Infos zu Das Syndikat
- Titel: Das Syndikat
- Verlag: Heidelberger Spieleverlag
- Autor: Jake Tlapek, David Fulton
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2016
Machen wir uns nichts vor, die Lage ist ernst. Wir leben in einer Gesellschaft, in der mächtige Megakonzerne versuchen, alle Aspekte des täglichen Lebens zu kontrollieren und uns ihren Willen aufzuzwingen. Widerstand ist nahezu unmöglich und ohne erkennbare Aussicht auf Erfolg. Einzig kleine Gruppierungen am Rand der Gesellschaft wagen es, mit ein paar entschlossenen Spezialisten den Kampf gegen die Konzerne aufzunehmen. Werden sie etwas ausrichten können? Oder setzen sich am Ende doch die Konzerne durch und können so auch noch den letzten Rest des Aufbegehrens beseitigen?
Soweit der (zusätzlich etwas dramatisierte und ausgeschmückte) Grundgehalt des Infotextes auf der Spielschachtel von Das Syndikat des Autorenduos Jake Tlapek und David Fulton (Heidelberger Spieleverlag). Zusätzlich ist dort noch die Rede von einem taktischen Handkartenspiel mit dem vollen Spaßfaktor eines Deckbau-Spiels, nur ohne Deck. Die Spieler werden dabei als Unterweltbosse Spezialisten rekrutieren und deren Einsätze koordinieren, wobei die einzigartige kartenhand-basierte Mechanik die volle Kontrolle über die eigene Spielstrategie verschafft.
Wie funkltioniert das Spiel Das Syndikat?
Das tönt alles wirklich verheißungsvoll und auch die grafische Gestaltung mit ihren Andeutungen dunkler Machenschaften weckt einige Vorfreude. Leider ist dann allerdings die Realität im Spiel eine ziemlich andere – Das Syndikat entpuppt sich unerfreulich rasch als eher einfaches, monoton ablaufendes und unspektakuläres Kartenablegespiel, bei dem nicht viel, das dafür dann aber immer wieder gleich passiert.
Die Spieler erhalten zu Beginn alle einen identischen Kartensatz mit ersten Spezialisten, konkret einen Drahtzieher, einen Dieb und einen Trickbetrüger. Diese weisen je eine der relevanten Kernkompetenzen aller Spezialisten im Spiel auf, nämlich Grips, Tempo oder Kraft. Allerdings spielt das dann im weiteren Verlauf der Partie kaum noch eine Rolle, geht es anschließend doch nur noch um die jeweiligen Farbwerte Blau, Grün oder Rot. Da hätte wesentlich mehr daraus gemacht werden können.
Auch das ganze anschließende Spiel ist enttäuschend einfach, um nicht zu sagen banal: Die Spieler legen jede Runde eine einzelne oder mehrere Karten gemeinsam, ein sogenanntes Team, vor sich aus. Einzelkarten erlauben bestimmte Aktionen, die als individuelle Eigenschaften der Spezialisten auf der Karte selber vermerkt sind. Sie verschaffen Geld (ist Macht, sind Siegpunkte) und allenfalls zusätzliche neue Spezialisten aus dem Vorrat oder von den Mitspielern oder erlauben gewisse Mutationen in der Auslage oder der Kartenhand der jeweiligen Spieler. Leider ist auch hier die Vielfalt der Aktionsmöglichkeiten eng begrenzt und es besteht kaum Raum für taktische Manöver oder Unterzüge.
Außerdem bleiben die Eigenschaften der Spezialisten völlig bedeutungslos, wenn diese als Team ausgespielt und in der Auslage platziert werden. Vielmehr dienen Teams dem Erwerb von Aufträgen in Form von Sonderkarten, die zuvor in der Tischmitte ausgelegt wurden, sofern die Farbwerte der Auftragskarte mit jenen der eingesetzten Spezialisten des Teams übereinstimmen. Ist das gegeben, geht der Auftrag an den Spieler, der ihn erfüllt hat, und liefert dann wertvolle Siegpunkte in der Schlusswertung. Die eingesetzen Spezialistenkarten dagegen bleiben vorerst in der Auslage liegen, wandern dann aber jede Runde eine Station weiter, bis sie nach meist zwei Runden Wartezeit auf die Hand zurück genommen und später erneut ausgespielt werden können.
Das Spiel endet, sobald entweder alle Münzmarker bzw. Aufträge verteilt oder aber keine Spezialistenkarten mehr verfügbar sind. Anschließend gibt es noch Belohnungen für zwei oder mehr zusammengehörende Aufträge, worauf der reichste Spieler gewinnt.
Das Syndikat: enttäuschendes Kartenspiel
Von Spielstrategie und Taktik oder auch nur Spaß oder Spannung fehlt bei Das Syndikat jede Spur. Die Auswahl der Spezialisten richtet sich praktisch ausschließlich nach ihren Farbwerten und den Aufträgen, die noch der Erfüllung harren. Unterschiedliche Strategien und damit verbundene Entscheidungen der Spieler gibt es keine, und selbst die Eigenschaften der Spezialisten kommen nur zum Tragen, wenn diese als Einzelkarten eingesetzt werden. Und das ist meist nur der Fall, wenn die Handkarten nicht ausreichen, um einen der noch offenen Aufträge zu erfüllen. Auf der anderen Seite zieht sich das Ganze doch ziemlich hin, sodass innerhalb kurzer Zeit die ersten Spieler beginnen, mehr oder weniger diskret auf die Uhr oder in die Runde zu schauen oder unter dem Tisch zu scharren in der Hoffnung auf Erlösung vom drögen Geschehen am Spieltisch.
Dabei brauchen einfache, knackige Spiele keineswegs auf Ablehnung zu stoßen, im Gegenteil! Mal ist der Name gewissermaßen Programm, dann listet selbst die Jury Spiel des Jahres immer wieder neue Titel auf, die mit wenig Regelwerk auskommen und trotzdem viel Spielspaß bereiten. Aber meist weisen diese Spiele auch einen besonderen Pfiff auf wie beispielsweise eine sich ständig wandelnde Kartenauslage oder zumindest hübsche Spielfiguren. Und selbst schwächere Spiele, die sonst nicht viel zu bieten haben, dauern wenigstens nicht allzu lang.
Das Syndikat dagegen besitzt nichts Spezielles oder gar Erinnerungswürdiges und plätschert stattdessen allzu lange nur so vor sich hin. Solche Spiele braucht niemand. Daher ist der Hinweis auf der letzten Seite der Anleitung auf weitere ähnliche Spiele, falls einem Das Syndikat gefallen habe, geradezu amüsant, um nichts noch Drastischeres zu sagen – in meinen Testrunden musste ich jedenfalls die Leute eher davon abhalten, das Spiel vorzeitig abzubrechen. Lust auch nur auf eine Revanchepartie hatte niemand, geschweige denn interessierte sich jemand für die anderen vergleichbaren Spiele derselben Art …
Spielanleitung zu Das Syndikat
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