Ein kleiner Verlag ist On Fire
Franz Jurthe, der Nürnberger Spielkartenverlag (NSV) hat in den letzten Jahren mit Spielen wie Qwixx und The Game von Steffen Benndorf eine neue Autorenreihe gestartet und zusätzlich mit Sticheln und Land unter Klassiker sowie mit den „Kuh-Spielen“ von Reinhard Staupe neue Kartenspiele veröffentlicht. Wie kamen diese Spiele im Handel an? Sind Sie als Geschäftsführer von NSV zufrieden?
„Vor Qwixx hatten wir bereits z. B. Fusion am Start. Eine ‚CLASSIC‘-Serie war von Anfang an geplant und gehörte fest zu unserem Konzept. Sticheln und Land Unter waren hier eine willkommene Gelegenheit, gleich mit toller Qualität aufwarten zu können.
Bei Qwixx hatte sich bereits beim ersten Kontakt mit Steffen Benndorf und der Ideenpräsentation das Potential abgezeichnet, das in dem Spiel steckt. Ich war von Anfang an Feuer und Flamme für Qwixx und der angenehmen Art von Steffen Benndorf. Reinhard Staupe hat diese Begeisterung aufgenommen, das Spiel inhaltlich noch auf den Punkt gebracht und zusammen mit dem Illustrator Oliver Freudenreich perfekt umgesetzt.
Unsere ‚Kuhreihe‚ hatte einen guten Start. Ein sehr witziger und reizvoller Titel ist bereits für Nürnberg geplant. Reinhard Staupe hat noch mehrere tolle Sachen in der Schublade. Da kommt noch einiges.
Die Idee, im ‚Jahr 2 nach Hanabi‚ ein kommunikatives Koop-Kartenspiel zu bringen, fand ich persönlich etwas gewagt. Aber The Game überzeugte uns und alle Tester dermaßen, dass es eine Sünde gewesen wäre, den Titel nicht genau so zu bringen, wie er am Ende die Nominierung zum Spiel des Jahres 2015 erhalten hat. Mit der Erweiterung On Fire haben wir hier noch einmal nachgelegt.
Wir sind mit unserem derzeitigen Verlagsprogramm mehr als glücklich und freuen uns schon riesig auf unsere Neuerscheinungen.“
Die Erfolge von Qwixx und The Game waren nicht vorhersehbar, zeichneten sich aber jeweils früh nach der Veröffentlichung ab. Wie wichtig waren die damit verbundenen Nominierungen zum Spiel des Jahres für den Verlag?
„Die Nominierungen zum Spiel des Jahres haben uns natürlich extrem geholfen Qwixx und The Game noch bekannter zu machen. Qwixx ist auf dem Weg zum Klassiker und The Game hat einen spannenden Weg vor sich. Beide Spiele gibt es mittlerweile fast weltweit zu kaufen.
Leichte Kost mit Anspruch für die ganze Familie. Kein Stundenlanges Regellesen und keine Unklarheiten bei der Anwendung. Einfach losspielen und Spaß haben. Das ist das Rezept warum viele Menschen gerne unsere Spiele kaufen. Die Nominierung verleiht den damit hervorgehobenen Spielen natürlich zusätzlichen und ganz besonderen Glanz. Darauf sind wir auch besonders stolz. Zwei Nominierungen innerhalb so kurzer Zeit, ist eine tolle Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein.“
Auf diesem Erfolg geht es weiter. In Essen zur Spiel 15 erscheint The Game On Fire. Wie unterscheidet sich diese Ausgabe vom Original des Kartenspiels?
„Das tolle und ausgefallende Design von The Game hat uns dazu verleitet dieses noch mehr in Szene zu setzen. Aus dieser Grundidee heraus ist die On-Fire-Variante entstanden. Eine pfiffige Verpackung und ein Spielplan im ‚Totenkopfdesign‘. Das hat was und sollte die Design-Liebhaber belohnen. Die On-Fire-Erweiterung ist mehr oder weniger eine ‚Dreingabe‘ die wir zu Promozwecken entwickelt haben. Die On-Fire-Zusatzkarten bringen noch ein wenig mehr Schärfe in das Spiel und liegen der Dosenversion bereits bei.“
Erlauben Sie eine kritische Frage: NSV hat über Jahre versucht, mit Kartenspielen und Themenreihen im Segment der Autorenspiele Fuß zu fassen. Zumindest in der Spieleszene gab es allerdings nur wenig Erfolg. Was haben Sie seit 2012 anders gemacht, dass nicht nur der Handel, sondern auch die Spieleszene auf die Spiele aufmerksam wurde?
„So würde ich das jetzt ungern stehen lassen. Auch andere Titel aus unserem Sortiment hatten ihre Gönner gefunden. Schon die Zusammenarbeit mit dem Heidelberger-Spieleverlag und Frank Stark war ein kleiner Erfolg für uns. Was dem NSV immer gefehlt hatte, war ein Strippenzieher mit redaktionellem Weitblick, der sich professionell und mit der nötigen Ruhe um die Spieleentwicklung kümmert, der gute Ideen erkennt und diese perfektioniert. Ganz besonders auch durch kreatives Dazutun und intensive Testphasen. Diesen Strippenzieher haben wir in der Person von Reinhard Staupe gefunden. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend und die Chemie stimmt. An dieser Stelle möchte ich auch Oliver Freudenreich ins Spiel bringen, der Hand in Hand mit Reinhard Staupe arbeitet und immer wieder geniales Design aus seinem Hut zaubert. Aber auch alle anderen aus der Zusammenarbeit entstandenen Kontakte sind mehr als angenehm und tun den Spielen gut.“
Welchen Anteil haben Reinhard Staupe als Redakteur und einer der Hauptlieferanten für die Spielideen, Steffen Benndorf, an dieser Entwicklung?
„Reinhard Staupe macht die Basisarbeit und den Feinschliff. Er ist unser Trüffelschwein. Er schuftet für die Spiele und bringt sein gesamtes Herzblut ein. Hier kommt seine Fähigkeit als Spieleautor bei der Perfektionierung der Spiele voll zum Tragen. Ohne Reinhard Staupe würde es unsere Autorenspiele in dieser Form und Ausprägung gar nicht geben.
Steffen Benndorf ist ein überaus pfiffiger und trotzdem bodenständiger Zeitgenosse mit prickelnden Ideen. Er ist offen für Weiterentwicklung und Veränderung. Daher klappt die Zusammenarbeit hervorragend. Die Bälle fliegen hin und her und am Ende steht meist eine tolle Spielidee. Sicher auch wegen der räumlichen Nähe haben wir zu Steffen Benndorf einen besonders intensiven und herzlichen Kontakt.
Fazit: Ohne Idee kein Feinschliff und ohne Feinschliff kein gutes Spiel. Der richtige Mix macht es eben aus …“
Gibt es bereits Planungen, wie die Autorenreihe fortgesetzt wird?
„Neben The Game On Fire werden wir in Essen unser Qwinto präsentieren. Qwinto ist ein Würfelspiel mit leichten Regeln, das alles mitbringt, um an den Erfolg von Qwixx anknüpfen zu können. Einfache Regeln, trotzdem spannend und vor allem ohne Wartezeiten, alle sind jederzeit am Spiel beteiligt.
Natürlich haben wir auch für die Spielwarenmesse 2016 in Nürnberg noch den einen oder anderen Pfeil im Köcher. Diesmal wieder im Kartensegment. Lassen Sie sich überraschen!“
Ein anderes festes Standbein von NSV sind Werbespiele und personalisierte Spiele. Können Sie sagen, ob und wie sich dort der Markt verändert? Gibt es zum Beispiel einen größeren Bedarf an personalisierten Spielen?
„Personalisierte Spiele sind eine feste Größe für den NSV. Da kommen wir im Prinzip her. Der Absatz in diesem Bereich ist teilweise von Konjunktur und Jahreszeiten abhängig. Dieses Geschäftsfeld lebt aber auch von den Ideen, die wir unseren Partnern und Kunden an die Hand geben. Sonderproduktionen für Verlage runden unser Produktportfolio ab und haben ebenfalls einen maßgeblichen Teil an unserem Erfolg.“
Ihr Programm zeigt, dass sie breit aufgestellt sind und immer wieder auch Trends frühzeitig erkennen. Wie schaffen Sie es, solche Entwicklungen frühzeitig aufzuspüren und sich auch als Unternehmen immer wieder anzupassen, das eben nicht auf Autorenspiele fixiert ist?
„Ich denke, da gehört von allem ein Wenig dazu. Das typische Ohr am Markt, Ideen, Kreativität, Kontakte, ein wenig Glück und natürlich auch der Zufall. Am wichtigsten aber ist es, über den Tellerrand hinaus zu schauen, eine gute Menschenkenntnis zu besitzen und auch in ’schlechten‘ Zeiten ein zuverlässiger Partner zu sein. Leben und leben lassen …“
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