Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen in den Wahnsinn treiben. Der tropfenden Wasserhahn oder die rote Fußgängerampel, die gefühlt nie auf Grün springt, seien an dieser Stelle nur als Beispiele genannt. Daneben gibt es kleine Kartenspiele mit vier handlichen Plüschfrüchten, die mit einem harmlosen Titel wie Fruddel Muddel daherkommen, einem Titel, der nichts davon verrät, welche Verzweiflung in dem Karton stecken könnte.
Dabei sind die paar Regeln des Titels von Daan Kreek (Zoch Verlag) überhaupt nicht kompliziert. Im Gegenteil. Die Karten quasi minimalistisch. Und doch blickt man nach ein paar Runden in die Gesichter der Mitspielenden und sagt: „Wow!“ Außer die vom Schicksal Begünstigten natürlich, die dem Rest der Gruppe zeigen: „Ist doch einfach.“ Ja, verdammt, es ist einfach! Und zwar so: Wenn die Karten es hergeben, greif eine der vier plüschigen Früchte aus der Mitte. Fertig ist eine Runde. Viel weniger geht ja kaum …
Darum ist Fruddel Muddel so gemein
So eine Karte hat aber einen farbigen Hintergrund, der eine Frucht symbolisiert. Dazu eine Frucht in der der Mitte, die unabhängig von ihrer Farbe die gezeigte Frucht darstellt. Und um diese Frucht gibt es noch einen farbigen Rahmen, der ebenfalls für eine Frucht steht. Alles klar? Drei In einer Karte! Sagte ich vorhin schon etwas mit Verzweiflung? Und nun geht es los.
Auf Kommando decken alle eine Karte auf. Die Kunst ist es jetzt, blitzschnell zu erkennen, welche Frucht oder sogar Früchte mehrheitlich auf den Karten zu erkennen sind. Beim Hintergrund mag es noch relativ einfach sein, bei der Umrandung wird es ein wenig schwieriger. Aber beim offensichtlichsten, nämlich der gut zu erkennen Frucht, steigt das Gehirn aus. Eine nicht zu verwechselnde Erdbeere in grün, wird gedanklich dann zur Birne.
Sobald die Karten offenliegen, kommt Puls. Der hetzende, schweifende Blick auf die Karten. Blitzschnell wird versucht abzuschätzen, welche Früchte abgebildet sind und dann – sofort zuschnappen, bevor eine andere Hand es tut. Jetzt wird sich angeschaut: Es gibt die Wissenden, die Zweifler. Die, die sich wundern (schon vorbei?). Und es gibt die, die genau wissen, dass sie jetzt leider eine falsche Frucht in der Hand haben. Nach der gemeinsamen Auflösung folgt natürlich noch die Belohnung: Wer richtig lag, darf die Karte behalten. Alle anderen geben Karten ab. Sobald ein Mitspieler ohne Kartenstapel ist, zählen die anderen ihre Karten. Wer dann die meisten davon hat, gewinnt bei Fruddel Muddel.
Steile Lernkurve beim Hinsehen und Zuschnappen
In Fruddel Muddel von Daan Kreek steckt zumindest am Anfang ein wenig die besagten Verzweiflung. Der Einzelne am Tisch mag sich vielleicht sogar beschränkt vorkommen, wenn die erfahrenden Spieler die Früchte wegschnappen und man selber dauernd mit leeren Händen da sitzt und Karten abgibt.
Fruddel Muddel ist spielerisch irgendwie anstrengend. So wie bei Geistesblitz und viele andere Titel mit dem Erkennen, Schnappen und Ärgern. Es gibt aber eine motivierende Lernkurve, die sich auch auf das Plüsch auswirkt. Man sieht es den Früchten natürlich irgendwann an, dass mit ihnen gespielt wurde. Die Waschmaschine richtet es jedoch wieder.
Spaß machen die Auflösungsgespräche. Die lachenden „Neiiin!“ am Tisch, wenn sich jemand vergriffen hat und es sofort merkt. Oder das „Jaaa!“, wenn aus Unsicherheit Gewissheit wird. Es gibt zu Fruddel Muddel nur zwei Meinungen. Mag ich oder mag ich nicht. Oder anders gesagt: Mag ich Hektikspiele oder mag ich sie nicht. Wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann unbedingt zugreifen. Im anderen Fall muss man schon masochistische Verzweiflung lieben.
Infos zu Fruddel Muddel
- Titel: Fruddel Muddel
- Verlag: Zoch Verlag
- Autor: Daan Kreek
- Spieleranzahl (von bis): 2-5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 15
- Jahrgang: 2022
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