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Sankt Petersburg (2014)

2014er-Schachtel Brettspiel Sankt Petersburg - Foto von Hans im Glück

Sankt Petersburg aus dem Hause Hans im Glück ist seit seinem Erscheinen im Jahr 2004 ähnlich wie Puerto Rico ein Kultspiel geworden und kam in vielen Spielerunden immer wieder auf den Tisch. Zusätzliche Popularität genoss es auch durch seine digitale Variante auf Yucata. 2008 folgte daraufhin die kleinere Erweiterung: In bester Gesellschaft und Das Bankett. Irgendwann lief dann allerdings die Produktion dieses alten Klassikers aus und das Spiel war im Fachhandel nicht mehr zu bekommen.

Initiiert durch die Spiele-Community und die Crowdfunding-Plattform Spieleschmiede arbeiteten die beiden Autoren Bernd Brunnenhofer und Karl-Heinz Schmiel sowie der Verlag Hans im Glück an einer Neuauflage, die anlässlich der Spielemesse in Essen 2014 dem Publikum präsentiert wurde.

Thematisch stellt das Spiel die ungeheuere Entwicklung dar, die das rückständige russische Zarenreich im 17. Jahrhundert unter der Führung von Zar Peter der Große nahm. Er reformierte fast alle Bereiche des Lebens und machte so innerhalb kürzester Zeit aus dem mittelalterlichen, rückständigen und vorwiegend agrarwirtschaftlich geprägten Russland eine ernstzunehmende Staatsmacht, die sich sofort anschickte, auf der europäischen Bühne ein gehöriges Wort mitzureden.

Darum geht es bei Sankt Petersburg

Die Spieler schlüpfen  bei diesem Karten-Brett-Spiel in die Rolle von russischen Adligen und wetteifern miteinander darum, den größten Anteil bei der Errichtung einer neuen Stadt zu leisten. Zu diesem Zweck werden Handwerker eingestellt, Gebäude errichtet und Adlige gewonnen, die die Verwaltung übernehmen. Dadurch verändert sich die Stadt in jeder Runde. Zu diesem Zweck müssen die Spieler offen ausliegende Karten erwerben, die Ihnen Geld oder Siegpunkte bescheren und gleichzeitig hoffen, dass sie den richtigen Zeitpunkt finden, um, statt wie am Anfang des Spiels mehr Geld als Siegpunkte zu generieren, stärker den Erwerb von Siegpunkten im Focus zu haben. Eine detaillierte Rezension und erste Eindrücke des Spielablaufes in Bezug auf die Auflage aus dem Jahr 2004 finden sich in der Rezension der Originalausgabe zu Sankt Petersburg.

Welche Änderungen gibt es zur Originalausgabe?

Ist Sankt Petersburg zehn Jahre später nur eine reine Neuauflage des Klassikers, oder hat der Verlag Hans im Glück auch redaktionelle Arbeit geleistet und das Spiel überarbeitet? Diese Frage muss leider mit einem klaren Jein beantwortet werden. Das Grundspiel selbst wurde nicht angetastet und bis auf Kleinigkeiten in der alten Fassung belassen. Wirklich neu sind neben den beiden bekannten Erweiterungen aus dem Jahre 2008 vier weitere Module sowie eine erweiterte Version des Grundspiels, die auch einen eigenen Spielplan erhalten hat und mit bis zu fünf Spielern gespielt werden kann. Und natürlich wurde auch das gesamte optische Erscheinungsbild des Spiels vollständig überarbeitet.

Sankt Petersburg – was bringen die neuen Module im Spiel?

Schnell und flexibel lassen sich, je nach Anspruch der Spieler, die einzelnen sechs Module in das Grundspiel integrieren. Das erste Modul – „Das Bankett“ – liefert neben drei normalen Karten auch zwölf Sonderkarten die unter bestimmten Vorraussetzungen direkt von der Hand ausgespielt werden. Das zweite Modul – „In bester Gesellschaft“ – liefert zwölf neue Karten, die einfach ins Grundspiel eingemischt werden und so für mehr Varianz sorgen. Durch das dritte Modul – „Die Helfer“ – erhält jeder Spieler zufällig einen Helfer zugelost, der ihn beim Kauf von bestimmten Karten finanziell unterstützt. Nach dem Ende der Runde wechseln die Helfer reihum ihre Besitzer. Mit Modul Vier – „Die Ereignisse“ – kommen, wie der Name schon vermuten lässt, sechs Ereignisse ins Spiel. Jeder Spieler kann eines der Ereignisse ab dem zweiten Durchgang auslösen. Allerdings gilt hier: Wenn weg, dann weg. Modul Fünf bringt „Die Aufträge“ mit. Jeder Spieler bekommt am Anfang des Spiels drei Aufträge. Von diesen sucht er sich am Ende des Spiels einen aus, der gewertet wird und Siegpunkte generiert. Das sechste Modul schließlich – „Die Hürden“ – integriert zwei Arten von Schranken ins Spiel, die an die Siegpunktleiste gekoppelt sind. Die eine Art schüttet Geld oder Siegpunkte bei Überquerung aus, die andere Art verhindert ein weiteres Vorrücken auf derselben wenn bestimmte Vorraussetzungen nicht gegeben sind.

Das erweiterte Grundspiel

Die erweiterte Form des Grundspiels nimmt zum einen den fünften Spieler in die Runde auf und bringt als wichtigste Neuerung den Markt und damit verbunden die Marktkarten ins Spiel. Diese sind die fünfte Kartenart, die erworben werden kann. Auf einer zugeordneten Tabelle wird der Besitz der einzelnen Waren dokumentiert und mit Siegpunkten honoriert. Auch hier gilt natürlich: Je mehr, desto besser.

Wie gut ist die Neuauflage von Sankt Petersburg?

Hans im Glück erweckt mit dieser zweiten Edition von Sankt Petersburg den alten Klassiker wieder zu neuem Leben. Das finanzielle Risiko für den Verlag wurde dank der Crowdfunding-Kampagne deutlich reduziert, und in diesem Zusammenhang konnten auch die sechs Module integriert werden. Dass zum Schluss, wie leider oft üblich, die eigentlichen Förderer dieser Neuauflage das Nachsehen hatten und mit ein paar belanglosen Floskeln abgespeist wurden, gibt dem ganzen einen bitteren Beigeschmack.

Über Sinn und Nutzen der einzelnen Module lässt sich natürlich trefflich streiten, da das eigentliche Hauptspiel rund war und ist und auch ohne diese ganz hervorragend funktioniert. Die Möglichkeit jedoch, immer mal wieder die bekannte Ausgangslage ein wenig verändern zu können, gefällt mir recht gut. Auch in der erweiterten Version des Grundspiels steckt einiges an Potenzial. So können eingefahrene Strategien aufgebrochen und das Spiel auch für Kenner und Fans der ursprünglichen Version wieder interessant gemacht werden. Einen sehr großen Minuspunkt erhält der Verlag jedoch für die in meinen Augen völlig verkorksten Charakterkarten. Kommen die Gebäude- und Marktkarten noch recht frisch und gut unterscheidbar daher, so sind sowohl die Handwerker als auch die Adligen das komplette Gegenteil. Von der Farbwahl und dem Druck viel zu dunkel geraten, zeigen insbesondere die Handwerkerkarten, was alles schiefgehen kann, wenn man sich zu sehr auf Photoshop und Co. verlässt. Geht man nun noch davon aus, dass diese Auflage recht lange vorbereitet wurde, wiegt dieser Fauxpax umso schwerer. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen!

Sankt Petersburg in seiner zweiten Edition ist ohne Zweifel ein sehr gutes Spiel was allen Familienspielern und Vielspielern, die es noch nicht besitzen, nur dringend ans Herz gelegt werden kann. Ist allerdings im Haushalt schon die ältere Version vorhanden, so muss jeder für sich abwägen, ob die Vorteile einen Neukauf notwendig machen. In jedem Fall sollte es als Anregung aufgefasst werden, sodass Sankt Petersburg in der einen oder andern Version wieder einmal auf den Spieletisch kommt.

Infos zu Sankt Petersburg (2014)

  • Titel: Sankt Petersburg
  • Verlag: Hans im Glück
  • Autor: Karl-Heinz Schmiel, Bernd Brunnhofer
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10-
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2014

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