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Stefan Breuer über Spiele, Fernsehen und Kinder

Stefan Breuer von

Interview mit einem Nachwuchsautor II

Letztes Jahr Mitte Juni hat Reich der Spiele mit Stefan Breuer, einem Nachwuchsautor, ein Interview geführt. Er hatte zu diesem Zeitpunkt mit seinem Spiel Ententeich 2009 den Sonderpreis „Bestes Kinderspiel“ beim Hippodice Autorenwettbewerb gewonnen. Das Spiel wurde vo Noris Spiele umgesetzt und ist seit März 2011 im Handel erhältlich. Dies war sein erstes Spiel das unter seinem Namen erschienen ist. Jetzt, nachdem schon einige Zeit vergangen ist (Essen 2011 und die Spielwarenmesse 2012 in Nürnberg) haben wir noch mal bei Stefan Breuer angeklopft um mit Ihm noch einmal ein Gespräch geführt.

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Stefan, wie geht es dir heute!?
„Danke, mir geht es gut. Im Mai wird unser viertes Kind geboren, so dass es bei uns weiterhin lebhaft bleibt.“

Seit unserem letzten Interview ist doch schon einige Zeit vergangen. Erzähl unseren Lesern doch mal was sich bei Dir in der Zwischenzeit alles getan hat.
„Das wichtigste habe ich gerade schon gesagt. Aber auch im Bereich Spiele bin ich weiter (wenn Zeit da ist) kräftig dabei, neue Sachen zu erfinden, zu testen und mich damit bei Verlagen zu bewerben. Seit Essen 2011 ist mein zweites Spiel auf dem Markt. Dreck am Stecken vom Gmeiner Verlag, ein spannendes Detektivspiel für drei bis sechs Spieler. Beim Deutschen Lernspielpreis, wo ich 2011 auf der Nominierungsliste stand, hat es leider nicht zum Hauptpreis gereicht.  Aber auch hier habe ich mich wieder für die aktuelle Runde beworben. Schön war die Erfahrung auf der Spielemesse, wo ich zum ersten Mal nicht nur Besucher war, sondern bei acht Verlagen Termine hatte und dort Prototypen vorstellen konnte. Ich konnte auch erfreulicherweise einige Prototypen zum Testen loswerden. Bisher habe ich allerdings noch keinen neuen Vertrag bekommen, sodass im Moment noch keine neue Veröffentlichung in Sicht ist. Es sind aber noch ein paar Eisen im Feuer. Aber es hat sehr großen Spaß gemacht, bei den Verlagsständen in die hinteren Bereiche zu gehen und dort die netten Termine mit den Redakteuren zu haben. Spannend war natürlich auch, die beiden eigenen Spiele auf der Messe zu sehen. So konnte ich auch zufällig einer Familie dann mein Dreck am Stecken Spiel am Stand von Hutter Trade erklären. Aktuell fange ich an, für ein paar meiner Prototypen englische Regeln zu verfassen und mich damit auch erstmals bei ausländischen Verlagen zu bewerben. Aber auch hier fehlt leider etwas Zeit (neben der Tatsache, dass mein Englisch nicht gerade super ist). In meinem Heimatort Dorsten-Lembeck habe ich seit Oktober im Cafe eines Seniorenzentrums einen monatlichen offenen Spielabend etabliert, bei dem zwischen zehn und 40 Leute kommen. Auch das macht viel Spaß.“

Ich habe gehört das Fernsehen war bei dir. Wie war das für dich? Hat es dir Spaß gemacht?
„Das war eine spannende Angelegenheit. Die WDR Lokalzeit Dortmund war einen Tag bei mir zu Hause und dann noch auf unserem jährlichen Spielewochenende in der Midlichen Mühle. Die haben einen ganz schönen Aufwand betrieben. Insgesamt waren die über drei Stunden bei uns und am Ende wurde daraus ein Bericht von knapp vier Minuten. Es ging dem Redakteur darum, ein bisschen über das Spiele erfinden und Testen zu berichten. Ich finde, es ist ein sehr schöner Bericht geworden. Wer mag kann ihn in der Mediathekt noch mal anschauen (s. unten).“

Wir haben gerade verstärkt das Phänomen von vielen Erweiterungen und Neuauflagen! Wie siehst du die Entwicklung auf dem Deutschen Brettspielmarkt? Und ist etwas weniger nicht mehr mit Rückblick auf Essen 2011?
„Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Als Spieler bin ich von der ganzen Flut auch schier erschlagen. Erweiterungen brauche ich meistens nicht, da es kaum noch Spiele gibt, die ich so häufig spielen kann, dass die Grundversion nicht ausreicht. Da möchte ich dann lieber möglichst viele verschiedene Spiele spielen. Der Markt scheint ja da zu sein für Tausende Erweiterungen oder Würfelspielversionen von bekannten Spielen. Wie gesagt, für mich nicht nötig. Auch würden natürlich für mich als Spieler weniger Veröffentlichungen, die dann aber besonders gut sind, schöner sein. Als Autor muss ich natürlich sagen, dass viele Veröffentlichungen die Chancen erhöhen ein eigenes Spiel auf dem Markt zu sehen. So hatte ich nach Essen bei einem großen Verlag gleich vier Prototypen liegen, da dieser auch viel mehr veröffentlicht als früher. Aber auch als Autor muss man die derzeitige Entwicklung etwas kritisch sehen, da selbst wenn man ein Spiel veröffentlicht, die Gefahr groß ist, dass es untergeht. Finanziell hat es ja auch Auswirkungen, da insgesamt die Verkaufszahlen für einzelne Spiele auch eher geringer geworden sind. So lange man nicht davon leben muss, ist es natürlich nicht schlimm, weniger mit einer Veröffentlichung zu verdienen. Ich möchte jedoch gerne, dass meine Spiele von möglichst vielen Menschen gespielt werden und diese dabei hoffentlich auch Spaß haben.“

Gibt es deiner Meinung nach in diesem Jahr ein Trend bei den Spielen?
„Ich denke, der elektronische Brettspielzwitter wird weiter auf dem Vormarsch sein. Insgesamt merke ich z. B. auch bei den Spieleabenden, dass die einfachen, schnell erklärten Spiele immer mehr gefragt werden (ist aber auch für einen Spielerklärer leichter).“

Kinder spielen immer weniger Brettspiele! Worauf ist das für dich als (auch) Kinderspielautor zurückzuführen? Liegt es eher an unserer heutigen Gesellschaft oder sind die Eltern selbst daran Schuld, weil sie kaum noch Zeit mit Ihren Kindern verbringen? Oder liegt es einfach zum Teil an unseren Medien (facebook, PC, Videokonsolen, iPhone usw.)?
„Klar liegt es auch an den Möglichkeiten der digitalen Welt. Mehr aber nach meiner Sicht an Eltern, die nicht mit Kindern spielen, und an Möglichkeiten und Angeboten für Kinder und vor allem Jugendliche in einer netten Atmosphäre die ‚richtigen‘ Spiele vorgesetzt zu bekommen. Ich bin der Überzeugung und habe bisher noch keine anderen Erfahrungen gemacht, dass mit der richtigen Auswahl, den richtigen Personen, der entsprechenden Ansprache und dem passenden Umfeld so gut wie jedes Kind und jeder Jugendlicher für Gesellschaftsspiele ‚gepackt‘ werden kann. Dann können Gesellschaftsspiele eine spannende Abwechslung zu den digitalen Alternativen sein. Natürlich werden sie diese nicht ersetzen, müssen sie aber auch nicht.“

TV-Bericht über Stefan Breuer

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