Genau deswegen müss(t)en Spiele stets ausprobiert werden, bevor ein einigermaßen sinnvolles Statement über sie möglich ist. Alles andere basiert auf Spekulationen und Vorurteilen und ist entsprechend fehleranfällig. Der Blick auf die Schachtelgrafik und selbst das Studium der Anleitung ersetzen daher das effektive Spielen nie, was sich bei Pi mal Pflaumen von Matthias Cramer (Pegasus Spiele) mal wieder in schönster Deutlichkeit gezeigt und bestätigt hat.
Pi mal Pflaumen: erster Eindruck und dann das Spiel …
Der erste Eindruck und auch die Spielregeln lassen jedenfalls wenig Aufregendes erahnen. Zahlenkarten mit Abbildungen von Fruchtsorten und Zahlenangaben sollen ausgespielt werden. Davon kann sich anschließend jeder Spieler in der Reihenfolge der Wertangabe der eigenen Karte eine aussuchen und vor sich auslegen. Damit können bestimmte Aufgaben erfüllt werden. Diese tragen Siegpunkte ein, mit denen nach drei Durchgängen zu je sechs Spielrunden der Sieger ermittelt wird.
Etwas zusätzlichen Pepp verspricht einzig die Tatsache, dass die Karten kleine Sonderfunktionen aufweisen, die unmittelbar nach dem Auf- und Rausnehmen der Karte zum Tragen kommen. So darf beispielsweise eine gegnerische Karte geklaut oder aber mit einem Hund eine feindliche Attacke abgewehrt werden. Andere liefern die Aufgaben, für die es am Ende Siegpunkte gibt. Außerdem erhält der Ausspieler der tiefsten Zahlenkarte jede Runde eine Pflaume, die als Joker jede andere Fruchtsorte zum Erfüllen von Aufgaben ersetzen kann.
Erstanliches Ergebnis bei Pi mal Pflaumen
So weit so banal. Und dennoch bereitet das kleine Stichspiel erstaunlichen Spaß und entwickelt eine Tiefe, die niemand erwartet hätte. Von Beginn an wird viel taktiert. Spiele ich eine hohe Zahlenkarte aus, um als erster auswählen zu dürfen, oder will ich im Gegenzug mit einer möglichst tiefen Karte die Pflaume ergattern zur einfacheren Erfüllung späterer Aufträge? Welche Fruchtsorten dienen mir selber und welche möchten die Gegner sammeln? Und lohnt sich eine weitere Auftragskarte oder hilft mir eine andere Sonderfunktion mehr?
Da alles rasch verstanden und erlernt ist, gibt es kaum Anlaufzeit. Und so wird bereits die erste Partie von Pi mal Pflaumen zum spannenden, aber keineswegs anstrengenden Ringen um die einzelnen Karten und Punkte. Außerdem enthält das Spiele kleine Gehässigkeiten, die man der hübschen Aufmachung nie zutrauen würde. Ein tolles Spiel also, das eigentlich auch einer ziemlich speziellen Jury ziemlich gut gefallen dürfte …
2 Kommentare
"eine Pflaume, die als Joker jede andere Fruchtsorte zum Erfüllen von Aufgaben ersetzen kann."
Woher habt ihr das denn? Das ist definitiv nicht so. Die Pflaumen sind einfach eine weitere Sorte Obst.
Richtig, das haben wir inzwischen auch festgestellt. Allerdings hat sich der Irrtum der ersten Partie bei uns inzwischen fast zu einer Art Hausregel entwickelt: Es gibt durchaus zusätzliche taktische Möglichkeiten, wenn gezielt auf den letzten Rang bei der Kartenauswahl gespielt werden kann, um so einen Joker für bestimmte Wertungen zu erhalten.
Im Gegenzug sind bei dieser Spielweise dann die Pflaumen/Joker auch die bevorzugten Angriffsziele, wenn gegnerische Karten geklaut werden dürfen. Sie bleiben daher meist nicht lange liegen, sondern werden möglichst rasch für eigene Wertungen verwendet, bevor sie abhanden kommen können.
Probiert am besten einfach aus, welche der beiden Regelvarianten Euch am besten gefällt!