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Messebericht: Spiel Doch Dortmund 2023

Gruppe von spielenden Personen auf der Spiel Doch 2023 in Dortmund

Das Beste vom Samstag: zwischen frischem Wind und guter Unterhaltung

Mit der Spiel Doch in Dortmund ist der Nostheide Verlag dabei, neben der Spiel in Essen eine zweite Messe für Gesellschaftsspiele im Ruhrgebiet zu etablieren. Zwar kann man auch im vierten Jahr weder mit internationalem Flair noch mit einer Flut an Neuerscheinungen punkten, dafür aber doch mit einer wachsenden Besucherzahl. Waren es im vergangenen Jahr knapp 11.000 Besucher, strömten dieses Jahr, verteilt auf drei Tage vom 28.04. bis 30.04.2023, immerhin über 14.000 Menschen in die Halle 4 der Messe Dortmund.blank

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Von diesem Besucherstrom war allerdings Samstagmorgen um 9:30 Uhr nichts zu spüren. Die Anfahrt auf einen der Messeparkplätze gelang problemlos ohne Stau und damit verbundene Wartezeiten. Auf dem Parkgelände standen morgens gerade einmal neun Autos. Auch auf dem Weg zur Halle waren kaum Menschen unterwegs. An der Kasse wartete ein Dutzend Personen. Was – wie sich kurz darauf herausstellte – aber daran lag, dass wir die falsche Halle betreten hatten. Der parallel stattfindende Antikmarkt schien wohl auf wenig Interesse zu stoßen.

Stranger Fan-Rip-Off und Kontofräse

Anderes Bild dann im Eingangsbereich zur Halle 4 und 5. Vor dem Eingang zur Halle 4 gab es die aus Essen bekannte Menschenschlange mit diszipliniert ausharrenden Spielefreunden. Diesen Besucherstrom konnte die ebenfalls parallel in Halle 5 stattfindende Stranger Con nicht verzeichnen. Scheinbar waren doch nur wenige Stranger Things Fans bereit, knapp über 100 Euro Messeeintritt zu bezahlen bzw. über 300 Euro, wenn man dann noch Selfie und Autogramm der vier anwesenden Darsteller (u. a. Millie Bobby Brown und Joe Keery) ergattern wollte. Gnadenloser Fan-Rip-Off und böse Fräse in das Konto.

Keine Plünderer zu sehen

Menschlange in der Eingangshalle bei der Spiel doch in Dortmund 2023
Menschenschlange in der Eingangshalle bei der Spiel doch in Dortmund 2023

Böse Fräse in das Konto kann eine Spielemesse natürlich auch sein. Wer kennt sie nicht, die Bilder aus Essen, wenn manische Brettspieler schon frühmorgens eskalieren wie die Amerikaner beim Black Friday. In Minuten bepackt mit Kartons, Beuteln, Säcken, Koffern, Sattelschleppern … wie Plünderer in Katastrophengebieten.

Das war in Dortmund so nicht. Zumindest habe ich es so nicht wahrgenommen. Klar, ein paar Bepackte gab es auch hier, aber mit Schaum vor dem Mund war niemand zu sehen. Was zum einen sicherlich daran lag, dass wenig Exklusives und/oder Neues geboten wurde, zum anderen auch an den Preisen, die keinen Schnäppchencharakter hatten, sondern häufig über dem Angebot des lokalen oder Online-Handels lagen. Besonders verrückt tat sich hier wieder der Markt für gebrauchte Spieler hervor, der die Dinger teils zu höheren Preisen verscherbelte als der Online-Handel aktuell für Neuware aufruft.

Erleben statt Verschulden

Eine Kaufmesse war die Spiel Doch dennoch nicht. Hier stand das Erleben im Vordergrund. Und das funktionierte in Dortmund sehr gut. Das Licht in der Halle war angenehm, die Luft klar und frisch und auf den breiten Gängen wäre man sich auch nicht indie Quere gekommen, wenn noch ein paar 1000 Personen mehr an diesem Wochenende die Messe aufgesucht hätten. Mit 7,50 Euro im Vorverkauf und 9 Euro an der Tageskasse war der Eintrittspreise vollkommen in Ordnung. Lediglich 9 Euro für das Parken war schon etwas happig. Aber das lag vermutlich nicht in der Hand des Veranstalters.

Frischer Wind beim Erklären

Mit ca. 100 Ausstellern wurde zudem ein guter Überblick über das nationale Geschehen geboten. Auch wenn die Spieltische bei allen Ausstellern durchgehend gut besetzt waren, musste man nicht allzu lange warten, um irgendwo seinen Allerwertesten platzieren zu können. Dass es in der Halle für eine Messe recht ruhig zuging, merkte man auch den Erklärbären an. Samstag wirkte das Personal durchgehend noch frisch, aufmerksam und enthusiastisch. Die üblichen Stimmprobleme sowohl auf Seiten der Erklärbären als auch der Besucher blieben aus.

Und während in Essen an üblen Tagen (vor allem Samstags) der Stresspegel mittags schon den orangenen Bereich streift, blieb er in Dortmund durchwegs im grünen Bereich. Was wiederum auch der eigenen Aufmerksamkeit zugute kam, wenn man an einem Tag mehreren Erklärungen folgen musste. Auch der Smalltalk mit Ausstellern und Besuchern verlief deutlich relaxter als bei der stark frequentierten Oktobermesse.

Gute Unterhaltung und Information für Jedermann

Dortmund empfiehlt sich daher vor allem für die Leute, die einmal in aller Ruhe ohne strengen Einkaufszettel und hohe Erwartungen über eine Spielemesse flanieren wollen. Für Insider und absolute Geeks wird vermutlich zu wenig geboten, für alle anderen und gerade für Familien reicht das Angebot aber locker für ein bis zwei Tage Unterhaltung und Information.

Wer dann noch die Nadel im Heuhaufen sucht und sich über die feurigen Preise für Essen und Getränke echauffiert, war zum einen wohl noch nie auf einer Messe und hat zum anderen die Inflation verpennt. Dass die Preise über der lokalen Pommesbude liegen, weiß man vorher und deckt sich entsprechend selbst ein.

Endgültig ein Frühjahrsevent

Summa summarum hatte unsere 3er-Gruppe von morgens 10 Uhr bis abends 19 Uhr einen rundum guten Tag auf der Messe – wenn mir auch das besondere Flair der früheren Duisburger Location etwas fehlte. Wenn die Messe wie nun bekanntgegeben in den kommenden Jahren weiter wächst, dürfte sie sich damit endgültig als festes Frühjahrsevent in der Spielecommunity etablieren.

Zeit für Spiele

Kommen wir nun zu den Spielen, die wir an dem Tag ausprobiert haben – mit der Bitte zu berücksichtigen, dass es sich lediglich um Ersteindrücke handelt.

Kein Sauerstoff im Weltraum, dafür viel Luft in der Schachtel

Spieleschachtel und Spielkarten des Kartenspiels Noobs im Weltraum
Noobs im Weltraum – Leider nicht der nächste erhoffte Hit aus dem Kosmos Verlag

Kosmos präsentiert mit Noobs im Weltraum erneut ein Spiel mit der Schachtelgröße von Die Crew, was vorab hohe Erwartungen weckt. Allerdings ist nicht einmal die Hälfte der Schachtel mit Karten gefüllt, was aus verschiedenen Gründen ärgerlich ist. Und viel Luft und wenig Lust ist auch im Spiel selbst. Noobs im Weltraum ist ein kooperatives Kommunikationsspiel, bei dem jeder Spieler eine gewisse Anzahl an Karten auf der Hand hat, über die er zwar reden, die er seinen Mitspielern aber nicht zeigen darf. In jedem Level versuchen wir mittels der Karten Aufgaben zu lösen und den richtigen Lösungsweg zu finden. Das klappt in unserer 5er-Besetzung irgendwie, obwohl uns das Spiel und die gestellten Aufgaben recht ratlos zurück lassen. Dass dies alles unter Zeitdruck geschieht und die gemessene Zeit Einfluss auf die Wertung hat, macht es dann auch nicht wirklich spannender.

Noobs im Weltraum wartet insgesamt mit acht Leveln mit steigendem Schwierigkeitsgrad auf. Vielleicht wird es mit steigendem Schwierigkeitsgrad interessanter, aber die ersten beiden Level haben keinen von uns abgeholt. Dass man nach den acht Leveln nicht mehr spielen kann, weil man die Lösung kennt, macht es auch nicht besser. Gut ist immerhin, dass das Spielmaterial nicht zerstört wird und man es weitergeben kann. Dennoch sehe ich in einem vergleichbaren Exit-Spiel mehr Spielspaß. Soviel vorweg: Noobs im Weltraum war unser Flop des Tages.

Holy Moses! Wer tötete Fabian?!

Immer und überall vertreten ist auch der Mosesverlag, der für meinen eigenen Spielgeschmack eher wenig Kost bietet. Dennoch lassen wir uns an diesem Morgen einmal drei „Verlagsneuheiten“ präsentieren.

Spielbrett zum Spiel Black Stories aus dem Moses Verlag
Überraschend unterhaltsam: Black Stories – das Spiel

Den Anfang macht Black Stories – das Spiel. Nicht die 2008er-Version, sondern das noch einigermaßen frische Exemplar aus dem Jahr 2022. Wie gewohnt müssen wir bei Black Stories düstere, bizarre Rätsel lösen. Im Gegensatz zum Kartenspiel, bei dem einer aus der Gruppe als Gebieter die Lösung kennt und die Fragen der Spieler mit Ja und Nein beantwortet, übernimmt hier das Spiel die Rolle des Gebieters und alle Spieler zusammen können mittels verschiedener Karten, die eine zusammenhänge Geschichte erzählen. Dabei gibt es nicht nur Punkte für die Beantwortung der finalen Frage, sondern auch über das Beantwortung von Fragen auf dem Weg hin zur endgültigen Aufklärung.

In unserem Demofall beschäftigen wir uns mit Fabians Schicksal, Torbens Spieleabend und Mias Ausrutscher auf einer Kostümparty. Die einzelnen Karten bieten mehr oder weniger dezente Hinweise auf den Werdegang und den Tätger, so dass es durchaus möglich ist, den Fall durch geschicktes Auswerten der Indizien aufzuklären.

Viel wichtiger ist aber: Das macht allen in unserer Gruppe Spaß und ist angenehm kurzweilig. Mit 20 Fällen bietet das Ding hier für ca. 27 Euro auch genug Material für einige Spieleabende.

Mastermind sucht Superhirn zwecks gemeinsamer Deduktion

Spielmaterial des Deduktionsspiels Kryptx
Kryptx – Deduktionsspaß für Freunde des klassischen Mastermind

Ebenfalls aus dem Jahr 2022 ist Kryptx, ein Spiel, was vor allem Freunde von Mastermind/Superhirn ansprechen dürfte. Hier hat jeder Spieler drei Karten vor sich stehen, die jeweils eine von fünf Farben und eine Zahl von 0-9 zeigt. Die anderen Spieler sehen nur die Rückseite der Karten. In jeder Runde muss jeder Spieler einen Hinweis auf eine seiner Karten geben, indem er eine seiner Handkarten ausspielt. Mittels der Handkarte kann er einen Hinweis auf Farbe und Zahl einer seiner vor sich stehenden Karten geben.

Dabei muss er natürlich so vor gehen, dass es möglich schwierig für seine Mitspieler ist, seine drei verdeckten Karten durch die Hinweise zu erraten – schließlich spielt man gegeneinander. Anschließend darf er eine Frage zu einer verdeckten Karte seiner Mitspieler stellen, die vom Befragten mit Ja oder Nein beantworten werden muss. Ist die Antwort ein Nein, muss der Spieler einen weiteren Hinweis geben. Der Spieler, der als erster von allen Mitspielern die verdeckten Karten errät, gewinnt das Spiel.

Kryptx ist definitiv nichts für Spielegeeks, aber für Wenigspieler mit Spaß an Deduktionsspielen durchaus eine gute Nummer.

Knobelspaß für Grundschulkinder

Spielhaus des Spiels Das geheimnisvolle Haus
3D-Haus und UV-Lampe: Das geheimnisvolle Haus ist ein (viel zu) kurzer Knobelgaudi für Grundschulkinder

Frisch aus der Druckpresse kommt Das geheimnisvolle Haus – 3D-Rätsel-Abenteuer, bei dem wir definitiv nicht das anvisierter Zielpublikum sind. Das hier ist etwas für Grundschulkinder, die Spaß an einfachen Rätseln haben, welche durch den Einsatz einer UV-Lampe und dem 3D-Haus etwas mehr Reiz als ein einfaches Knobelheft entwickelt. Allerdings dürften die 21 Rätselkarten nicht für langen Spielspaß sorgen.

Blitze, Adamantium und Laserstrahlen

Spielmaterial des Spiels Marvel United: X-Men
Marvel United: X-Men. Wolverine, Storm und Cyclops nicht in Bestform.

Bei Asmodee versuchen wir uns an dem neuen Output der Mavel United Reihe „X-Men“. Zu dritt wollen wir mit Wolverine, Storm und Cyclops die finsteren Pläne von Sabretooths stoppen, indem wir Heldentaten verbringen, Zivilisten retten und Schurken verkloppen. Gejagt von Sabretooth gehen unsere Helden das eine oder andere Mal zu Boden, aber bis kurz vor Ende sieht das nach einer einfachen Nummer für uns aus. Dennoch verlieren wir plötzlich und heftig. Die kindliche Grafik und das einfache Spielprinzip haben uns dann doch etwas eingelullt. Und so kann ich nach einer Partie nicht einmal sagen, ob das hier eine lohnenswerte Kiste ist.

Läufer, Schlurfer und Zombiehunde

Spielmaterial des Flip'n'Write Spiel Zombicide: Feuer Frei
Läufer, Schlurfer und Zombiehunde machen uns auch beim Flip’n’Write Zombicide: Feuer frei das Leben schwer

Eindeutiger fällt die Aussage da bei Zombicide: Feuer Frei aus. Roll‘n‘Write, Flip‘n‘Write & Co haben es bei mir recht schwer. Spiel ich wenn ich muss, aber würde ich nicht freiwillig meiner Sammlung hinzufügen. Das Ding hier hat aber echt Laune gemacht und vor allem Atmosphäre verbreitet. Im Kern besiegen wir hier die einzelnen Zombies und schließlich den Endgegner, indem wir tetrislike alle Kästchen bei unseren Gegnern wegstreichen, bevor sie uns den Garaus machen. Dabei haben wir verschiedene Waffen, die wir nach und nach aufrüsten und somit effektiver werden. Aber auch unsere Gegner legen nach und nach einen Zahn zu. Haben wir an diesem Tag auch unehrenhaft verloren, wobei wir dem Endgegner, dem Superzombie, nicht einmal einen Schaden zufügen konnten. Da es das Zombicide Feeling gut transportiert, gehört Zombicide: Feuer Frei nach einer Partie mit zu den Tageshighlights.

Ich bin Ghandi und Du leider Boris Becker

Spielmaterial Secret Identity
Wenn Ghandi erraten muss, wo am Spieltisch Boris Becker, Donald Trump und Gott sitzen, dann wird Secret Identity gespielt.

Andere Nummer aber ebenfalls sehr unterhaltsam war Secret Identity von Strohmann Games. Jeder Spieler bekommt hierbei eine verdeckte, prominenten Identität zugewiesen, die er den anderen Mitspielern über Piktogramme mitteilen muss. Wobei man die Piktogramme dazu nutzen kann, um auf Eigenschaften hinzuweisen – oder eben auch nicht. Clou dabei ist, dass man für jede Partie nur eine gewisse Anzahl an Piktogrammen hat, so dass die Auswahl in den letzten Runden recht dünn wird. Secret Identity erfindet das Rad nicht neu, irgendwie hat man das in einer anderen Form schon irgendwo einmal gesehen, aber es funktioniert gut und macht in der richtigen Runde – die wir an dem Tag hatten – ordentlich Laune.

Mariokart mit Dinosaurieren

Dinosaurierminiatur des Spiels Dodos Riding Dinos
Wenn Bananen, Eier und Meteoriten von Dodos gelenkte Dinosauriern das Leben schwer machen, weiß man, dass die Spieleautoren um immer neue Themen bemüht sind.

Bei Taverna Ludica Games gehörte Dodos Riding Dinos zu den Messeneuheiten und mit 57 Euro sicherlich auch zu den Portemonnaie-Fräsen. Dafür bekommt man aber auch Dinosaurierminiaturen, zwei doppelseitige Spielpläne und fünf Holzgeschosse. Das Spielprinzip in der uns erklärten Grundversion hingegen ist recht banal. Jeder spielt einen Dinosaurier, der von einem Dodo in einem Rennen geritten wird. Wer als erster den Parcour auf dem Spielplan bestritten hat, gewinnt das Spiel.

Die Dinos werden hierbei über die Handkarten der Spieler bewegt. Dazu spielen alle verdeckt eine Handkarte, die in Spielerreihenfolge abgehandelt wird. Wutkarten sind dabei stärker als normale Karten, aber ihre Effekte kommen nur zum tragen, wenn lediglich eine Wutkarte in einer Runde gespielt wurde. Über die Karten werden die Dinos aber nicht nur gezogen, sondern man kann durch bestimmte Effekte auch die Dinos seiner Mitspieler abschießen – zum Beispiel durch Bananen, Eier oder Meteoriten. Hierbei kommen die Holzteile zum Einsatz, die geschnippt, geworfen oder fallen gelassen werden. Bei Treffern erhalten die getroffenen Dinos Nachteile. Effekte lassen sich aber durch Reaktionskarten verhindern – wenn man denn welche hat. Dabei muss man auch aufpassen, dass man immer genügend Karten bis zum Ende auf der Hand hat, weil man sonst Felder zurückgehen muss.

Dodos Riding Dinos ist kurzweilig, sieht aufgrund des Materials auch hübsch aus, scheint mir aber insgesamt zu wenig dauerhaften Reiz zu besitzen, dass die Leute den hohen Preis ignorieren werden.

Asymmetrische Jagd in den Weiten des Ozeans

Spielbrett des Prototypen Kelp.
Der Haifisch, der hat Zähne. Und Hunger. Aber der Oktopus ist ein ganz perfider Geselle. Zumindest beim 2-Personen-Spiel Kelp.

Kelp (engl. für Seetang) ist hingegen der Prototyp eines 2-Personen-Spiels des Hamburger Spieleverlags Wonderbow Games. Das Spiel ist asymmetrisch nicht nur hinsichtlich der Rollen, sondern auch von den Mechanismen. Ein Spieler spielt einen Oktopus, der sich mittels eines Deckbuilingmechanismus auf einem 3 x 3 Steine-Raster vor einem hungrigen Hai versteckt. Der Hai wird vom zweiten Spieler über einen Bagbuilding-Mechanismus gesteuert.

Während der erste Spieler in jeder Runde sein Deck verbessert und den Oktopus verdeckt auf dem Raster bewegt (oder auch nicht) und dem Hai Fallen stellt, zieht der Haispieler zwei farbige Würfel aus dem Beutel, mittels derer er eine Strömung auf dem Spielplan aufbauen, hinter Steinen suchen sowie blind oder gezielt das, was sich hinter einem Stein befindet, fressen kann. Außerdem kann auch er seinen Hai „optimieren“, indem er Spezialfähigkeiten freischaltet und Karten mit Zusatzeffekten kauft.

Spieleschachtel des 2-Personen-spiels Kelp
Noch lacht der Leckerbissen auf dem Cover.

Allerdings müssen beim Kartenkauf und auch bei den Fressversuchen Würfel auf eine Hungerleiste gelegt werden. Sobald diese bis oben gefüllt ist, verhungert der Hai und der Oktopus gewinnt.

Vom Spielgefühl ähnelt das Stars Wars Rebellion. Nur vom Gefühl! Weil der eine Spieler sich versteckt und auf Zeit spielt, während der andere Spieler ihn in einer gewissen Anzahl von Runden finden muss. Das sorgt auf beiden Seiten für eine gewisse Anspannung, die genau wie bei Star Wars Rebellion zwischen angenehm und unangenehm pendelt. Wie gut das Spiel wirklich funktioniert, kann man nach einer Partie nicht sagen, aber ich fand es … „raffiniert“.

Monsterkloppende Babys

Ebenfalls frisch aus der Senftube kommt The Binding of Isaac: Four Souls, erschienen bei Pegasus, und ebenso wie Dorfromantik auf einem Computerspiel basierend, das unsere beiden Erklärbaren auch zu fortgeschrittener Zeit noch zu Lobhudelei zwang.

Spielmaterial von The Binding of Isaac: Four Souls
Bei Pegasus scheinbar ein neuer Trend: Computerspieladaptionen. Ob Binding of Isaac genau wie Dorfromantik ein Erfolg wird?

Die optische Gestaltung der Karten orientiert sich dabei stark an der Computergrafik und auch das Spielprinzip unterscheidet sich laut Erklärbären nicht sonderlich von der Vorlage. Jeder von uns spielt dabei einen biblischen Charakter (anscheinend im Babyalter), der Monster töten und vier Seelen sammeln muss, um das Spiel zu gewinnen. Damit wir den Monmsterscharen gewachsen sind, sammeln wir Beute und Schätze, rüsten unseren Charakter auf und leveln ihn nach und nach auf. Damit das Spiel aber nicht zum öden Monsterbashing verkommt, können wir auch in die Züge unserer Mitspieler eingreifen, ihnen das Leben beim Monsterkloppen schwer machen oder für eine kleine Gefälligkeit in Form von Talern unter die Arme greifen. Denn wenn man gegen ein Monster verliert, verliert man auch Ausrüstung und Geld.

Um einen Vergleich bemüht verwies unser Erklärbär immer wieder auf Munchkin, was vom Thema naheliegend ist. Im Gegensatz zu Munchkin setzt The Binding auf Isaac aber weniger auf Humor, bietet dafür aber auch mehr Spiel. Dennoch hat es mich beim Anspielen nicht restlos überzeugt. Würde ich aber gerne noch einmal in einer Gruppe mit perfiden Mitspielern spielen.

Zum Schluss noch mal ordentlich Geld raushauen…

Spielmaterial des Spiels QE.
Was interessiert mich, was die Welt kostet. Bei QE druck ich mir mein Geld selbst.

Auch nicht mehr ganz neu, aber dafür aktuell immerhin für das Kennerspiel 2023 gehandelt, ist QE von Strohmann Games. Hier spielt jeder eine Nation, die Geld druckt, um weltweit Unternehmen finanziell unter die Arme zu greifen. Um dies zu tun, versuchen sich die Spieler geschickt beim Einsatz der Finanzen zu überbieten. Denn für jedes gewonnene Unternehmen gibt es Punkte. Und Zusatzpunkte, wenn es sich dabei um ein Unternehmen im eigenen Land handelt. Oder wenn man zum Schluss Sets von vier verschiedenen Industriezweigen hat. Der Clou bei QE ist aber, dass der Spieler, der zum Schluss das meiste Geld ausgegeben hat, aus der Wertung fliegt. Es gilt somit über die gesamte Spieldauer zur richtigen Zeit das nötige Geld locker zu machen und dabei seine Konkurrenten zu überbieten, aber auch nicht zu viel auszugeben, damit man am Schluss für seinen Einsatz belohnt wird.

QE ist vom Prinzip her einfach, aber auch genauso originell und unterhaltsam. Und wird von Strohmann Games als Familienspiel geführt, wo ich es auch sehen werde. Warum es in gewissen Kreisen bei der Auswahl zum Kennerspiel des Jahres 2023 genannt wird, erschließt sich mir nicht.

… und Fabriken bauen

Spieleschachtel des Spiels Fantastic Factories
Knatschbuntes Kennerspiel: Fantastic Factories

Auf den letzten Metern wagten wir uns noch am gleichen Stand an Fantastic Factories, was optisch an Machi Koro erinnert, aber nach der Regelerklärung definitiv von der Komplexität ein Stück drüber ist. Leider mussten wir nach einer Runde aufgrund fortgeschrittener Zeit und Messeschluss abbrechen, so dass an dieser Stelle kein Urteil möglich ist. Der Mix aus Engine Building und Dice-Placement, um Fabriken zu bauen und Arbeiter einzusetzen, machte zumindest einen interessanten Eindruck. Scheint auf jeden Fall genug Freunde gewonnen zu haben, da man dem Spiel immerhin zwei Erweiterungen spendiert hat.

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