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Cascadia

Cascadia - Ausschnitt - Foto von Kosmos

Dieses Mal ist Cascadia – im Herzen der Natur von Randy Flynn auf meinem Tisch gelandet. Die deutsche Version des Spiels von Flatout Games stammt von Kosmos und überzeugt insbesondere durch Schlichtheit und Schönheit. Was genau das heißt, zeige ich euch jetzt.

Cascadia ist wirklich eines dieser Gesellschaftsspiele, die aus dem Karton kommen und direkt mit Wertigkeit punkten können. Das Spiel besteht aus 85 Wildnisplättchen, fünf Start-Landschaften, 100 Tieren in Form von bedruckten Holzscheiben, 21 Wertungskarten, 25 Zapfenmarkern, einem Stoffbeutel, sowie einem Wertungsblock. Obendrauf gibt es noch eine 15 Seiten starke Anleitung und fertig. Wirklich jede Karte, jede Scheibe und jedes Plättchen wirken liebevoll und auch Teile der Anleitung beschreiben die Natur, in die wir gleich eintauchen sollen. Diese Beziehung zum Spielinhalt wirkt zu keiner Sekunde gekünstelt, sondern durchdringt das gesamte Spielmaterial.

Worum geht es in Cascadia?

Klassisch gesehen zählt Cascadia wohl zum Genre Puzzlespiel oder Legespiel. Es kann alleine oder bis maximal zu viert gespielt werden. Wie dem Bild zu entnehmen ist, legen wir uns in Cascadia eine wunderschöne Landschaft, die wir mit Wildtieren besiedeln müssen. Zum Start erhält jeder Spielende dafür eine Startlandschaft, diese besteht direkt aus drei zusammenhängenden Wildnisplättchen. Vier weitere einzelne Plättchen liegen in der Tischmitte offen aus. Unter den Plättchen sind vier Tierscheiben, diese wurden zuvor zufällig aus dem Stoffbeutel entnommen. Die restlichen Tierscheiben verbleiben im Beutel, die Wildnisplättchen hingegen bilden den verdeckten Nachziehstapel. Sie werden zuvor so ausgezählt, dass am Ende jeder Spielende exakt 20 Mal am Zug war.

Nun kommen lediglich noch die erwähnten Wertungskarten ins Spiel. Diese bringen jedoch auch erst Richtig Schwung in die Nummer, da wir ansonsten bisher beim schnöden Aneinanderlegen von Wildnisplättchen geblieben wären.

Cascadia - Material - Ausschnitt - Foto von Kosmos

Die Wertungskarten bilden die fünf Wildtiere ab, den Fuchs, den Bären, den Hirsch, den Bussard sowie den Lachs. Jedes Wildtier gibt es in vier verschiedenen Versionen, gekennzeichnet sind die Karten durch eine Kategorisierung von A bis D. Dann gibt es noch eine Einsteigerwertungskarte für den Einstieg oder das Spiel mit jüngeren Kindern und eine Fortgeschrittenenwertungskarte. Fokussieren wir uns auf die „normale“ Spielweise, entscheiden wir uns für eine Kategorie und legen die entsprechenden fünf Wertungskarten aus. Diese zeigen uns nun nämlich ganz genau an, wie wir Tiere in unserem erschaffenen Territorium am lukrativsten ansiedeln.

Wir nehmen nun also Kategorie A und stellen folgendes fest:

  • Der Fuchs hat es gern, umgeben von allen anderen Tieren zu sein.
  • Der Bussard möchte alleine Jagen und keinen weiteren Bussard in angrenzenden Feldern haben.
  • Der Lachs möchte eine Kette bilden, dabei jedoch nie mehr als zwei Lachsnachbarn haben.
  • Der Hirsch möchte eine durchgehende gerade Kette bilden.
  • Der Bär mag es gerne zu zweit, aber auch wirklich nur zu zweit.

Uff! Okay, die Ausgangslage ist geschaffen, der Tisch ist vorbereitet, die erste Partie kann losgehen. Wer sich an dieser Stelle etwas erschlagen fühlt, der sei beruhigt, es klingt wahrlich komplizierter als es ist, insbesondere, wenn man davon Abstand nehmen kann, es allen Tieren recht machen zu wollen. Versucht man jedoch alle punktebringenden Möglichkeiten auszuschöpfen, ist das gar nicht ohne. Jedoch auch nicht ohne eine gute Portion Glück!

Wie legt sich das Spiel nun zu einer Landschaft zusammen?

Ganz einfach. Letztlich wird abwechseln reihum gespielt. Die Wildnisplättchen, welche im Wabenmuster angelegt werden, können eine oder zwei Landschaften gleichzeitig zeigen. Wie wir die Landschaften miteinander anlegen, spielt absolut keine Rolle. Oder doch? Na gut, ehrlicherweise spielt es eine Rolle und zwar für den Wertungsblock. Das größte zusammenhängende Gebiet (Wald, Prärie, Gebirge, Fluss, Feuchtgebiet), bringt Bonuspunkte mit sich und zwar in jeder Kategorie für sich. Haben wir uns nun für eine der vier ausliegenden Plättchen entschieden, müssen wir das darunterliegende Tier ebenfalls nehmen, sofern wir es ansiedeln können.

Ansiedeln dürfen wir auf unserer gesamten Fläche, jedoch nie mehr als ein Tier pro Plättchen. Welche Tiere angesiedelt werden können, zeigen die Plättchen, können wir jedoch nirgends das Tier ansiedeln, muss es liegen bleiben. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, stellen die Zapfenplättchen dar. Diese erhalten wir immer dann, wenn wir ein Wildnisplättchen, auf dem nur ein Gebiet abgebildet ist, mit einem Tier besiedeln können. Die so gewonnenen Zapfen ermöglichen es uns, ein Wildnisplättchen und ein Tier frei wählen zu können oder sogar alle Tiere neu aus dem Stoffbeutel zu ziehen. Am Ende eines jeden Zuges wird ein neues Wildnisplättchen und ein neues Tier aufgedeckt. Die nächste Runde beginnt.

Fazit: Macht Cascadia Spaß?

Cascadia steckt voller Liebe, Schönheit und vermittelt Respekt vor den Lebensräumen der Tiere. Das spürt man. Die Spielmechanik ist natürlich absolut keine Neuerfindung, muss es jedoch auch nicht sein. Durch den Einsatz der Wertungskarten wird eine ordentliche Portion Komplexität in das Legespiel gebracht. Diese schafft es jedoch nicht, den Glücksfaktor auszuräumen. Der Einsatz der Zapfen ermöglicht es zwar, neu zu mischen oder anders anzuordnen. Wenn aber partout kein Wildnisplättchen passen will, muss man in den sauren Apfel beißen und sich seine bisher aufgebauten zusammenhängenden Gebiete im Zweifelsfall verbauen. Dieser Umstand ist spürbar und mindert deutlich den Taktikaspekt des Spiels. Trotzdem bleibt natürlich die Möglichkeit bestehen, auf eine spezielle Tierfolge oder Gebiete zu setzen und halt ein wenig Vertrauen in Fortuna zu legen.

Cascadia Schachtel - Foto von Kosmos

Ein weiterer Wermutstropfen ist neben der fehlenden Taktik auch der damit zusammenhängende fehlende Konkurrenzkampf. Für mich hat sich jede Partie Cascadia eher wie in Solospiel angefühlt. Was soll ich auch groß bei meinen Gegnern rumfuschen? Ich könnte ihnen eine Landschaft stibitzen oder ein Tier vor der Nase wegschnappen, aber wenn es mir selbst absolut nichts bringt, habe ich nicht wirklich einen Mehrwert davon. Generell ist durch die unterschiedlichen Anforderungen der Tiere die eigene Nase ohnehin mehr auf der eigenen Landschaft verankert.

Damit ist Cascadia ein schönes Spiel, was man zwar miteinander, manches Mal wohl aber auch nebeneinander erleben kann. Sicher, am Ende werden Punkte ausgewertet und es kommt ein wenig Ehrgeiz in einem auf, aber aufgrund des Glücksaspekts, der fehlenden Taktik und der ausbleibenden Eingriffsmöglichkeiten beim Gegenüber fühlt sich ein Sieg nicht unbedingt immer verdient und eine Niederlage nicht allzu eigenverschuldet an.

Finde ich Cascadia deswegen jetzt nicht gelungen? Ganz im Gegenteil! Wenn man es ein paar Mal gespielt hat und für sich einordnen kann, ist es ein wahnsinnig gelungenes Spiel.

Es wird wohl nie in der Kategorie Wettkampf mit Freundschaft landen. Wohl aber unter gemütlich miteinander spielen. Insbesondere der leichte Zugang, die schöne Inszenierung und die Wertigkeit der Materialien lassen Cascadia einen Platz im Schrank verdient erobern. Da lässt es sich auch gut darüber hinwegsehen, dass es im Grunde ein einfaches Legespiel mit einigen Sonderregeln ist. Besonders interessant sind im Übrigen auch die Herausforderungen. So gibt es insgesamt 35 Modifikationen, die das Spiel nochmal anpassen und somit einen hohen Wiederspielwert erzeugen. Wer also bis hier neugierig geworden ist, sollte ruhig mal eine Reise nach Cascadia riskieren!

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Cascadia

  • Titel: Cascadia
  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Randy Flynn
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 30-60
  • Jahrgang: 2022

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