast du nach dem Spiel auch noch alle Materialien, die man locker im normalen pandemic verwenden kann. Oder man nimmt das geschaffene Board, und spielt darauf Pandemic.

 

Man wird immer etwas zu meckern finden, wenn man das möchte.

 

18 Stunden Spielspass für 4 Personen für 40 €. Das muss man erst Mal finden 🙂

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Hendrik Breuer 14. Januar 2016 at 14:43

…würde Jan Delay jetzt sagen. Ich habe so viele teure Spiele im Schrank, die ich keine 18 Mal spielen werde und die ich eigentlich jetzt schon in die Tonne kloppen könnte.
Wären die Nachbarn auch nur zwei Mal zum Essen gekommen und wir hätten Pizza bestellt, wäre das teurer gekommen.

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Jürgen Strobel 14. Januar 2016 at 11:37

Daniel@ Ich habe nicht geschrieben das ich es noch nicht gespielt habe! Ich habe ledeglich gesagt das mir 44,- € zu viel wären es danach in die Tonne kloppen zu müssen. Laut Aussage von Hendrik! Und ja, ich darf sicherlich  auch bei all der Lobhudelei für dieses Spiel eine kritische Anmerkung machen. Wenn Du das meckern nennst, bitte schön! Alles klar 😉

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Hendrik Breuer 14. Januar 2016 at 14:46

Ich lobhudele nur, weil’s tatsächlich etwas ganz Besonderes ist;-)

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Jürgen Strobel 15. Januar 2016 at 07:12

Hendrik@ Es sei Dir gegönnt. 🙂

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Matthias 1. Februar 2016 at 07:49

Wenn ich den Text richtig lese, ist die Tonne zu klein oder zu gross für das Spiel (je nachdem als wie gross man eine Strategie bezeichnen möchte).
Egal was man mit dem Spiel danach macht: Ein einziger Kinoabend zu viert kostet ebenfalls mindestens 40 Euro…
Also kein Grund zur Aufregung.
Danke für den interessant geschriebenen Text!

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Werner 7. Februar 2016 at 12:26

Ich war vor ewigen Zeiten einmal mit einer tollen Frau im Kino. Was für ein schlimmer Vergleich mit einem Brettspiel. Keine Tonne oder Modifikationen nach 18 Dates durch irgendwelche Fans erforderlich. Alles immer wieder wie neu!

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Axel Bungart 10. Februar 2016 at 15:20

Das klingt wirklich nach einem ganz besonderen Spiel. Ich beneide alle, die entsprechende Spielrunden haben, die das mitmachen.

Es erinnert mich auch an Diplomacy, das man durchaus auch 18 Stunden am Stück spielen kann… 😉

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