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Forum Trajanum

Forum Trajanum - Ausschnitt - Foto von HUCH

Stefan Feld hat mal wieder seinen Lieblingskaiser bemüht: Trajan, Römischer Kaiser 98 bis 117 n. Chr.. Bereits in 2011 hatte er ein opulent ausgestattetes und nobel aufgemachtes Spiel mit dem Namen des als optimus princeps bezeichneten Herrschers versehen (Trajan, Ammonit Verlag). Nun lässt er ihn ein Forum bauen: das Forum Trajanum (HUCH!).

Aber weil Kaiser eben nicht schuften, errichten es zwei bis vier Spieler für ihn, in dem sie von ihren Spielertableaus Plättchen nehmen und diese auf indirektem Weg beim Bau des Forums verwenden. Da neben dem Herrn Trajan auch der Name Feld auf der Packung steht, kann man sich ausmalen, dass das nicht simpel sondern verstrickt und anfällig für Grübellust ist.

Wie funktioniert Forum Trajanum?

Von seinem mit verdeckt ausliegenden Plättchen belegten Spielertableau, der Colonia, sucht jeder Spieler zwei Coloniaplättchen aus. Die Plättchen bringen ihm Ressourcen in Form von Arbeitern, Baumeistern, Assistenten oder Tribunen. Manche enthalten auch Fortschritte für die Prestigeskala, Geld oder Einwohner. Letztere können auch wieder die Siegpunkte mehren, bringen mit Spezialfunktionen aber auch dauerhaft Vorteile beim Tausch von Ressourcen oder dem Einsetzen von Plättchen an anderer Stelle.

Forum Trajanum Spielaufbau - Foto von Axel Bungart

Zuvor aber muss sich der Spieler ein erstes Mal entscheiden: Der Spieler gibt eines der beiden Plättchen seinem rechten Nachbarn. Da er auch eines von seinem linken Nachbarn erhält, hat er dann wieder zwei. Es folgt der Entscheidung zweiter Teil: Von den beiden Plättchen darf er (in der Regel) nur eines verwenden. Oft genug eine schwere Entscheidung. Soweit der kreative Teil. Danach darf der Spieler noch ein Bauwerk in seiner Colonia errichten, wofür er die Arbeiter und Baumeister braucht, und das ihm – natürlich – früher und/oder später Punkte einbringt. Später wird das verwendete Plättchen in den meisten Fällen als Gesandter ins Forum geschickt – was ja eigentlich erst noch gebaut wird und deshalb thematisch irgendwie Quatsch ist. Sei’s drum: Der Gesandte sorgt dort bei den Wertungen für Punkte. Das alles en Detail zu beschreiben kann die Spielregel besser, weshalb es hier beim groben Umriss bleibt. Nach eineinhalb bis zwei Stunden endet eine Partie Forum Trajanum und es gewinnt, wer die meisten Siegpunkte hat.

Wie gut ist Forum Trajanum?

Die spannendste Frage, die man sich als Fan von Spielen von Stefan Feld stellt: Ist das ein typischer Feld? Ja, schon. Feldtypisch zieht man an aus jeder Ecke Punkte; mindestens (je nach Betrachtungswinkel) sieben bis neun Punktequellen füllen nach und nach das Punktekonto. Mit dem Bau eines einzigen Gebäudes pro Runde sind die Optionen für einen Spieler nicht unüberschaubar. Aber bis man dort ankommt, welchen Zweck man damit erfüllt und welche Auswirkungen der Bau auf das strategische Ziel jedes Spielers hat – das ist – auch feldtypisch – eine anspruchsvolle Aufgabe. Im Gegensatz zu Trajan, bei dem einzelne Komponenten nicht zwingend Bezug zu einer anderen hatten, hängen hier die Aktionen der Spieler recht eng zusammen. Man nimmt Arbeiter einer Farbe, in deren Farbe baut man ein Haus und setzt Gesandte auf ein farblich passendes Mosaik ins Forum. Alternativ klettert man auf einer von drei Skalen empor. Irgendwie resultieren daraus bei guter Bauweise Sofort-Boni und später Siegpunkte. Das sind schon Ketten, die man vorher mal antizipiert haben sollte, wenn man ein Ziel verfolgt. Nichts für Hektiker.

Forum Trajanum Spielszene - Foto von Axel Bungart

Aber neu ist das nicht und auch nicht besonders kreativ. Oder, wie es einer meiner Mitspieler ausdrückte: „Was ist jetzt das Besondere an dem Spiel?“. Da fällt die Antwort schon schwerer. Das Material ist wiederum üppig (bis darauf, dass sich vier Spieler zwei Spielhilfen teilen müssen), von guter Qualität und farblich einwandfrei. Die Spielregel ist auch in Ordnung. Hier hat man mal etwas Neues versucht: Unter jede Überschrift hat man eine Unter-Überschrift gesetzt, die schon einen etwas konkreteren Eindruck von dem vermitteln soll, was im folgenden Abschnitt beschrieben wird. Die Idee ist gar nicht schlecht. Mit 16 reich bebilderten und mit ausführlichen Beispielen versehenen Seiten ist sie auch nicht übermäßig lang. Und schließlich hat man auch dem Umstand Rechnung getragen, dass erfahrene Forum-Trajanum-Spieler eben mehr Erfahrung haben als Ersttrajaner und daher letzteren ein Startvorteil eingeräumt wird. Das findet man eher selten und ist eine gute Idee.

Bei der Spielmechanik bleibt aber zuerst nur das Draften der Coloniaplättchen im Gedächtnis. Aber selbst das ist nichts Neues. Hier wird der Spieler immer wieder vor die unangenehme Auswahl gestellt, Dinge abgeben zu müssen, die er eigentlich behalten möchte. Zum Glück gibt es Tribune, die es einem erlauben, ab und an beide Plättchen zu verwenden, was einen großen Vorteil bedeutet.

Forum Trajanum Siegpunkteleiste - Foto von Axel Bungart

Zu wenig Spielraum

Bei den vielen Siegpunktquellen sollte man meinen, dass viele Strategien zum Sieg verhelfen. Selbstredend sind manche ergiebiger als andere. Als besonders sprudelnder Quell hat sich dabei die Prestigeleiste erwiesen, die im Laufe des Spiels verschoben werden muss, wodurch sich die Punkteausbeute gleich in zwei Bereichen steigert. In unseren Partien hat es bisher keiner geschafft, den Sieg zu erringen, ohne die Leiste möglichst weit nach vorne zu bringen. Auch wenn es manchmal knapp ausging. Es entstand hier der Eindruck, dass der Königsweg über die Leiste führt. Da auch der sonstige Spielvelauf kein hohes Maß an Varianz verspricht, ist ein recht stereotyper Spielablauf zu befürchten, was den Wiederspielreiz mindert.  Klar, wenn auch nicht zwingend ist, dass bei Spielen wie diesem mit einem geringen Glücksfaktor der Weg definierter sein kann, als wenn das Glück an einer Stelle entscheidend eingreift. Nur fühlt es sich hier so an, als seien die Gleise gelegt und man müsse sie nur richtig befahren. Das stört mich an dem Spiel, weil es nicht genügend Spielraum bietet.

Berührungspunkte zwischen den Spielern bestehen, außer beim Plättchendrafting, nur beim Einsetzen der Gesandten im Forum, wo jeder versucht, möglichst große zusammenhängende Flächen zu belegen. Ansonsten spielt jeder für sich und verfolgt seine Ziele. Folglich funktioniert das Spiel dafür in jeder Besetzung gleich gut.

Und weil man auch nach längerer Pause wieder gut ins Spiel hineinfindet, ebbt der Wille nach einer neuen Partie so schnell nicht ab. Die schöne Aufmachung tut ein Übriges dazu und so ist letztlich der leicht gleichgültig klingende Schluss, dass Forum Trajanum zwar nicht enttäuscht, aber eben auch nicht aus der Masse der Spiele heraussticht.

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Forum Trajanum

  • Titel: Forum Trajanum
  • Verlag: HUCH!
  • Autor: Stefan Feld
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90-120
  • Jahrgang: 2018

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