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Der Millionen-Coup

Familienspiel Der Millionen-Coup - Foto von Reich der Spiele

Eine Bank, ein Tresor und 40 Minuten Zeit

„Die Sache läuft so: Ihr dringt in die Bank ein, erreicht den Tresor und zeigt uns so, dass unsere Sicherheit verbesserungswürdig ist. Bei Erfolg habt ihr den Auftrag zum Objektschutz unseres Geldhauses.“ Das hätte der Bankdirektor den Spielerfiguren mit auf den Weg geben können, als sie sich auf den „Einbruch“ vorbereitet haben. Das Brettspiel Der Millionen-Coup von Matthias Cramer (Ravensburger) ist also die familientaugliche Version eines Bankraubes. Nur dass die Spieler eben die Sicherheit überprüfen sollen.

So weit so gut. Nun heißt es, das Spielbrett aufzubauen, die Bank auszuspähen und die benötigten Fähigkeiten zu erkennen und zu trainieren. Denn je besser eine Spielfigur etwas kann, desto schneller ist sie auch. Und das ist bitter nötig, denn zum erfolgreichen Einbruch in den Tresorraum haben die Spieler nur 40 Minuten Zeit.

Der Millionen-Coup – das Spiel mit dem tiptoi-Stift

Das Spiel bietet einen leichten Einstieg. Die Regeln sind klar und vergleichsweise kurz, auch wenn sie erst einmal gelesen werden müssen. Dann aber übernimmt das Spiel die Steuerung, was lesefaulen und unerfahrenen Spielern zugutekommt. Denn die einzelnen Phasen und Bewegungen sowie Aktionen werden vom tiptoi-Eingabestift koordiniert. Dieser Stift ist eine Erfindung von Ravensburger, mit der interaktive Bucherlebnisse und Spiele möglich sind. Der Millionen-Coup ist das erste Spiel, das auch erfahrene Spieler anspricht und dennoch eine Partie in der Familie ermöglicht. Eine tolle Sache.

Zuvor müssen die Spieler erst einmal verstehen, was sie machen müssen und wie der tiptoi-Stift funktioniert. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann schnell im Kopf. Grob gesagt: Charakter antippen, Aktion antippen und Zielfeld antippen. Der Stift sagt dann, wer wann wie erfolgreich ist. Und bei Zweifeln auch, wer wo steht. Möglich ist dies mit „intelligenter Elektronik“, mit der Ravensburger schon länger experimentiert. Der Stift liest vereinfacht gesagt einfach in den Spielplan und das Material eingelassene Informationen aus. Um der Millionen-Coup spielen zu können, muss aber erstens ein tiptoi-Stift vorhanden sein (liegt nicht bei) und zweitens die erforderliche Datei auf den Stift geladen werden. Das ist per USB-Anschluss und Internet möglich. Ohne den Download von der Herstellerseite ist das Spiel praktisch unspielbar. Ist heutzutage kein Manko, muss ein Käufer aber wissen.

So wird Der Millionen-Coup gespielt

Zurück zum Spiel. Das Spiel besteht aus zwei Phasen. Vorbereitung und Ausführung. In der Vorbereitungsphase ist es Aufgabe der Spieler zu erkunden, wo sich Alarmanlagen, ihre Konsolen, Schlösser befinden und der Weg des Wächters entlang führt. Darauf aufbauend muss sich jeder Spieler entscheiden, welche Fähigkeiten er seinem Charakter antrainiert: Erkunden, Gehen, Rennen, Schleichen, Schlösser öffnen, Elektronik, Tresor und Klettern. Jede Fähigkeit kann von einem Charakter zum Expertenstatus trainiert werden. Das hat Vorteile, denn die Ausführung einer Aktion bzw. Fähigkeit kostet wertvolle Zeit. Der Experte ist jeweils schneller. Folglich gehört beim Erkunden der Bank nicht nur dazu, die besten Wege und Aktionen herauszufinden, sondern auch die erforderlichen Fähigkeiten sinnvoll auf die beteiligten Spielerfiguren zu verteilen. Das geschieht wie das zeitaufwendige Erkunden alles in der Planungsphase. Umgesetzt ist dies übrigens sehr schön, denn die Fähigkeiten werden bei Der Millionen-Coup einfach an das Spielertableau gepuzzelt. Außerdem kommt keiner durcheinander, denn der Stift gibt Laut, wenn eine Erkundung oder ein Training beendet ist und der Spieler für seine Figur eine weitere Aktion wählen kann.

Nachdem die Spieler glauben, gut vorbereitet zu sein, geht es in die Bank. Doch: Halt! Inzwischen läuft die Zeit unerbittlich und als Tipp lässt sich sagen: Mitunter ist es ratsam, nicht alles auszukundschaften, denn der Weg durch die Bank ist lang und alle Charaktere müssen vor Ablauf der gewählten Zeitspanne im Tresor ankommen.

Die erste Herausforderung in der Bank ist das Hineinkommen. Denn natürlich ist die Tür verschlossen und muss erst geknackt werden. Dann ist in Abhängigkeit von Alarmanlagen und dem Weg des immer wieder „störenden“ Wächters der schnellste Weg für alle Spielerfiguren angesagt. So kann Spieler A schnell die Konsole zu einer Alarmanlage ausschalten, während sich der Tresorknacker bereits auf den Weg in den Keller macht. Spieler B kann seinen Spezialisten für Schlösseröffnen auch losschicken, um die Tür für Spieler C zu öffnen, der die zweite Alarmanlage ausschaltet. Wer klettern kann, wechselt zwischen den Obergeschossen mit einem Seil und kann sich von dort bis in den Keller hinablassen. Eine attraktive Abkürzung des Weges.

So geht es, bis alle (!) Spielerfiguren entweder siegreich vor Ende der Zeit im Tresor ankommen oder eine einen Fehler macht. Denn geht eine Alarmanlage los oder packt der Wächter eine Figur, ist das Spiel für alle verloren.

Wie gut ist das tiptoi-Spiel Der Millionen-Coup?

Das Spiel kann aus dem Bauch gespielt werden, um es erst einmal zu verstehen. Die vielen möglichen Szenarien bieten gerade für das langsame Kennenlernen genug Varianten. Allerdings sind die ersten Partien nicht einfach, denn Zeitdruck und fehlende Erfahrung, was besonders wichtig ist, führen zum Verlieren der Gruppe. Nach und nach werden die Spieler aber besser und es kommt zum Sieg über die Sicherheit der Bank. Findige Spieler können sogar anhand des Zeitfensters für die Aktionen ausrechnen, welche Aktionen oder Fähigkeiten wann wie sinnvoll sind. Aber soweit muss ja keiner gehen. Letztlich ist aber etwas Planung äußerst wichtig. Denn wenn der Plan nicht aufgeht, liegt es daran, dass die Spieler einen Fehler gemacht haben. In der Regel bereits in der Planungsphase, denn in der Ausführungsphase sollte die Spielrunde nur noch leicht korrigieren, wenn es erforderlich ist. Die Zeit sitzt den Spielern im Nacken und so ist die Planung das A und O. Wer hier danebenliegt, läuft in eine Alarmanlage, dem Wächter in die Arme oder schickt einen Charakter dorthin, wo er mit seinen Fähigkeiten nicht weiterkommt.

Das Spiel mit dem tiptoi-Stift ist eine echte Herausforderung, bietet einen vergleichsweise leichten Einstieg und macht richtig Spaß. Nach einigen Partien wird der ungewohnte Spielablauf aber mehr und mehr zur Routine und das Spiel verliert auf hohem Niveau etwas an Reiz. Aber auch dann macht Der Millionen-Coup noch Spaß.

Das „Gespieltwerden“ muss den Spielern aber liegen. Denn bis der Stift sagt, was wann passiert, sitzen einige auf heißen Kohlen und müssen entsprechend warten. Diese Führung durch die Partei ist aber zwingend erforderlich, um eine packende Spielrunde zu ermöglichen. Und das ist Autor und Verlag mit diesem Brettspiel gelungen. Es macht einfach großen Spaß und bietet dank verschiedener Szenarien und Schwierigkeitsgrade anhaltenden Spielspaß, der größere Kinder ebenso packt wie Eltern, Großeltern, Gelegenheitsspielern und Spieleexperten. Ein rundum gutes Spiel. Aber: Beim Kauf an den tiptoi-Stift denken!
 

Infos zu Der Millionen-Coup

  • Titel: Der Millionen-Coup
  • Verlag: Ravensburger
  • Autor: Matthias Cramer
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 40
  • Jahrgang: 2013

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